Würzburg (POW) Advent ist nicht einfach die stressige Zeit vor Weihnachten. Christian Kuster und Ingrid Schreiner haben jeweils ein Buch verfasst: Der eine, um Männern, die andere, um Frauen zu zeigen, wie sie die Zeit vom ersten Advent bis Weihnachten sinnvoll gestalten können. Was sie dazu inspiriert hat und wie der Advent gelingen kann, verraten die beiden im folgenden Interview.
POW: Frau Schreiner, Ihr neues Buch zum Thema Advent liefert 24 Atempausen für Frauen. Was hat Sie inspiriert, diese Texte zu verfassen?
Ingrid Schreiner: Mein Alltag, meine Erfahrungen, meine Sehnsucht nach einem selbst-bewussten Leben. Ich hatte diese Texte zu verschiedenen Zeiten für verschiedene Anlässe oder einfach nur für mich selbst geschrieben. Als in Zusammenarbeit mit dem Echter-Verlag die Idee zu diesem Buch entstand, fanden sie in dem Konzept der 24 Atempausen eine neue Form, die hoffentlich viele Frauen jeden Alters ansprechen wird; vor allem natürlich die, denen bewusste Atempausen in ihrem Alltag gerade im Advent wichtig sind.
POW: Herr Kuster, Ihr neues Buch zum Thema Advent liefert 24 Impulse für Männer. Was hat Sie dazu motiviert?
Christian Kuster: Ich schreibe aus Leidenschaft als Theologe und Leiter unserer Männerrunde in Großkarolinenfeld bei Rosenheim auch sehr viel für und über Männer. Ich hatte das Glück, auch schon einiges publizieren zu dürfen. Der Echter-Verlag hat mich dann erfreulicherweise gefragt, ob ich denn ein Adventbuch für Männer schreiben wolle – und ich habe sofort ja gesagt.
POW: Begehen Frauen den Advent grundsätzlich anders? Oder anders gefragt: Warum haben Sie die Zielgruppe eingeschränkt?
Schreiner: Ich bin sicher, jede Frau begeht den Advent auf ihre eigene Weise. Als Frau, die mitten im Leben steht, habe ich in den unterschiedlichen Bereichen tagtäglich viele Herausforderungen zu bewältigen. Den Advent kann ich – wie der Titel schon sagt – oft nur „Zwischen Tür & Angel“ erleben und gestalten. Ich weiß, dass es vielen Frauen ähnlich geht. Das Buch will keine Abgrenzung hin zu anderen Personengruppen sein, sondern es enthält Erfahrungen und Gedanken aus meiner Frauenperspektive, die ich gern mit anderen Frauen teilen möchte. Die Ausrichtung des Buches auf Frauen entspricht darüber hinaus dem Konzept des Echter-Verlags, der seine diesjährigen Adventsangebote ganz bewusst auf verschiedene Zielgruppen abgestimmt hat. Für Männer besteht im Übrigen kein Leseverbot.
POW: Wie sieht der Advent bei Männern aus?
Kuster: Männer begehen den Advent deshalb anders, weil sie Männer sind. Sie wollen unter sich sein. Sie möchten Geheimnisse untereinander hüten und sie möchten auch miteinander lachen und traurig sein. Männer wollen gerufen und gebraucht sein. Männer haben es redlich verdient, explizit literarisch erwähnt, gewürdigt und beachtet zu werden. Da hinken wir Männer den emanzipierten Frauen noch weit nach. Ich sehe die theologisch-poetische Konzentration auf Männer nicht als Einschränkung der Leserschaft, denn erfahrungsgemäß kommen zu unseren Konzertlesungen auch sehr viele Frauen. Und das ist gut so. Frauen sind große Leserinnen unserer Männerbücher und sie beschenken ihre Männer mit denselben. Männer und Frauen brauchen einander.
POW: Haben Sie ein paar griffige Tipps, wie der Advent als Vorbereitungszeit auf Weihnachten gelingen kann?
Schreiner: Jeden Tag ein „Türchen“ öffnen, das ins eigene Innere führt, wie auch immer das aussehen mag. Auch einmal zu ungewöhnlichen Zeiten und an ungewöhnlichen Orten eine Atempause einlegen, zum Beispiel die Arbeit für eine Minute unterbrechen, sich auf den Fluss des eigenen Atmens konzentrieren und bewusst nichts tun. Wer bewusst atmet, lebt auch bewusster. Na, und dann empfehle ich natürlich täglich einen Blick in und eine Lesepause mit meinem Buch. In der Hoffnung, dass die Impulse diese Atempausen füllen können, dass sie zur Vertiefung eigener Gedanken inspirieren und den Glauben daran stärken, dass das Große stets im Kleinen beginnt. So wie an Weihnachten.
Kuster: Gelingen wird der Advent, wenn wir Männer uns bewusst werden, was in und um uns herum geschieht, wenn wir sozusagen zuerst bei uns selbst und auch bei unseren Dunkelheiten ankommen. Wir brauchen Räume zweckfreier Zeiten: Zeiten des Schauens, des einfachen Daseins, Zeiten der ehrlichen und fruchtbaren Begegnung, Zeiten der Langsamkeit, Zeiten der Stille, Zeiten des beschaulichen und kreativen Tuns. All das macht uns diesen erwartungsvollen Advent schöner und voller. Wenn wir Männer die Bierflasche oder die PC-Maus auch mal gegen die Bibel eintauschen, wenn wir eine Schwäche für die Schwachen entwickeln und in kleinen Schritten konkret umsetzen, wenn wir uns einer adventlichen Fastengruppe anschließen oder selbst eine gründen, wenn wir uns unseren Freunden, Verwandten und unserer Pfarrfamilie – zum Beispiel in Gestalt des heiligen Bischofs Nikolaus – nicht entziehen, wenn wir Männer mit den Kindern beten, wenn wir uns trotz übler Laune für ein freundliches Gesicht mitten im grauen Alltag entscheiden – dann schmeckt uns auch gleich der Lebkuchen viel besser und dann wissen wir als Männer, worauf es ankommt und worauf wir uns wirklich täglich herzhaft freuen können: auf Jesus, unseren Erlöser.
Interview: Markus Hauck (POW)
Ingrid Schreiner: Advent zwischen Tür & Angel. 24 Atempausen für Frauen. 105 Seiten, 12,80 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2010, ISBN 978-3-429-03267-8.
Christian Kuster: Ankommen. Ein Adventskalender für Männer. 103 Seiten, 9,90 Euro. Echter Verlag, Würzburg 2010, ISBN 978-3-429-03279-1.
Zur Person:
Ingrid Schreiner, Jahrgang 1957, Diplom-Sozialpädagogin und Mutter von drei Töchtern, ist Ausbildungsreferentin für Gemeindeassistenten und Gemeindereferenten in der Diözese Würzburg.
Christian Kuster, 1965 in Klagenfurt geboren, ist Diplom-Theologe und Religionslehrer. Er lebt mit seiner Familie in Großkarolinenfeld bei Rosenheim, wo er seit 2006 die „Offene Männerrunde“ leitet.
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