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Ein neuer Blick auf die Würzburger Bischöfe des Barock

Buchvorstellung „Die Würzburger Bischöfe von 1684 bis 1746“ – Fortführung der Bischofsreihe der „Germania Sacra“ – Generalvikar Hillenbrand würdigt Verdienste des verstorbenen Professors Dr. Alfred Wendehorst

Würzburg (POW) Das Buch „Die Würzburger Bischöfe von 1684 bis 1746“, der fünfte Band in der Würzburger Bischofsreihe der „Germania Sacra“, ist am Donnerstagabend, 9. Oktober, in der Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums in Würzburg vorgestellt worden. Bearbeitet wurde das 648 Seiten starke Buch von Dr. Winfried Romberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für fränkische Kirchengeschichte der Universität Würzburg. Das Buch befasst sich mit fünf Würzburger Bischöfen von Johann Gottfried von Guttenberg bis zu Friedrich Carl von Schönborn. Damit sei genau jene Epoche des Barock umfasst, die als „das kulturelle Optimum Frankens“ gelte, sagte Romberg.

In einem kurzen Rückblick würdigte Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand die Verdienste von Professor Dr. Alfred Wendehorst (1927-2014) für die Würzburger Bischofsreihe. Wendehorst engagierte sich über Jahrzehnte in der Forschung für das Bistum Würzburg und galt als Fachmann der Würzburger Diözesangeschichte. Kein zeitgenössischer Geschichtswissenschaftler publizierte so umfassende und grundlegende Forschungen zur Geschichte des Bistums Würzburg. Im Jahr 1962 begann er mit dem ersten Band der Würzburger Bischofsreihe und bearbeitete auch die beiden folgenden Bände. Wendehorst habe „mit großer Aufgeschlossenheit“ die Wiederaufnahme des Projekts unterstützt und seine Vorarbeiten zur Verfügung gestellt, sagte Hillenbrand. „Ohne diese uneigennützige und hochherzige Geste wäre die Fortschreibung der Bischofsreihe sicher nicht so zügig vorangeschritten.“ Das Bistum Würzburg habe ihm viel zu verdanken.

In seinem Vortrag „Die Würzburger Bischöfe des Barock in neuer Sicht“ betrachtete Romberg Aspekte aus dem Leben der dargestellten Bischöfe. So habe Bischof Johann Gottfried von Guttenberg (1684-1698), vor seiner Wahl zum Bischof „ein nahezu unbeschriebenes Blatt“, eine „erstaunliche Rührigkeit in Politik und Verwaltung“ gezeigt und eine regelrechte Reformwelle eingeleitet. Bei seinem Tod habe er einen straff geführten geistlichen Staat hinterlassen, gefestigt, finanzkräftig und auf Expansionskurs befindlich. Ganz anders sein Nachfolger Bischof Johann Philipp von Greiffenclau (1699-1719): Seine 20-jährige Amtszeit habe keine nennenswerten Fortschritte gebracht.

1719 kamen dann die Schönborns an die Macht. „Dabei war jedes Mittel recht“, erklärte Romberg: 50.000 Gulden habe sich Johann Philipp Franz von Schönborn die Wahl zum Bischof kosten lassen. Statt einer bescheidenen Hofhaltung schwebte ihm höfische Repräsentation nach Versailler Vorbild vor, und so wurde 1720 mit dem Bau der Würzburger Residenz begonnen. Nach seinem überraschenden Tod im Jahr 1724 wurde Christoph Franz von Hutten zum Bischof gewählt. Dieser habe unter anderem das Wolltuch- und Ledergewerbe verstaatlicht und einen „regelrechten Wirtschaftskrieg“ gegen die Schweinfurter Wollweber und Tuchhändler geführt. Mit Friedrich Carl von Schönborn wurde schließlich 1729 ein Experte in Politik und Verwaltung zum Bischof gewählt, der auf fast 30 Jahre als Reichsvizekanzler am Wiener Kaiserhof zurückblicken konnte.

In seinem Grußwort hob Hillenbrand die „konsequente und kompetente Arbeit“ Rombergs hervor: „Solche Projekte können nur dann tatsächlich gelingen, wenn die Beteiligten sie zu ihrer echten Herzenssache machen.“ Man könne zu Recht die Frage stellen, ob eine an den einzelnen Bischöfen entwickelte Kirchengeschichte nicht zu sehr hierarchisch orientiert sei und zu wenig vom ganzen Volk Gottes her denke. „Es lässt sich aber nicht leugnen, dass die jeweiligen Episkopate die Geschichte eines Bistums gliedern und auch Zäsuren darstellen und die Bischofspersönlichkeiten prägend wirkten.“ Die Reihe biete nicht nur Charakterbilder der Bischöfe, sondern zeige die Entwicklung in ihrer ganzen Vielschichtigkeit und zeichne so ein Bild der verschiedenen Prozesse und Akteure im Gang durch die Epochen.

Romberg habe die Reihe „in überzeugender Weise fortgeführt“, sagte Professor Dr. Wolfgang Weiß, Vorsitzender des Diözesangeschichtsvereins Würzburg und Leiter des Forschungsprojekts. Zum Abschluss eines „wahrhaft immensen Projekts“ gratulierte Professor Dr. Damian Dombrowski, Leiter der Neueren Abteilung des Martin-von-Wagner-Museums. „Es ist immer ein fantastischer Tag, wenn ein neuer Band aus der Reihe präsentiert werden kann“, sagte Professor Dr. Helmut Flachenecker, Vorsitzender der Freunde mainfränkischer Kunst und Geschichte und Mitglied der Leitungskommission der „Germania Sacra“. Sein besonderer Dank galt dem Bistum Würzburg sowie dem Bezirk von Unterfranken, welche das Projekt „in einzigartiger Weise“ auch finanziell unterstützt hätten. Es gehöre zu den großen Anliegen des Bezirks, das Bewusstsein für Geschichte zu fördern, sagte stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Eva Maria Linsenbreder: „Ich wünsche diesem interessanten Buch viele und intensive Leser.“ Es sei ein „wunderbares Buch“, sagte Dr. Verena Friedrich vom Frankenbund, Gruppe Würzburg, und komme genau richtig als Quelle für eine Monografie über die Würzburger Residenz. Musikalisch gestaltete Michael Günther den Abend auf einem Cembalo, gebaut um das Jahr 1665, mit Werken des Barock von Ferdinand Tobias Richter und Giovanni Benedetto Platti.

„Die Würzburger Bischöfe von 1684 bis 1746“. Bearbeitet von Winfried Romberg. 648 Seiten, 12 Abbildungen. 149,95 Euro. De Gruyter Akademie Forschung, 2014, ISBN 978-3-11-030537-1.

sti (POW)

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