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"Wir bemühen uns um nachhaltiges Wirtschaften"

Wort von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Haushaltspressekonferenz am 25. Februar 2014 in Würzburg

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich darf Sie zu unserer diesjährigen Haushaltspressekonferenz sehr herzlich begrüßen.

Über Kirche und Geld, über Transparenz und wirtschaftliches Handeln der Kirche wird in jüngster Zeit viel diskutiert. Die Insolvenz der Verlagsgruppe Weltbild, die Ereignisse in Limburg, aber auch Probleme mit Finanzanlageprodukten bieten trefflich Anlass, kirchliches Handeln zu hinterfragen und auch mehr oder minder gerechtfertigt zu kritisieren.

Ich möchte zunächst auf einen Punkt hinweisen, der vielfach zu Irritationen führt.

Es gibt vielerorts die Vorstellung, die katholische Kirche sei ein monolithisches, konzernartiges Gebilde, das ohne Kontrolle willkürlich und intransparent wirtschafte.

Dieser Vorstellung muss jedoch entschieden entgegengetreten werden. Die katholische Kirche ist ein – zugegeben komplexes –  Gebilde mit ausgesprochen subsidiären Strukturen. Auf dem Gebiet der Diözese Würzburg sind über 2000 verschiedene rechtlich selbständige Rechtsträger mit ganz unterschiedlichen Aufgaben und Strukturen tätig.

Ich darf hier nur eine typische Pfarrei in der Diözese Würzburg skizzieren. Dort gibt es eine Kirchenstiftung, die sich als Träger der ortskirchlichen Belange um Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus zu kümmern hat. Aufgrund der demographischen Entwicklung sind die vorhandenen Gebäude zumeist viel zu groß. Die zur Bewältigung der Aufgaben notwendige Finanzkraft ist oft zu gering.

Daneben gibt es einen Caritasverein, der sich als Träger eines Kindergartens selbstverständlich über viele Kinder in der Gemeinde freut. Gleichzeitig muss er sich aber mit den Schwierigkeiten und Problemen der Führung einer Kindertagesstätte auseinandersetzen. Eine Aufgabe, die oft sehr viel Ärger, aber wenig finanziellen Ertrag, meist nur abzudeckende Defizite mit sich bringt.

Die Erträge der örtlichen Pfarrpfründestiftung fließen entsprechend des Stiftungszweckes als Teilfinanzierung der Priesterbesoldung in den Diözesanhaushalt. Örtliche KAB oder Kolpingsvereine bereichern das soziale Leben vor Ort. Ministranten, Jugendverbandsarbeit, Arbeitskreise des Pfarrgemeinderates, Familien- und Seniorenkreise sowie kirchenmusikalische Aktivitäten haben ihre berechtigten Interessen.

Alle diese Rechtsträger, Gruppen und Kreise haben ihre eigenen Strukturen und Aufgaben. Die hierzu benötigten finanziellen Mittel können nicht einfach konzernmäßig zusammengezählt werden. Weder örtlich, erst recht nicht überörtlich. Schließlich werden ja auch nicht die einzelnen politischen Gemeinden und die nichtkirchlichen Vereine zu einem einzigen Gemeinde- oder Vereinsvermögen zusammengefasst.

Zu diesen örtlichen Strukturen kommen die vielfältigen überörtlichen, regionalen und diözesanweiten Aufgaben und Rechtsträger hinzu, insbesondere auch das vielfältige pastorale und soziale Engagement unserer Orden.

Aufgrund dieser komplexen subsidiären Struktur der katholischen Kirche mit ihren jeweils eigenständigen Organen und Aufgaben ist es nahezu unmöglich, eine einfache Transparenz kirchlichen Wirtschaftens herbeizuführen.

Möglich ist dies für die Diözese Würzburg und den Bischöflichen Stuhl zu Würzburg: hier setzen wir auf den weiteren Ausbau der Transparenz.

Der Haushalt der Diözese Würzburg wird bereits seit Jahrzehnten der Öffentlichkeit vorgestellt.

Erstmals wird dieses Jahr auch das wirtschaftliche Handeln des Bischöflichen Stuhles in unserer Haushaltsbroschüre aufgezeigt. Darauf werden später der Generalvikar und der Finanzdirektor eingehen.

Ich selbst möchte an dieser Stelle noch auf die Entwicklungen der Verlagsgruppe Weltbild eingehen, bei der die Diözese Würzburg nach wie vor Gesellschafterin ist. Das Thema schmerzt mich persönlich sehr – besonders mit Blick auf die zahlreichen Frauen und Männer, die bei Weltbild beschäftigt sind. Seit langem habe ich die Trennung der Diözesen von der Verlagsgruppe Weltbild gefordert. Meines Erachtens kann es keine kirchliche Aufgabe sein, ein solch großes Unternehmen mit seinen systembedingten Eigenheiten zu führen – ich nenne hier nur das mediale Angebot von Erzeugnissen, die der katholischen Lehre widersprechen. Leider ist es den Gesellschaftern nicht gelungen, in den Jahren bis 2012 eine Lösung zu finden, in einer Zeit also, in der sich zumindest die wirtschaftliche Situation der Verlagsgruppe noch sehr positiv dargestellt hat. Dass Weltbild dann im Geschäftsjahr 2012/2013 mit einem Verlust von 100 Millionen Euro weit über die Hälfte seines Eigenkapitals verliert und weitere erhebliche Verluste im Geschäftsjahr 2013/2014 produziert, war nicht abzusehen. Dieser dramatische marktbedingte Ergebniseinbruch hat letztlich dazu geführt, dass keine Handlungsalternative zur Insolvenz mehr gegeben war.

Obwohl die Diözese Würzburg also die Trennung von Weltbild lange vor der Insolvenz gefordert hat, stehen wir zur sozialen Verantwortung als Anteilseigner. Mit einem Betrag von 3,2 Millionen Euro wollen wir die sozialen Folgen der Insolvenz für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Weltbild abfedern. Dieser Betrag liegt um rund 25 Prozent über der Summe aller Gewinnausschüttungen, die die Diözese Würzburg aus der Beteiligung an Weltbild erhalten hat. Diese Entscheidung ist weder der Diözesanleitung noch dem Diözesansteuerausschuss leichtgefallen. Denn letztlich steht dieses Geld nicht mehr für pastorale Zwecke der Diözese zur Verfügung.

Schließlich noch ein Wort zum Anlageverhalten der Diözese. Wir bemühen uns um nachhaltiges Wirtschaften. Gemäß Canon 1284 des Codex des kanonischen Rechts (CiC) hat der Vermögensverwalter Sorgfalt und Umsicht walten zu lassen und bei sinngemäßer Anwendung des Artikels 6 des bayerischen Stiftungsgesetzes sind dabei die Grundsätze einer sicheren und wirtschaftlichen Vermögensverwaltung anzuwenden. Somit sind bei der Vermögensverwaltung die Ziele ethische Verantwortbarkeit, Nachhaltigkeit, angemessene Rendite, vertretbares Risiko sowie Sicherung der Liquidität und Stabilität angemessen zu berücksichtigen.

Mit ausgeglichenen Haushalten und dem vorhandenen Vermögen sorgt die Diözese Würzburg für gute Arbeitsbedingungen, für faire Löhne für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für sichere Arbeitsplätze – ohne zukünftigen Generationen Schulden und ungedeckte Ruhestandsverpflichtungen zu hinterlassen.