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„Ein großes Mehr an Präsentation“

Domschatz Würzburg eröffnet in neuen Räumen und mit neuer Konzeption – Domkapitular Lenssen: „Mehr ideeller denn materieller Schatz“ – Zusammenhänge für Betrachter sichtbar machen – Ab 27. Juni geöffnet

Würzburg (POW) „Jetzt ist der Domschatz dort, wo er hingehört – im Dom“. Mit diesen Worten hat Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg, einen Schlussstrich unter den Umzug des Domschatzes Würzburg an den neuen Standort im Würzburger Kiliansdom gezogen. Rund neun Monate war der Domschatz für Besucher geschlossen. Bei einem Presserundgang am Freitagvormittag, 26. Juni, stellten Lenssen und sein Stellvertreter Dr. Wolfgang Schneider, Kurator des Domschatzes Würzburg, die neue Konzeption vor. Für Besucher ist der Domschatz Würzburg ab Samstag, 27. Juni, wieder geöffnet.

Auf 170 Quadratmetern sind 182 Objekte ausgestellt, vom winzigen Reliquienpartikel bis zur wuchtigen Grabsteinplatte. Es seien geringfügig weniger Quadratmeter als am alten Standort in der Plattnerstraße. „Aber es ist ein großes Mehr an Präsentation“, waren sich Lenssen und Schneider einig. Für die Neukonzeption wurde der Domschatz Würzburg in vier Themenbereiche unterteilt: Reliquien, Domkapitel, Bischöfe und der Dom als Ort der Liturgie. Präsentiert werde nicht die Geschichte der Bischöfe, sondern jene des Würzburger Doms, präzisierte Lenssen. Auch ginge es nicht darum, materielle Werte zu zeigen. „Der Domschatz war ein ideeller Schatz. Es werden Stücke präsentiert, die man über die Jahrhunderte hinweg als Schatz empfunden hat“, erklärte der Kunstreferent.

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen die Reliquien, denen gleich am Eingang ein großer Bereich gewidmet ist. Als Hintergrund sind die Gefäße abgebildet, in denen sie einst aufbewahrt wurden. Lenssen und Schneider lenkten den Blick auf einige ausgewählte Stücke. Zum Beispiel auf eine Grabplatte von 1512 aus der Werkstatt von Tilman Riemenschneider, die einst für die Domherren Heinrich und Johann Schott von Schottenstein gefertigt wurde. Sie ist nicht an der Wand befestigt, sondern steht frei zugänglich im Raum. Mit gutem Grund, denn ihre Rückseite ist zugleich die barocke Grabplatte für den 1704 gestorbenen Domherrn Philipp Ludwig Faust von Stromberg. Damals habe man die Gruft wohl neu belegt, erklärt Schneider. „Man hat den Stein einfach gewendet und wieder verwendet.“

Dass auch Bischofsgewänder der Mode unterliegen, kann man unter anderem an den ausgestellten Mitren sehen. Das Exemplar aus der Zeit um 1725 bis 1750 zeigt klassische Blumenmotive, während die Mitra von Bischof Josef Stangl aus den frühen 1970er Jahren deutlich an die fantasievollen Muster jener Zeit erinnert. „Man hat die Modestoffe der jeweiligen Zeit verwendet“, sagte Lenssen. Ein weiterer Blickfang sind die Messgewänder in ihrer barocken Pracht. „Hochbezahlte Spezialisten haben diese Dinge gefertigt. Das Beste war für die Liturgie gerade gut genug.“

Bei der Neukonzeption habe man besonderen Wert darauf gelegt, den Besuchern die Hintergründe zu erläutern. „Viele Menschen wissen heute nicht mehr um die einzelnen Stücke und ihre Verwendung“, sagte Lenssen. Er erklärte das am Beispiel einer liturgischen Schere. Im alten Domschatz habe man die Bedeutung erklären müssen. Nun habe man ein Gemälde dahinter gehängt, auf dem ein Bischof bei einer Weihehandlung eine Locke abschneidet. „Die Besucher sollen die Objekte in Zusammenhänge stellen können“, ergänzte Schneider.

Vieles ist im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen. Gegenstände aus Gold und Silber seien in früheren Zeiten eher als Rücklagen denn als Kunstwerke angesehen und bei Bedarf eingeschmolzen worden, sagte Schneider. So dienten beispielsweise die Gemälde der Heiligen Kilian, Kolonat und Totnan, die zuvor in der Sakristei der Neumünsterkirche hingen, als Vorlage für Silberbüsten der Frankenapostel. Diese seien 1794 eingeschmolzen worden. Manches verloren geglaubte Stück fand sich dagegen auf ungeahnte Weise wieder. Etwa das Kapitelkreuz von Johann Georg Oegg, gefertigt um 1750. Bei einer Einladung bei einem Antiquitätenhändler sei ihm ein Ehepaar vorgestellt worden, erinnerte sich Lenssen. „Auf einmal sah ich an dieser Dame das Kreuz.“ Sie habe es später für den Domschatz überlassen.

Von dem neuen Standort im Kiliansdom versprechen sich Lenssen und Schneider nicht zuletzt mehr Besucher für den Domschatz Würzburg. „Die vorherige Lage im Marmelsteiner Kabinett in der Plattnerstraße war doch etwas abseits. Man braucht keine seherische Begabung, um zu wissen, dass mehr Besucher den Weg in den Domschatz finden werden als am alten Standort.“

Der Domschatz Würzburg am neuen Standort im Kiliansdom ist ab Samstag, 27. Juni, für Besucher geöffnet. Die regulären Öffnungszeiten sind jeweils Montag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr. Aufgrund von Gottesdiensten kann es gelegentlich zu Schließungen kommen. Am Mittwoch, 1. Juli, sowie am Donnerstag, 2. Juli, bleibt der Domschatz Würzburg geschlossen. Am Freitag, 3. Juli, ist erst ab 13 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind nach Voranmeldung unter Telefon 0931/38665600 möglich. Der Eintritt kostet drei Euro, ermäßigt zwei Euro. Die Verbundkarte für das Museum am Dom und den Domschatz kostet 4,50 Euro.

sti (POW)

(2715/0645; E-Mail voraus)

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