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Von Weihnachtsbäumen in Äthiopien

Christen der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde in Würzburg feiern Weihnachten am 7. Januar – Adventszeit bedeutet Fastenzeit und Warten auf die Geburt Jesu – Wünsche und Geschenke sind oft immateriell

Würzburg/Dürrbachau (POW) „Melkam Genna“. Das heißt „Frohe Weihnachten“ auf Amharisch, der Sprache, in der die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Gemeinde ihre Gottesdienste feiert. Etwa 100 Mitglieder aus Würzburg und Umgebung umfasst die Gemeinde im Würzburger Stadtteil Dürrbachau. Sie darf ihre Gottesdienste in der bunt geschmückten Krypta der Heilig-Geist-Kirche feiern. Weihnachten feiert die Gemeinde am 7. Januar. „Unseren Weihnachtsgottesdienst zelebrieren wir in der Krypta. Das kann schon ganz schön eng werden, aber man steht ohnehin während der gesamten Feier“, sagt Pater Gebremariam Mulualem, Priester der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde. „An Weihnachten schmücken wir unsere Kirche nicht mehr als an anderen Tagen im Jahr“, erklärt Mulualem.

„Wenn man satt ist, denkt man nicht an Gott. Deshalb fasten wir 40 Tage vor Weihnachten“, sagt Bethlehem Terwey. Sie ist seit drei Jahren festes Mitglied der Gemeinde, nachdem sie bereits viele Jahre in Deutschland gelebt hat. 40 Tage lang verzichten Gläubige der äthiopisch-orthodoxen Kirche auf Fleisch und Milchprodukte. Außerdem dürfe nur zwischen 14 Uhr und Mitternacht gegessen werden. „In Äthiopien halten sich die Gläubigen streng daran. Aber hier in Deutschland gehen wir mit dieser Regel flexibler um. Wer frühmorgens arbeiten muss beispielsweise, darf dann natürlich schon eine Kleinigkeit essen, um der Gesundheit nicht zu schaden“, sagt Terwey. Die Fastenzeit vor Jesu Geburt heißt „Genna“ und ist eine von sieben Fastenzeiten im Jahr in der äthiopisch-orthodoxen Kirche. So wie das Fasten müssen die Gemeindemitglieder ihre Gottesdienstgewohnheiten an das Leben in Deutschland anpassen: „Die Erwachsenen müssen arbeiten, die Kinder in die Schule. Deshalb gibt es auch in der wichtigen ‚Genna‘ nur die sonntäglichen Gottesdienste.“ In Äthiopien gebe es während der Fastenzeit mehr Veranstaltungen, weil der Rahmen ein anderer sei.

Die äthiopisch-orthodoxe Kirche hat ihren eigenen Kalender. „Wir richten uns für die kirchlichen Feste nach einem anderen Kalender: dem äthiopischen“, erklärt Mulualem. Im Monat Tahsas findet das Weihnachtsfest statt. Die Feiertage beginnen am 25. Tahsas, der dem 3. Januar im gregorianischen Kalender entspricht: Die Gemeinde feiert Gottesdienste und singt Loblieder, Mulualem predigt und liest Evangelien. „Wir fangen bereits drei Tage vor der Geburt Jesu Christi an, weil wir an einem Tag nicht fertig werden“, sagt Mulualem. Am Vorabend der Geburt Christi, also am 28. Tahsas (6. Januar), feiert die Gemeinde gemeinsam. Die Menschen beten, singen und warten auf die Geburt von Jesus Christus. Um Mitternacht zünden alle ihre Kerzen an – traditionelle, gewickelte Bienenwachskerzen – und zeigen damit ihre Freude über die Ankunft des Gottessohns. Bis in die frühen Morgenstunden singen die Gemeindemitglieder Lobgesänge. Im Anschluss wird gemeinsam im angrenzenden Gemeindehaus gegessen und getrunken. Dazu bringt jeder etwas für die Gemeinschaft mit. Um 7 Uhr ist die Feier in der Gemeinde vorüber und die Gläubigen gehen nach Hause, um dort mit ihren Familien weiter zu feiern und traditionelle Gerichte zu essen. Das äthiopische Weihnachtsfest wird immer am 29. Tahsas nach äthiopischem Kalender gefeiert, das heißt am 7. Januar nach dem im Westen üblichen gregorianischen.

Äthiopien zählt zu den ältesten christlich geprägten Staaten der Welt. 43 Prozent der Gläubigen dort sind äthiopisch-orthodoxe Christen. Die Symbolkraft ist der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde sehr wichtig. „Auch bei uns in Äthiopien gibt es Weihnachtsbäume. Die Botschaft dahinter ist: Jesus hat Frucht gebracht“, erklärt Mulualem. In dem ostafrikanischen Staat werden klimabedingt allerdings künstliche Bäume oder Pflanzen geschmückt. Da viele Kinder der Gemeinde in zwei Kulturen aufwachsen oder in Deutschland geboren sind, steht bei einigen Familien ein traditionell deutscher Weihnachtsbaum, vielleicht sogar mit Geschenken darunter. Das gehöre allerdings nicht zur äthiopisch-orthodoxen Glaubenskultur. „In unserer Kirche schenkt man sich nichts Materielles. Wir laden uns zum Beispiel gegenseitig zum Essen ein“, sagt Terwey. „Jesus ist geboren, das ist unser Geschenk und unsere Freude!“ Die Wünsche seien ebenso immateriell und würden im Gebet vor Gott getragen.

ch (POW)

(5117/1352; E-Mail voraus)

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