Würzburg (POW) Ehrenamtliche sollen im Bistum Würzburg zukünftig in die Gemeindeleitung eingebunden werden können. So lautete das nahezu einstimmige Votum, das die rund 170 Teilnehmer des Dialogtags für die Region Würzburg am Samstag, 24. November, abgegeben haben. Bei der Veranstaltung unter dem Motto „Dialog ist mehr als miteinander reden“ gab es außerdem eine deutliche Mehrheit dafür, dass der barmherzige Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sowohl Bischof Dr. Friedhelm Hofmann als auch dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, als wichtiges Anliegen nahegebracht werden soll. Zudem begrüßten die Anwesenden mehrheitlich die Idee, die Erfahrungen und Schwierigkeiten Wiederverheirateter, die sie aus dem persönlichen Umfeld kennen, zu sammeln und so dem Bischof zugänglich zu machen. Die diözesane Dialogbeauftragte Monika Albert wird die Berichte sammeln, Pfarrer Alfred Kraus und Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner erklärten ihre Bereitschaft, sich als Anwälte für das Thema der Wiederverheirateten beim Bischof einzusetzen.
Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand unterstrich in seiner Begrüßung, dass das Leben mit Jesus Christus die entscheidende Ressource sei, die zu entdecken und weiterzugeben es gelte. „Aber das geschieht in geschichtlichen Formen, die zerbrechen können und dann eben erneuerte Gestaltungswege des Glaubens brauchen.“ Echte Erneuerung sei da gegeben, wo notwendige Veränderungen nicht einfach eine Anpassung an veränderte Lebensbedingungen seien, sondern ein Mehr an Glaube, Hoffnung und Liebe bewirkten. Ausdrücklich ermunterte der Generalvikar die Anwesenden: „Wir alle sind von den Umbrüchen in Gesellschaft und Kirche betroffen; es ist letztlich eine Frage der Glaubensberufung, dass wir zu Beteiligten werden.“
Monika Albert, Dialogbeauftragte des Bistums Würzburg, fasste das Ergebnis der Eingaben zusammen, die 118 von 178 Pfarreiengemeinschaften bislang im Rahmen des Dialogprozesses gemacht haben. Sie konstatierte, dass alle Beiträge von großer Nähe und auch Liebe zur Kirche zeugten. Neben der Mehrbelastung, die sich für die Haupt- und Ehrenamtlichen aus den größeren Einheiten ergeben, wurden demnach vielfach die Synergieeffekte und Chancen hervorgehoben, die sich durch die neuen Strukturen ergeben. Kritisiert worden sei aber auch, dass vielfach ein konkreter Ansprechpartner vor Ort fehle, weil viele Pfarrhäuser leer stünden, sagte Albert. Der Generalvikar erklärte, es bestehe im Bistum Würzburg schon seit längerem die Möglichkeit, Pfarrverantwortliche zu benennen. „Ein solcher Antrag ist aber schon lange nicht mehr gestellt worden.“ Pfarrer Alfred Kraus (Würzburg) bemängelte, dass das so nicht allgemein bekannt sei: „Der Bischof muss sagen: Ich habe nicht genug Priester für alle freien Stellen. Sucht Ihr vor Ort nach Leuten für die Gemeindeleitung.“ Das sei durchaus geschehen, erläuterte Hillenbrand. Die Ehrenamtlichen hätten aber Angst gehabt, 1:1 wie Hauptamtliche davon beansprucht zu werden, nicht zuletzt auch zeitlich.
Dr. Bernd Reitwiesner aus Kirchschönbach kritisierte bei der allgemeinen Aussprache die Trägheit des vonseiten der Bischofskonferenz auf fünf Jahre angelegten Dialogprozesses. „Ich bin Prozessberater in der Industrie. Da werden Probleme in einem Vier-Tages-Workshop gelöst.“ An der Basis seien alle Schwierigkeiten erkannt und benannt. An der Spitze folgten aber keine oder falsche Entscheidungen. „Was wir aufbauen, macht ihr wieder kaputt“, sagte Reitwiesner. Seine Forderung nach konkreten Beschlüssen bereits für das erste Quartal 2013 erhielt lauten Applaus.
Rita Engert aus Kitzingen monierte die Unfähigkeit unter Priestern vor allem der jungen Generation, in der Pastoral wirklich mit allen Kräften zusammenzuarbeiten. „Nichts gegen korrekte Kleidung und eine Wertschätzung der Liturgie. Aber Seelsorge ist weit mehr als das.“ Christina Barth, Pfarrgemeinderatsvorsitzende aus Rottendorf, erklärte, sie nehme als Privatperson an diesem Dialogtag teil, weil das gesamte Gremium es für sinnvoller erachte, seine Zeit und Energie in die Arbeit vor Ort zu investieren: „Es kommen immer wieder ‚Hämmer‘ aus Würzburg, die alle Anstrengung zunichtemachen. Eine Figur, die aus dem Dom genommen wird, macht Schlagzeilen, unser langjähriger Einsatz nicht.“
Mehrfach vorgebracht wurde, unter anderem vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Katholischen Deutschen Frauenbund, die Forderung nach mehr Verantwortung für Frauen in der Kirche. Eine der Kleingruppen befasste sich am Nachmittag ausführlich mit dem Thema und formulierte die Forderung, eine Liste von Führungspositionen zu erstellen, für die nicht die Priesterweihe Voraussetzung sei. So seien auch in der Bistumsleitung Stellen vorhanden, die sehr wohl mit Frauen besetzt werden könnten, um die dann frei werdenden Priester in die Seelsorge zu entsenden, wie es Andrea Kober-Weikmann, Bereichsleiterin in der Hauptabteilung Seelsorge der Diözese, beim Vorstellen der Ergebnisse der von ihr geleiteten Gruppe formulierte.
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