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Vier Weltreligionen an einem Tag

Interreligiöse Shuttle-Tour für mehr Toleranz – 20. Auflage mit rund 70 Jugendlichen und Studenten

Würzburg (POW) Verständnis und Toleranz für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Religionen fördern: Dieses Ziel hat die Interreligiöse Shuttle-Tour in Würzburg. Rund 70 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren haben am Dienstag, 20. Dezember, vier Weltreligionen mit dem Bus erkundet. Es war die 20. Auflage der Interreligiösen Shuttle-Tour. Zwei Mal im Jahr veranstaltet das Bündnis für Zivilcourage in Zusammenarbeit mit der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit (kja) Würzburg die Shuttle-Tour. Diesmal erkundeten die Jugendlichen die russisch-orthodoxe Gemeinde Würzburg, den Sikh-Tempel, die Moschee des türkischen Integrations-, Kultur- und Bildungsvereins Würzburg sowie das jüdische Gemeindezentrum „Shalom Europa“.

Zahlreiche neue Glaubenserfahrungen konnten die jungen Teilnehmer bei der Shuttle-Tour machen. In der russisch-orthodoxen Gemeinde erklärte Sofia Khorobrykh, wie die Gemeinde dort Gottesdienst feiert und was die Unterschiede zum römisch-katholischen Glauben sind. Zahlreiche Ikonen und Heiligenbilder hängen an den Wänden des kleinen Gemeinderaums. „Wir brauchen die Ikonen überhaupt nicht, aber sie bezeugen, dass Gott Mensch geworden ist“, erklärte sie. „Die Ikonen werden verehrt, nur Gott wird angebetet.“ Die Ikonen seien ein Merkmal der russisch-orthodoxen Kirche, allerdings seien sie nicht der zentrale Aspekt des Glaubens, führte Khorobrykh aus. „Gott ist nicht im Leben sichtbar. Glaube ist der Kontakt zwischen zwei Welten. Ich kann ihn nicht anfassen und fragen: ‚Hallo Gott, wie geht es dir‘?“, erklärte sie weiter. Die russisch-orthodoxe Gemeinde hat rund 500 Mitglieder. Die Gottesdienste dauerten oft lange. „Der längste Gottesdienst zu Ostern dauert ungefähr vier oder fünf Stunden“, sagte Khorobrykh. Mit auf den Weg gab sie den Jugendlichen noch einen Rat: „Liebe Gott und liebe deinen Nächsten.“

Den Tempel der Sikhs durften die jungen Teilnehmer nur mit Kopfbedeckung und ohne Schuhe betreten. „Das ist ein Zeichen des Respekts“, sagte Iqbal Singh. „Wir sind friedlich lebende Menschen, die dem Gesetz der Natur folgen“, erklärte er. Es gibt rund 25.000 Sikhs in ganz Deutschland. „Wir Männer tragen große Turbane, die Frauen ein dünnes Tuch auf dem Kopf.“ Der Turban ist ein langes Stofftuch aus Baumwolle. Singhs Turban ist 7,50 Meter lang. „Er ist ein Schlüsselsymbol der religiösen Identität der Sikhs. Es ist ein Zeichen für ein würdevolles, tugendhaftes, emanzipiertes Leben“, sagte Singh. Zum Abschluss gab es würzigen Chai-Tee und in Kichererbsenmus frittierte Toastscheiben.

Auch den Gebetsraum der Fatih-Moschee des Integrations-, Kultur- und Bildungsvereins durften die Teilnehmer nur ohne Schuhe betreten. „Diese Moschee ist eine Bildungseinrichtung. Die Bildung fängt von klein auf an. Mit rund sechs Jahren lädt unser Imam Nuh Meyda alle Kinder zum Koranunterricht ein“, erklärte Cem Acikgoz, Deutsch-Türke und ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Moschee. „Religion ist ein Wegweiser für das Leben, für das ewige Leben, für das Leben nach dem Tod“, sagte er. Doch nicht jede Religion sei echt, heutzutage gebe es viele „Fake-Religionen“, die Menschen manipulieren wollten. Er kritisierte die terroristischen Ideologien des sogenannten Islamischen Staats, sagte aber auch: „Das Böse muss es geben, um den Unterschied zum Guten sehen zu können.“ Im Islam gibt es fünf feste Gebetszeiten: morgens, mittags, nachmittags, abends, nachts. „Wenn man um diese Uhrzeit aufstehen kann, um zu beten, hat man sozusagen ein Schutzschild von unserem Schöpfer bekommen, weil man seiner Pflicht nachkommt“, erläuterte Acikgoz. Auch zur Rolle der Frau im Islam äußerte er sich. „Beide haben ihre Stellung. Männer zeichnen sich durch ihre körperliche Stärke aus, Frauen haben ihre Aufgaben zuhause, sie beschützen das Zuhause.“

Die letzte Station der Shuttle-Tour war das Jüdische Gemeindezentrum „Shalom Europa“. Jugendarbeiter Alexander Shif führte die Teilnehmer durch die Synagoge. Vorher aber mussten die Jungen die jüdische Kopfbedeckung, die „Kippa“, aufsetzen. Jeden Freitagabend beginnt für die Juden der „Shabbat“. Er geht bis Samstagabend und ist der wichtigste Tag der Woche. „Wir beten viel an diesem Tag, verbringen ihn mit der Familie. Es ist ein Tag für das gesellschaftliche Leben“, erklärte Shif. Die Tora sei das wichtigste Buch im Judentum, sagte der ehrenamtliche Museumsführer Klaus Warmuth. Sie sei einer von drei Teilen der jüdischen Bibel. „Die wichtigste Aufgabe eines Juden ist es, die Tora zu lesen und zu lernen“, führte er aus. Die Torarolle werde in der Mitte des Raums aufbewahrt, damit sie in der Mitte der Gemeinde sei, in der Mitte des Lebens.

     Bernadette Weimer (POW)

(0117/0011 E-Mail voraus)                                                         

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