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Vertretung der Getauften und Gefirmten

Pontifikalgottesdienst mit Bischof Dr. Franz Jung und Festakt zum 50. Jubiläum von Diözesanrat und Pfarrgemeinderäten im Bistum Würzburg – Pastoraltheologe Professor Christian Bauer plädiert für mehr Synodalität in der Kirche – Bischof Jung: Passende Rahmenbedingungen für Christus- und Nächstenliebe schaffen

Würzburg (POW) Mit einem Gottesdienst mit Bischof Dr. Franz Jung und einem anschließenden Festakt haben Aktive und Ehemalige des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg am Freitag, 12. Oktober, im Würzburger Neumünster fünf Jahrzehnte Pfarrgemeinderäte und Diözesanrat im Bistum Würzburg gefeiert. Viel Gutes sei seit 1968 erreicht worden. Aber für die Zukunft gelte es, sich nicht darauf auszuruhen. Das betonten Bischof Jung, Festredner Pastoraltheologe Professor Dr. Christian Bauer (Innsbruck) und Herbert Becker, dienstältestes Mitglied des Diözesanrats.

Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner erläuterte beim Festakt, dass der Diözesanrat sich in den 50 Jahren seines Bestehens stets seiner Verantwortung als Vertretung der Getauften und Gefirmten und als Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft bewusst gewesen sei. So sei das Gremium bei großen diözesanen Projekten wie „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ und der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften ebenso engagiert gewesen wie derzeit beim Projekt „Pastoral der Zukunft“. Auch in der Öffentlichkeit habe der Diözesanrat Farbe bekannt, wenn es zum Beispiel um den Schutz des Lebens ging, die Bewahrung der Schöpfung oder die Flüchtlingspolitik. „Für uns waren dabei immer die Botschaft des Evangeliums und das christliche Menschenbild Richtschnur.“ Büttner dankte allen, die ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte des Diözesanrats hatten: Bischöfen, Generalvikaren, dem Allgemeinen Geistlichen Rat. „Besonders dankbar können wir in der Diözese Würzburg dafür sein, dass in den vergangenen Jahren so viele Frauen, Männer und besonders auch Jugendliche bereit waren, Verantwortung zu übernehmen, Freizeit zu opfern und in den Laienräten unseres Bistums engagiert und mit viel Herzblut ihre Ideen einzubringen“, sagte Büttner.

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Der aus Gerbrunn stammende Innsbrucker Pastoraltheologe Bauer brach in seinem Festvortrag eine Lanze für mehr Synodalität – für mehr gemeinsames Auf-dem-Weg-sein – in einer postklerikalen Kirche. Papst Franziskus habe in seinem „Brief an das Volk Gottes“ vom vergangenen August betont, dass der Klerikalismus nicht nur eine Ursache für sexuellen Missbrauch sei. Er erzeuge zudem, „sei er nun von den Priestern selbst oder von den Laien gefördert, eine Spaltung im Leib der Kirche“. In einer postklerikalen Kirche sprächen Räte, nicht weil ihnen der Klerus gönnerhaft das Wort erteile, sondern weil sie eine Stimme hätten, die gehört werden müsse. Pfarrgemeinde- und Diözesanräte seien „kirchenrechtlich verfasste Orte eines auf Dauer gestellten synodalen ‚Wege-Suchens im Gespräch‘“. „Nicht alle müssen dabei immer gemeinsam vorangehen. Aber wir brauchen doch alle immer wieder auch Momente eines synodalen Innehaltens, einer ‚Synchronisierung‘ des gemeinsamen Wegs.“ Würden die diözesanen Strukturprozesse in diesem Geist konzipiert, könnten sich die Beteiligten synodal darüber verständigen, wie Pfarreien zu Räumen einer neuen pastoralen Weite werden können, „in denen Altes in Würde sterben und Neues in Freiheit leben darf. Und auch darüber, wie diese vergrößerten Pfarreien dann andererseits auch heimatliche Orte einer neuen pastoralen Nähe werden können, deren Pfarrgemeinderäte lokale geistliche Kraftzentren sind, die andere begeistern und mitziehen.“

Gemischt fiel der Blick von Becker auf die vergangenen fünf Jahrzehnte Diözesanrat im Bistum Würzburg aus. Becker dankte den bisherigen Diözesanratsvorsitzenden Dr. Johannes Meisenzahl (1968 bis 1985), Dr. Engelberth Muth (1986 bis 1998), Norbert Baumann (1998 bis 2006) und Karl-Peter Büttner (2006 bis 2018) für die große Umsicht und die lange getragene Verantwortung, die Kontinuitäten und Vertrauen habe wachsen lassen. Zugleich kritisierte er, dass sich manche Diskussionen fruchtlos wiederholt hätten. „Als 2011 ein deutschlandweiter Dialogprozess durch die Deutsche Bischofskonferenz in einer Flucht nach vorne angeordnet wurde, stieß das in unseren Gremien auf wenig Begeisterung.“ Viele der Älteren hätten ja noch „Wege suchen im Gespräch“ im Hinterkopf gehabt. Groß sei der Einsatz gewesen, gering der Ertrag und die Folgen. Becker erinnerte daran, dass die Würzburger Synode 1975 beschlossen habe, aus einer Gemeinde, die sich pastoral versorgen lässt, müsse eine Gemeinde werden, die ihr Leben im gemeinsamen Dienst aller und in unübertragbarer Eigenverantwortung jedes Einzelnen gestalte. „Wo stünden wir heute, 43 Jahre später, wenn diesen Worten damals mutige Versuche und Schritte gefolgt wären? Der bescheidene spätere Teilversuch ,Pfarreienbeauftragte‘ wurde 2004 abrupt eingestellt. Gilt vielleicht auch für die Kirche: ‚Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben?‘“ Am Ende der Amtszeit des neuen Würzburger Bischofs werde die Kirche von Würzburg anders aussehen müssen, wie Becker betonte. „Alles wächst von unten nach oben, nichts von oben“, zitierte er Theresa von Avila.

Bischof Jung wies sowohl in seiner Predigt wie in seinem Grußwort beim Festakt darauf hin, dass im Blick auf die Zukunft schmerzhafte Vorgänge nicht vermeidbar seien. „Wenn der Weinstock mehr und bessere Frucht bringen soll, muss er beschnitten werden“, sagte der Bischof in der Predigt. Abzuschneiden seien aufreibende Kompetenzkonflikte zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, alle Bemühungen um Selbsterhalt, die nur darauf zielten, den Status quo zu zementieren. Verteilungskämpfe um die besten Gottesdienstzeiten und das Geld seien zerstörerisch und spalteten. „Abzuschneiden sind die seit Jahren überkommenen Agenden der Pfarrgemeinderäte, die immer neu wiederholt werden, auch wenn es immer weniger Menschen anspricht.“ Es gelte zu überlegen, welche Formate neu entwickelt werden müssen, um andere zu erreichen. Vorstellungen von Universalzuständigkeit erteilte der Bischof eine klare Absage. „Wir überfordern uns.“ Statt etwas für die Menschen zu tun sei gefragt, etwas mit den Menschen gemeinsam zu machen. „Es heißt, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Menschen ihr Kostbares an Christusliebe und Nächstenliebe einbringen können – nicht aus Zwang, sondern aus freier Hingabe und Freude“, sagte Bischof Jung.

In seinem Grußwort hob er hervor, dass er dankbar sei für alles, was in den Räten seit 50 Jahren geleistet worden sei. Der Bischof lud die Anwesenden ein, mit ihm zu überlegen, wie die Kommunikation zwischen den Räten und den übrigen Gläubigen verbessert werden könne. Wichtig sei außerdem, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Wenn zum Beispiel in ländlichen Teilen des Bistums die Klage geäußert werde, dass sich das Leben woanders hin verlagert habe, sei zu fragen: „Wo sind die Punkte, an denen man die Menschen trifft und das Evangelium verkünden kann? Für das Gelingen der ‚Pastoral der Zukunft‘ wird es genau darauf ankommen.“ Räte seien gerade in schwierigen Zeiten gefordert. „Ich bitte Sie heute, mutig zu sein. Gemeinsam wollen wir alle Dinge beraten. Aber sie müssen dann auch gemeinsam getragen werden, von jedem auf seiner Ebene“, sagte Bischof Jung. Zu überlegen sei zudem, wie die Teilhabe von Menschen gestaltet werden kann, die sich nicht in der Lage sähen, in einen Rat zu gehen.

Musikalisch gestaltet wurden Gottesdienst und Feierstunde von Domorganist Professor Stefan Schmidt und dem Ensemble „Sing’n‘Swing“.

mh (POW)

(4218/1053; E-Mail voraus)

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