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Gleichzeitig digital und traditionell

Neue Orgel der Würzburger Pfarrkirche Sankt Peter und Paul wird am 29. Januar geweiht – Aus baulichen Herausforderungen eine Tugend gemacht

Würzburg (POW) Wer die neue Orgel in der Würzburger Pfarrkirche Sankt Peter und Paul von den Bänken im Kirchenschiff aus hört, der wird seinen Ohren nicht trauen. Scheinbar von allen Seiten dringt der voluminöse Klang an die Ohren. Das liegt am Zusammenspiel von traditionellem Orgelbauhandwerk, modernster Netzwerktechnik und der besonderen Architektur der Kirche. Am Montagabend, 29. Januar, um 18.30 Uhr wird Stadtdekan Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Innenstadt, im feierlichen Hochamt am Fest des heiligen Aquilin die Orgel weihen. Damit findet das Jahr einen besonderen Abschluss, in dem des 1000. Jubiläums des Martyriums des einzigen in Würzburg geborenen Heiligen gedacht wurde.

Die alte Orgel aus dem Jahr 1956 hatte nach Wasserschäden, Rissen in den Windladen und Bälgen schon lange den Dienst versagt und wurde im Jahr 2010 endgültig abgebaut. Ihre Pfeifen waren – der Nachkriegszeit geschuldet – eine Sammlung aus Teilen anderer Instrumente. „In Sankt Peter und Paul war man sich des Problems schon lange bewusst. Seit rund 25 Jahren wird hier für die neue Orgel gespart“, berichtet Vorndran. Etwa die Hälfte der Gesamtkosten von rund 500.000 Euro war auf diese Weise schon zusammengetragen, weitere 150.000 Euro gab die Diözese Würzburg dazu. Die noch fehlenden 100.000 Euro will die Gemeinde unter anderem durch Benefizkonzerte zusammentragen.

Doch einfach am Platz der alten eine neue Orgel bauen? Das war in diesem Fall nicht machbar. Im Zuge der Innenrenovierung der Kirche war 2015/16 das Fenster auf der Westseite wieder geöffnet worden, um mehr Licht herein zu lassen. An ein durchgehendes großes Gehäuse auf der Westempore war also nicht mehr zu denken. Daran war auch bei der Planung schon längst nicht mehr gedacht. „Joseph Greising hatte beim Umgestalten der Kirche im frühen 18. Jahrhundert die Herausforderung, den relativ schmalen Chor im Osten und zwei dicht beieinander stehende romanische Kirchtürme im Westen mit einzubeziehen. Erst hinter diesen beginnt die Empore – eigentlich zu weit weg, um die Orgel im Kirchenschiff gut zu hören“, erklärt Vorndran.

Diözesanmusikdirektor Gregor Frede, Stadtkantor Stefan Walter und Orgelbaumeister Johannes Vleugels von der gleichnamigen Traditionsfirma aus Hardheim im Odenwald machten bei der Planung aus der Not der massiven Türme im Inneren der Kirche eine Tugend: Sie verteilten die mehr als 2050 Pfeifen – die kleinste gerade einen Zentimeter hoch, die größte mehr als fünf Meter – der 35 klingenden Register auf vier Gehäuse. Zwei davon befinden sich ganz klassisch auf der Westempore, links und rechts vom großen Fenster. Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano entwarf hierfür zwei klassisch elegante Prospekte, die sich in ihrer Schlichtheit harmonisch in die Optik der Kirche einfügen. Zwei weitere Gehäuse sind nahezu versteckt auf den nördlichen und südlichen Seitenemporen positioniert. Durch die im Raum verteilten Orgelgehäuse entsteht im Kirchenschiff der Eindruck eines nicht verortbaren, schwebenden „Surroundklangs“. „Die Musik perlt wie ein Wasserfall von den Emporen auf die Zuhörer herab“, sagt Vorndran.

„Die Orgel ist im besten Sinne eine Universalorgel mit symphonischem Charakter, hervorragend geeignet für das liturgische Orgelspiel und die Interpretation von Orgelliteratur aller Stilepochen“, erklärt Frede. Technisch biete sie einige Schmankerl, wie sie gerade für die Ausbildung von Nachwuchsorganisten wichtig seien. „Von den kreativen Möglichkeiten ist sonst nur die Domorgel auf dem gleichen Stand, auch wenn wir insgesamt im Bistum Würzburg vom Standard her im deutschlandweiten Vergleich auf einem sehr guten Niveau sind.“ Das neue Instrument hat drei Manuale. Bis auf das Pedal ist jedes Werk mit einem Schwellwerk ausgestattet, kann also in der Lautstärke vom Pianissimo bis zum Fortissimo geregelt werden.

Der Spieltisch befindet sich auf der nördlichen Seitenempore, damit der Organist einen guten Kontakt zur singenden Gemeinde hat und das Instrument auch gut abhören kann. Die Pfeifen werden elektronisch via Netzwerkkarten angesteuert. „Das bringt den Vorteil mit sich, dass jedes Register auf jedes Manual gelegt werden kann“, sagt Walter. Bei einer klassischen mechanischen Traktur, bei der die Ansteuerung der Pfeifen von den Tasten über ein Verbindungssystem aus feinen Holzleisten erfolgt, wäre ein derartiger Wechsel nicht machbar. Wie beim Klavier ermöglicht das Instrument zudem, anschlagsdynamisch zu spielen. Je nach Kraft, mit der die Tasten gedrückt werden, kann der Organist mehr oder weniger Register zuschalten. Zudem gibt es Oktavkoppeln, die jeden gespielten Ton oktavversetzt in der Höhe oder Tiefe ergänzen.

„Als wir im Frühjahr 2016 mit den Planungen begannen, wussten wir, das wird auch für uns eine große Herausforderung“, erzählt Orgelbauer Vleugels. Es galt, sich in das Konzept und den besonderen Raum der Kirche Sankt Peter und Paul hineinzudenken. „Wenn wir etwas machen, machen wir es immer so gut, wie es nur möglich ist.“ Im Zulieferer Laukhuff aus Weikersheim habe seine Firma den Partner gehabt, der für den elektronischen Teil die wochenlange Programmierarbeit und die Einrichtung der vier Schaltschränke zuverlässig übernommen habe. Die digitale Technik, für die rund 2500 Leitungen mit einer Gesamtlänge von etwa 8,5 Kilometern verlegt wurden, macht es den Organisten möglich, beispielsweise Klangeinstellungen und Manualbelegungen abzuspeichern und via Touchpad in Sekundenschnelle am Spieltisch abzurufen.

Was das Instrument leistet, ist unter anderem beim Orgelzyklus 2018 zu hören, bei dem jeweils freitagabends renommierte Organisten, zum Teil mit weiteren Instrumentalisten, Benefizkonzerte in Sankt Peter und Paul geben. Den Auftakt macht am Freitag, 9. Februar, um 19.30 Uhr Stadtkantor Stefan Walter. Gemeinsam mit Harfenistin Rosemarie Seitz spielt er ein Konzert für Harfe und Orgel. Orgelführungen für Interessierte bietet Stadtkantor Walter an den Sonntagen 11. und 25. Februar direkt im Anschluss an den Gottesdienst jeweils gegen 11.15 Uhr an.

mh (POW)

(0518/0098; E-Mail voraus)

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