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Der Glanz der Ewigkeit

Sonderausstellung „Strahlkraft“ im Museum am Dom zeigt Silberfiguren – Zumeist von Augsburger Silberschmieden mit viel Geschick nach Vorlagen gefertigt

Würzburg (POW) Das wertvolle Material verleiht diesen Heiligenfiguren einen besonderen Glanz. Vielfach war der monetäre Wert des Metalls aber auch zugleich der Grund, warum nur ein Bruchteil der einst im Bistum Würzburg vorhandenen Silberfiguren erhalten geblieben ist. Einen eindrucksvollen Überblick über die mit viel Kunstfertigkeit hergestellten Bildwerke gibt die Ausstellung „Strahlkraft“, die bis zum 20. Januar 2019 im Würzburger Museum am Dom gezeigt wird. „Es ist das erste Mal, dass für eine Ausstellung alle Silberskulpturen aus der gesamten Diözese zusammengetragen wurden“, erklärte Michael Koller, kommissarischer Leiter der Museen des Bistums, bei einem Presserundgang am Freitag, 19. Oktober.

In jeglicher Hinsicht warteten viele Glanzstücke auf die Besucher, erklärte Koller. Um die Sicherheit der vor allem wegen der außerordentlichen kunsthandwerklichen Qualität wertvollen Werke zu gewährleisten, sei eine neue mechanische Zugangssicherung am Zwischengeschoss des Museums am Dom errichtet worden. Besonderen Dank zollte Koller neben den viele Leihgebern, darunter vor allem Kirchenstiftungen, den beiden Kuratoren Dr. Wolfgang Schneider und Dr. Patrick Melber. Diese hätten mit viel Einsatz und Recherche Wichtiges zur Einordnung und Geschichte der jeweiligen Werke gesammelt.

„Silber fand deswegen Verwendung, weil das Material mit seinem Glanz immer auf das Jenseits verweist. Zugleich wurde das Edelmetall auch verwendet, um damit die besondere Verehrung für die Heiligen zum Ausdruck zu bringen“, erläuterte Schneider. Insgesamt rund 70 Exponate sind in der Sonderausstellung in Würzburg zu sehen. Nicht zuletzt den von den Spaniern in Südamerika eroberten Silberminen und dem dadurch ab dem 16. Jahrhundert in großer Menge und zu relativ günstigem Preis erhältlichen Edelmetall sei es zu verdanken, dass Heiligenfiguren und liturgisches Gerät aus Silber vor allem im Barock sehr populär waren. Dennoch sei die aktuelle Schau, in der auch eine Leihgabe aus dem Erzbistum Bamberg zu finden ist, zugleich ein Überblick über alle im Bistum Würzburg erhaltenen Silberfiguren. „Praktisch alle sind nach wie vor regelmäßig liturgisch im Gebrauch, werden zum Beispiel bei Prozessionen mitgetragen“, hob Schneider hervor.

Das gilt auch für die Silberbüste des heiligen Aquilin, des einzigen in Würzburg geborenen Heiligen. Für einen Knochensplitter des in Mailand ermordeten Märtyrers fertigte der Augsburger Johannes Zeckel zwischen 1713 und 1717 im Auftrag der Würzburger Bürgersodalität eine lebensgroße Halbfigur. Die Siegespalme in Aquilins Linker galt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen. 2018 fertigte die Würzburger Goldschmiede Engert diese neu an. Ebenso wurde auch der ursprüngliche Holzsockel rekonstruiert, der mit der sichtbaren Reliquie 1945 im Feuer unterging. „Die Figur ist also erstmals wieder im Urzustand zu sehen“, erklärte Schneider.

„Viele Heiligenbüsten und Lichterampeln, die beispielsweise noch auf zeitgenössischen Kupferstichen von Kirchen zu sehen sind, wurden gegen Ende des Barocks und nach der Säkularisation eingeschmolzen, um mit dem Silber kriegerische Auseinandersetzungen zu finanzieren oder anderweitig wieder für Geldmittel zu sorgen“, sagte Kurator Schneider. Unter anderem wurden so 1795 die Silberstatuen zerstört, die 1676 nach den Entwürfen des Malers Oswald Onghers durch Georg Reischle hergestellt worden waren. Unter den Kunstwerken, denen dieses Schicksal erspart blieb, sind auffallend viele Mariendarstellungen. „Diese Statuen gehörten geistlichen Bruderschaften wie den Mariensodalitäten und waren daher dem Zugriff der jeweiligen Herrscher entzogen“, erklärte Schneider. Viele wertvolle Silbergegenstände aus dem Würzburger Dom und der Marienkapelle seien zudem bei der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 ein Raub der Flammen geworden. So zeigt ein Schaukasten einige aus den Trümmern der Marienkapelle gerettete Silberverzierungen eines Heiligensockels mit dickem Rußüberzug.

Die Mehrheit der im Museum am Dom gezeigten Kunstwerke stammt übrigens von Augsburger Silberschmieden. Diese waren im 17. und 18. Jahrhundert darauf spezialisiert, nach Vorlagen von Bildhauern ihre Figuren aus Silberblech zu treiben. Wie sehr die Bildsprache dabei jeweils von den künstlerischen Vorgaben abhängig war, zeigt der Vergleich zweier Madonnen. Beide wurden vom gleichen Silberschmied geschaffen, haben aber, der unterschiedlichen zugrunde liegenden Entwürfe wegen, einen komplett unterschiedlichen Ausdruck. In einer museumspädagogischen Ecke der Ausstellung wartet zudem eine kleine Silberschmiedewerkstatt auf die Besucher. Sie zeigt mit den Werkzeugen den technischen Aspekt hinter der Herstellung der besonderen Kunstwerke.

Die Ausstellung „Strahlkraft“ ist im Würzburger Museum am Dom bis einschließlich Sonntag, 20. Januar 2019 dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Ergänzt wird sie durch ein umfangreiches Programm an begleitenden Veranstaltungen und Führungen.Nähere Informationen im Internet unter www.museum-am-dom.de.

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