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Neue Kapelle für altes Meisterwerk

Riemenschneiders Ölberggruppe wieder zurück in Heidingsfeld – Restaurierung bringt überraschende Detailliertheit zum Vorschein – Liturgieraum, nicht Museum

Würzburg (POW) Luftige Locken und Adern, die sich fein auf dem Handrücken abzeichnen: Überraschend detailverliebt präsentiert sich die von Tilman Riemenschneider in der Zeit zwischen 1505 und 1510 geschaffene Ölberggruppe nach der Restaurierung. Am Montag, 15. Januar, stellten Pfarrer Christian Müssig und Kirchenpfleger Richard Wohlfart in der Pfarrkirche Sankt Laurentius im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld das im neuen Licht erscheinende historische Kunstwerk der Presse vor. Die Zusammenstellung von sechs Sandsteinfiguren, einem Gruppenmotiv und einem steinernen Flechtzaun ist ab sofort in einer neu geschaffenen Kapelle zu sehen, die durch einen Durchbruch in der Südwand der Pfarrkirche betreten wird. Am Freitag, 19. Januar, wird sie im Rahmen eines „Danke-Abends“ für die Ehrenamtlichen der Pfarrei der Öffentlichkeit präsentiert. Rund 200.000 Euro kostete das Bauwerk, die Restaurierung der Riemenschneiderskulpturen schlug mit rund 50.000 Euro zu Buche.

„Die Idee, die Ölberggruppe zu sanieren und ihr einen geschützten Platz zu geben, hat die Pfarrei schon seit Jahren beschäftigt. Angestoßen durch Dr. Hanswernfried Muth begannen die konkreten Planungen um das Jahr 2002“, sagte Müssig. 2005 wurde die noch unrestaurierte Ölberggruppe für die Riemenschneider-Sonderausstellung in das Museum am Dom transferiert. Dort waren die Skulpturen bis Sommer 2006 verblieben, bevor sie zum Restaurator kamen. „Wir wollten auf diese Weise unnötige Beschädigungen durch den Transport vermeiden.“

Wohl einem besonderen Segen ist es zu verdanken, dass die Bildhauerkunst Riemenschneiders die Bombennacht des 16. März 1945 überlebt hat. „Als Kinder mit den bloßen Händen die Steinhaufen wegräumten, die von der im 16. Jahrhundert gebauten Ölbergkapelle übrig geblieben waren, kamen nach und nach die nahezu unversehrten Figuren zum Vorschein“, berichtete der Pfarrer. In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sei dann die neue Ölbergkapelle am südlichen Ende des Kirchengarten errichtet worden. Für das Sandsteinmaterial nicht der optimale Ort: Durch die offene Konstruktion waren die Kunstwerke Wind und Wetter ausgesetzt, und von unten konnte die Feuchtigkeit aufsteigen.

In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde und in Abstimmung mit dem Bau- und Kunstreferat der Diözese Würzburg wurde im vergangenen Halbjahr die quaderförmige Kapelle von etwa 40 Quadratmetern Grundfläche in Sichtbetonbauweise errichtet. Beim Betreten des Raums fällt der Blick auf die an der Stirnseite platzierte Ölberggruppe. „Dank spezieller Spots kommen die Konturen besonders gut zur Geltung – auch ganz ohne farbliche Fassung“, erklärte Klaus Zaschka vom Baureferat der Diözese.

Bis zu 17 alte Farbschichten sind bei der Restaurierung abgetragen worden, bis die originale Farbgebung beziehungsweise deren Überreste zum Vorschein kamen. „Während der Arbeiten gab es eine Phase, bei der die Figuren aussahen, als hätten sie Röteln“, sagte Müssig mit einem Schmunzeln. Selbst der Restaurator sei ins Staunen gekommen, als sich zum Beispiel beim schlafenden Jünger Johannes in der Lockenpracht luftige Durchblicke und feinste Haarzeichnung entdecken ließen. „Sicherlich gut gemeinte Farbaufträge aus vergangener Zeit haben viel Filigranes übertüncht und verdeckt“, sagte Pfarrer Müssig.

An der linken Seitenwand der neuen Ölbergkapelle werden auf in Beton gegossenen Podesten die Darstellungen des Kirchenpatrons Laurentius und des Apostels Jakobus aus der Riemenschneider-Werkstatt einen Platz finden. Dort soll auch eine Muttergottesstatue platziert werden, die seit längerem an die Diözese Würzburg ausgeliehen ist, erläuterte Müssig. „Wir werden hierfür noch ein Gespräch mit dem Kunstreferenten Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen führen.“ Trotz der wertvollen Kunstausstattung verstehe die Pfarrei die neue Ölbergkapelle keineswegs als Museum. „Wir werden den Raum liturgisch nutzen. Hier können Andachten, aber auch Aussegnungsfeiern im kleinen Kreis stattfinden“, betonte der Pfarrer. Auch für die nun verwaiste alte Ölbergkapelle ist nach den Worten von Kirchenpfleger Wohlfart eine weitere Verwendung vorgesehen: Unter anderem solle ein historischer Christuscorpus dort einen neuen Platz finden. Vorerst aber dürfte den Kirchenpfleger die Finanzierung des Projekts Ölberggruppe beschäftigen: „So eine Maßnahme geht an die Substanz der Kirchenstiftung.“ Trotz 70.000 Euro zweckgebundener Spenden aus der Pfarrei und der finanziellen Unterstützung durch Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bayerische Landesstiftung, Sparkassenstiftung und die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken werde voraussichtlich ein Darlehen der Diözese Würzburg unumgänglich sein.

Spendenkonto 42038042 bei der Sparkasse Mainfranken, BLZ 79050000, Stichwort „Ölberggruppe“.

(0307/0077; E-Mail voraus)

 

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