Würzburg (POW) Im Bistum Würzburg ist der Gesprächsprozess in vorbildlicher Weise bis auf die Ebene der Pfarreiengemeinschaften hin durchgeführt worden. Das hat Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, am Freitag, 11. September, beim Auftakt der Abschlussveranstaltung des 2010 gestarteten bundesweiten Gesprächsprozesses der Deutschen Bischofskonferenz betont. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann habe allen Teilnehmern zur Begrüßung neben einem Bocksbeutel mit Frankenwein auch ein Schreiben geschickt, in dem er unter anderem die konkrete Umsetzung des Gesprächsprozesses in seiner Diözese darlegte. „Würzburg ist ein Musterbeispiel dafür, dass sich in den vergangen fünf Jahren einiges bewegt hat“, sagte der Kardinal.
Bis Samstag, 12. September, tagen in Würzburg unter dem Motto „Wo Gott ist, da ist Zukunft“ rund 300 Delegierte. Unter ihnen sind 32 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz, haupt- und ehrenamtliche Vertreter der 27 deutschen Bistümer sowie Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der kirchlichen Bewegungen und geistlichen Gemeinschaften, des Deutschen Caritasverbandes, der Deutschen Ordensobernkonferenz und der Katholisch-Theologischen Fakultäten. Offizieller Abschluss des Treffens ist ein Gottesdienst am Samstag um 12 Uhr im Kiliansdom. Hauptzelebrant ist Kardinal Marx.
Beim Gesprächsforum soll nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz überlegt werden, wie die Erkenntnisse des Gesprächsprozesses der vergangenen Jahre auch künftig fruchtbar gemacht werden können. „Wir wollen einen Schlusspunkt setzen, der ein Doppelpunkt wird.“ Kardinal Marx betonte, die Zusammenkünfte von Bischöfen, Priestern und Laien in den vergangenen fünf Jahren habe sich positiv auf das Miteinander ausgewirkt. „Wir sind wieder in den Tritt gekommen.“ Die Kirche habe auf diese Weise neue Formen des vertrauensvollen Umgangs eingeübt und so einen Schritt in eine offene Gesellschaft hinein getan.
Immer mehr Bischöfe hätten sich im Laufe des Gesprächsprozesses beteiligt. Das wertete der Kardinal als ein positives Zeichen. Auch wenn der Prozess – genauso wie die im Oktober beginnende Synode der Bischöfe in Rom – keine bindenden Beschlüsse fassen könne, habe er durchaus Wirkung gezeigt. Unter anderem verwies Kardinal Marx auf die Reformen beim kirchlichen Arbeitsrecht hin, die stärkere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Führungspositionen sowie die neue Debatte zum Themenfeld Ehe, Familie und Sexualität.
Kardinal Marx ermunterte, die Gesprächskultur zu schätzen. Wie in der Politik sei es bedeutend, auch bei unterschiedlichen Ansichten im Gespräch zu bleiben. Zugleich erteilte der Kardinal dem im Lauf des Gesprächsprozesses wiederholt genannten Wunsch nach einer deutschen Synode eine Absage. Von 1971 bis 1975 war Würzburg Ort einer derartigen Veranstaltung mit Vertretern aus allen Bistümern der damaligen Bundesrepublik.
Der Gesprächsprozess der deutschen Bischöfe wurde auf Anregung des damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, von der Herbst-Vollversammlung 2010 in Fulda beschlossen. Die Gesamtlinie des Prozesses haben die deutschen Bischöfe während ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Paderborn 2011 in einem gemeinsamen Wort „Im Heute glauben“ veröffentlicht. Der Gesprächsprozess war bewusst auf fünf Jahre angelegt. Wegmarken dieses Prozesses waren die Jahresgesprächsforen in Mannheim (2011), Hannover (2012), Stuttgart (2013) und Magdeburg (2014), der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland (2011), die Katholikentage in Mannheim (2012) und Regensburg (2014) sowie der Eucharistische Kongress in Köln (2013). Die Deutsche Bischofskonferenz hatte außerdem in Entsprechung zu den Lebensvollzügen der Kirche (Diakonia, Liturgia, Martyria) Jahresthemen definiert, die dem Gesprächsprozess eine inhaltliche Struktur gaben: Nachdem 2012 das Leitwort „Diakonia – unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft“ und 2013 „Liturgia – heute Gott verehren“ im Mittelpunkt standen, war 2014 das Leitwort „Martyria – Ich bin eine Mission“.
mh (POW)
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