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Dr. Ruth Pfau im Alter von 87 Jahren gestorben

„Mutter der Leprakranken“ wirkte seit 1960 in Pakistan – Ärztin und Ordensfrau war dem Würzburger DAHW eng verbunden – Weltweite Ehrenbotschafterin der Lepra-Arbeit

Karachi/Würzburg (POW) Im Alter von 87 Jahren ist am Donnerstag, 10. August, die deutsche Ordensfrau und Ärztin Dr. Ruth Pfau in Pakistan gestorben. Das teilte die in Würzburg ansässige Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) mit, deren Ehrenbotschafterin für die weltweite Lepra-Arbeit sie war. Seit 1961 arbeitete die DAHW eng mit Pfau zusammen, gründete gemeinsam mit ihr zum Beispiel 1996 die Ruth-Pfau-Stiftung und unterstützt bis heute maßgeblich das von ihr gegründete pakistanische Hilfswerk Marie-Adelaide-Leprosy-Centre (MALC). „Ruth Pfau wird als große Kämpferin für eine bessere Welt in Erinnerung bleiben“, sagte DAHW-Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg: „Zigtausenden von Lepra gezeichneten und aus der Gesellschaft ausgegrenzten Menschen hat sie mit ihrer medizinischen und sozialen Hilfe ein neues Leben geschenkt. Das ist ihr Vermächtnis und zugleich unser Auftrag: Wir werden die Hilfe in ihrem Sinne fortsetzen.“ Ähnlich äußerte sich Harald Meyer-Porzky, Vorstand der Ruth-Pfau-Stiftung. „Ihr Tod bedeutet für alle, die sie kannten, einen großen Verlust und hinterlässt durch die enge Verbundenheit eine tiefe Trauer.“

Mehr als 50.000 Menschen wurden in Pakistan dank Pfau von Lepra geheilt. Dafür wurde sie nicht nur „Mutter der Leprakranken“ genannt, sondern 1979 auch zur Ehrenbürgerin und nationalen Beraterin für Leprafragen im Rang einer Staatssekretärin ernannt. Für ihre aufopfernde Arbeit, auch bei der Nothilfe nach Erdbeben oder Flutkatastrophen, hatte sie zahlreiche Anerkennungen erfahren, darunter den Marion-Dönhoff-Preis, den Klaus-Hemmerle-Preis, den Albert-Schweizer-Preis, den Damian-Dutton-Award, den Ramon-Magsaysay-Award, den pakistanischen Lifetime-Achievement-Award sowie den deutschen Fernsehpreis Bambi als „Stille Heldin“. Bis zu ihrem Tod setzte sie sich immer für Menschenrechte, Völkerverständigung sowie die Achtung aller Religionen ein.

Fast 60 Jahre hatte sich die Ärztin kämpferisch für Kranke und Ausgestoßene in Pakistan engagiert. Mit Unterstützung der DAHW baute sie in den 1960er Jahren in Karachi mit dem MALC eine moderne Spezialklinik auf. Daraus schuf sie in Pakistan ein flächendeckendes und bis heute funktionierendes Netz von Lepra- und Tuberkulose-Stationen. So werden selbst in den entlegensten Dörfern am Hindukusch die betroffenen Menschen mit wichtigen Medikamenten versorgt.

Pfau wurde am 9. September 1929 in Leipzig geboren. Mit 20 Jahren siedelte sie nach Westdeutschland über, wo sie in Mainz und Marburg Medizin studierte. Während ihrer Studienjahre war Pfau getrieben von der Suche nach einer bestimmenden Kraft für ihr Leben. 1951 ließ sie sich evangelisch taufen, 1953 konvertierte sie zum katholischen Glauben und trat 1957 dem Orden der „Töchter vom Herzen Mariä“ bei. 1960 sandte ihr Orden sie nach Asien. Eigentlich sollte sie als Gynäkologin nach Indien gehen, doch weil es bei einem Zwischenhalt in Karachi Probleme mit ihrem Visum gab, lernte sie diese Stadt kennen und schreckte nicht davor zurück, auch die Armenviertel zu besuchen.

Die junge Ärztin war entsetzt, als sie zum ersten Mal das Lager der Leprakranken in der pakistanischen Hafenstadt sah. Ausgestoßen und zum Sterben verdammt, lagen unzählige ausgehungerte und von Lepra entstellte Menschen auf den Straßen. „Der Mensch hat ein Recht auf Würde und Glück. Er ist nicht dazu geboren, im Schmutz zu leben“, sagte die Ordensfrau und ging sofort an ihre Arbeit. Pfau entschied spontan, bei diesen Menschen zu bleiben. „Das ist der Platz, zu dem Gott mich geführt hat“, sagte sie später rückblickend. Ihre besondere Sorge galt den pakistanischen Frauen. In der muslimischen Männergesellschaft würden sie oft unterdrückt. Wenn sie an Lepra erkrankten, drohe ihnen ein unbarmherziges Schicksal. Die Ordensfrau wusste zum Beispiel von einem erkrankten Mädchen zu berichten, das von seinen Eltern eingemauert wurde, weil die Familie sich für ihr Kind schämte.

(3317/0866; E-Mail voraus)

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