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Trauer um Adolf Ullmann

Langjähriger Diözesan- und Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde gestorben – Unermüdliche Versöhnungsarbeit zwischen Deutschen und Tschechen geleistet – Requiem am 10. April in Höchberg

Würzburg/Höchberg (POW) Das Bistum Würzburg und die Ackermann-Gemeinde trauern um Adolf Ullmann. Der langjährige Würzburger Diözesanvorsitzende und ehemalige Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde starb am Samstag, 5. April, im Alter von 71 Jahren nach langer Krankheit in Würzburg. Er galt als Motor der Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen. „Das Bistum Würzburg dankt Ullmann für die unermüdliche Versöhnungsarbeit zwischen beiden Nachbarvölkern“, würdigte Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand den Verstorbenen.

34 Jahren stand Ullmann von 1974 bis 2008 an der Spitze der Ackermann-Gemeinde in der Diözese Würzburg, des Verbands vertriebener katholischer Sudetendeutscher. Als Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde engagierte er sich von 2004 bis 2010, bereits seit 1991 gehörte er dem Bundesvorstand an, von 1996 bis 2004 als stellvertretender Bundesvorsitzender. Seit 2011 war Ullmann Beauftragter für die Kultur- und Bildungsarbeit im Institutum Bohemicum der Ackermann-Gemeinde.

Geboren in Neudek im Erzgebirge, erlebte Ullmann als Kleinkind den Verlust der Heimat. „Wir sind im Winter 1945/1946 von selber gegangen, bevor sie uns ins Lager gesteckt hätten“, erzählte er bei seinem Abschied als Diözesanvorsitzender. Im Februar 1946 landete seine Familie im Klarissinnenkloster Riedenburg im Altmühltal. Die ersten sieben Jahre wohnte die Familie im Kloster, dann bis 1969 im Ort. Ullmann nutzte in diesen Jahren den guten Draht zu seiner Tante in Haßfurt, die ihm Quartier für die Schulzeit am Haßfurter Gymnasium bot. Nach dem Studium der Pädagogik in Würzburg unterrichtete Ullmann an verschiedenen Schulen Unterfrankens, ehe er von 1970 bis 2007 an der Zellinger Hauptschule wirkte und zusammen mit Frau und Kindern eine feste Bleibe in Höchberg fand.

Der erzwungene Weggang aus der Heimat war für Ullmann Grund genug, sich in der Ackermann-Gemeinde zu engagieren. Den Jugendverband Junge Aktion führte er bereits in den 1960er Jahren, zur Ackermann-Gemeinde brachte ihn seine Tante. Zunächst galt es, Ehrenamtliche zu mobilisieren und Kontakte in die Tschechoslowakei zu organisieren. Zentrales Thema für Ullmann durch all die Jahre war der Einsatz für den europäischen Gedanken mit Blick nach Osten – und das Ganze auf dem Boden des christlichen Glaubens und der Kirche. Vor dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa 1989/90 waren für Ullmann der Einsatz für die Kirche in der Verfolgung und die grenzüberschreitenden Kontakte das Prägende. Damals Verbotenes und geheim Gehaltenes waren für Ullmann Teil seiner Besuche im Osten: der Schmuggel von religiöser Literatur, Messgewändern, Hörgeräten, Kopierern und vielem mehr in die damalige Tschechoslowakei.

Nach der Wende galt es, den Wandel in der Versöhnungsarbeit zu gestalten und Kontakte, Begegnungen und Partnerschaften aufzubauen und zu fördern. Ullmann ging es dabei um eine neue Nachbarschaft zu Tschechien. „Wir müssen dem Dauerkonflikt zwischen den beiden Völkern irgendwann entrinnen, ohne aber die Geschichte der letzten 150 Jahre einfach vom Tisch zu wischen. Sie wirft auch Schatten in die Zukunft“, lautete seine Motivation. Europa müsse sich heute den Fragen der ethnischen Konflikte stellen. Die Ackermann-Gemeinde sei hier gefordert, das Interesse zu wecken und zu informieren. Der Einsatz für Migranten und die Hilfe für Menschen in Osteuropa durch die Aktion „Renovabis“ sah Ullmann als neue Arbeitsfelder für den Verband.

Dass der Wandel der Ackermann-Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten bewältigt wurde und neue Probleme wie die Aussiedlerfrage aufgegriffen wurden, sah Ullmann als besonderes Plus seiner langen Amtszeit. Kulturelle Traditionen wurden aufrechterhalten und mit neuen Veranstaltungen wie der Nepomukfeier, der Wallfahrt nach Retzbach oder den Kilianitag der Aussiedler und Vertriebenen besetzt. Die Landkreispartnerschaft zwischen Würzburg und Sumperk/Mährisch-Schönberg, deutsch-tschechische Pfarrei- und Schulbegegnungen, Jugendaustausch und viele persönliche Kontakte waren Ullmann sehr wichtig. Die Mithilfe beim Aufbau des Gästehauses im Dobra Voda (Gutwasser) im Böhmenwald und eine neue Perspektive für die westböhmische Wallfahrtskirche Maria Stock gehörten ebenfalls zu seinen Initiativen.

Ullmanns Engagement würdigte Papst Benedikt XVI. im Jahr 2008 mit der Verleihung des päpstlichen Ordens „Pro Ecclesia et Pontifice – Für Kirche und Papst“. 2012 wurde Ullmann mit der Europamedaille der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament ausgezeichnet. Die Diözese Würzburg würdigte ihn 2004 mit der Verleihung der Sankt-Bruno-Medaille. Bereits 1993 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Die Ackermann-Gemeinde schaut in großer Dankbarkeit auf Ullmanns Wirken für eine Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen sowie für ein engeres und lebendigeres Miteinander beider Völker. „Mit Adolf Ullmann verlieren wir einen Weggefährten und Freund, der die Anliegen der Ackermann-Gemeinde als Christ und Europäer durch und durch lebte und verkörperte“, heißt es im Nachruf.

Das Requiem für den Verstorbenen wird am Donnerstag, 10. April, um 14 Uhr in Höchberg-Sankt Norbert gefeiert. Die Beisetzung auf dem Alten Friedhof schließt sich an.

bs (POW)

(1514/0353; E-Mail voraus)

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