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Achtsamkeit als Weg zum Frieden

Bischof Jung predigt bei Soldatengottesdienst zum Weltfriedenstag über die Frage des „gerechten Kriegs“ – Lob für Engagement der Bundeswehr im Kampf gegen die Pandemie

Würzburg (POW) Bischof Dr. Franz Jung hat bei einem Gottesdienst zum Weltfriedenstag im Würzburger Kiliansdom am Donnerstag, 28. Januar, den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr für ihren Einsatz gedankt, die unter oft unklaren militärischen, ethischen und politischen Bedingungen ihren Dienst tun. Er würdigte unter anderem die vielfältige Hilfe, die Männer und Frauen der Bundeswehr im Kampf gegen den „unsichtbaren Feind“ Coronavirus derzeit zum Beispiel in Impfzentren, beim Betrieb von Testzentren oder bei der Nachverfolgung von Infektionsketten leisten. An dem Gottesdienst nahmen Bundeswehrangehörige aus den Standorten Hammelburg, Veitshöchheim, Volkach, Wildflecken und Würzburg teil. Die Feier unter Coronabedingungen wurde zudem live auf dem YouTube-Kanal des Bistums Würzburg ins Internet übertragen.

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Der heilige Thomas von Aquin, dessen die Kirche am 28. Januar gedenkt, habe Glauben und Vernunft im 13. Jahrhundert in bis heute prägender Weise gemeinsam bedacht. So definierte er als Kennzeichen eines „gerechten Kriegs“, dass dieser von einer legitimen Autorität geführt werde, eine Reaktion der Notwehr sei, auf Herstellung des Friedens ziele, zuvor alle anderen Mittel der Verständigung ausgeschöpft seien, Aussicht auf Erfolg bestehe und die Mittel verhältnismäßig seien.

Nur ein gerechter Friede sei heute das allein zu rechtfertigende langfristige politische Ziel. Diese Kategorie müsse anhand wichtiger weiterer Kriterien im Einzelfall überprüft werden, um sagen zu können, ob ein Militäreinsatz gerechtfertigt ist. Für die Beurteilung seien die Institutionen des demokratischen Staats zuständig. Als problematisch erweise sich bei der Beurteilung, dass heute die Mehrzahl der militärischen Einsätze in asymmetrischen Konflikten stattfinde – im Kampf gegen Terror, Menschenrechtsverletzungen oder Genozid. „Die Lehre des heiligen Thomas vom ‚gerechten Krieg‘ ist dennoch nicht veraltet, sondern weiterhin aktuell. Nur ist die Lage angesichts der Globalisierung weitaus komplexer“, betonte Bischof Jung. Zwischen den Extremen von bedingungslosem Pazifismus und illusionsloser Realpolitik bleibe festzuhalten, dass Gewaltanwendung immer begründungspflichtig sei. Die Frage, was legitime Gewaltanwendung sei, bedürfe der dauerhaften Reflexion. Es bestehe immer die Gefahr, eine Kette von Gewalt loszutreten, deren Ende niemand kenne.

So fragte der Bischof in seiner Predigt weiter, ob eventuell andere Autoritäten wie die NATO eine Autorität sein könnten, Gewaltanwendung zu legitimieren, falls der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen keinen Beschluss herbeiführe. Gerechte Gründe seien der Schutz des Völkerrechts, die Selbstverteidigung, der Schutz der Menschenwürde und der Erhalt der Friedensordnung. Ein Krieg als Strafaktion, wie zuletzt in Syrien, sei aber keine Rechtfertigung. Keine rechte Absicht seien zudem Eingriffe über das Beheben des aktuell bestehenden Unrechts hinaus. Deswegen sei die Verantwortung nach dem Einsatz sofort wieder an zivile Autoritäten abzugeben, unterstrich der Bischof. Überhaupt sei Krieg weiterhin nur dann zulässig, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft seien. Das gelte umso mehr, als es oft schwierig sei, die Aussicht auf Erfolg bei asymmetrischen Konflikten zu beurteilen. „Eine militärische Dauerpräsenz ist keine Lösung. Das haben Erfahrungen in verschiedenen Regionen wie dem Kosovo, Afghanistan oder Mali gezeigt.“ Im Blick auf einen gerechten Frieden müsse langfristig auf eine positive Entwicklung hingearbeitet werden. „Das bewaffnete Eingreifen allein führt, wie gezeigt, in keinem Fall zum Erfolg. Selbst bei einem Sieg stellen sich die eigentlichen Probleme erst danach ein.“

Die Tugend der Tapferkeit sei auch weiterhin gefragt, sagte der Bischof. Das stelle schon Thomas von Aquin fest, der sagt: „Das Gute setzt sich in der erbsündlich gebrochenen Welt nicht einfach von selbst durch.“ Daher würden immer Menschen gesucht, die dem Bösen widerstünden und gegebenenfalls bereit seien, im Kampf gegen das Böse ihr Leben zu riskieren. „Der Blick zum Kreuz macht deutlich, dass dieser geistliche Kampf und dieses geistliche Ringen durch alle Zeiten bleibt und durch Christus zum Sieg über den Tod geführt hat. Er ist unsere Hoffnung und an ihm gilt es, Maß zu nehmen in unserem Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden.“

Oberstleutnant Wolfgang Hagedorn (Veitshöchheim) dankte am Ende des Gottesdiensts dem Bischof im Namen der Bundeswehr in der Region für den Gottesdienst. „Trotz der besonderen Umstände der Corona-Pandemie sind wir gerne Ihrer Einladung gefolgt.“ Papst Franziskus habe den diesjährigen Welttag des Friedens unter das Leitwort „Die Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden“ gestellt. Die Notwendigkeit zur Achtsamkeit sei durch die Pandemie in besonderer Weise praktisch erfahrbar geworden. „Es gibt keinen Frieden ohne eine Kultur der Achtsamkeit“, betonte Hagedorn. Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr stünden für diese Kultur – „in der Gemeinschaft, aber auch als verantwortungsbewusster, mündiger Staatsbürger“. Militärdekan Alexander Prosche (Ulm) dankte allen für ihre Teilnahme am Gottesdienst, unter anderem Würzburgs Bürgermeister Martin Heilig sowie Pfarrhelfer Elmar Fries (Veitshöchheim), der als Organisator letztmals vor seinem Ruhestand für den reibungslosen Ablauf verantwortlich war.

Coronabedingt konnte nach dem Gottesdienst kein Empfang im Burkardushaus stattfinden. Die Gottesdienstbesucher erhielten stattdessen dort Kaffee und jeweils ein Lunchpaket zum Mitnehmen.

(0521/0106; E-Mail voraus)

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