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„Afrika war schon immer mein Traum“

Als Weltwärts-Freiwilliger hat Tilman Lorey das vergangene Jahr in Tansania verbracht – Abenteuerliche Jeep-Fahrt in der Regenzeit

Peramiho/Hettstadt (POW) Wenn man es so sehen will, dann ist die Leidenschaft fürs Fußballspielen dafür verantwortlich, dass Tilman Lorey das vergangene Jahr in Tansania verbracht hat: Bei der Musterung wurde dem jetzt 21-Jährigen mitgeteilt, dass er wegen seiner kaputten Knie für den Wehrdienst untauglich sei. „Ich wollte in jedem Fall nach dem Abitur nicht gleich mit dem Studium anfangen. Und Afrika war schon immer mein Traum“, sagt der Hettstädter. In wenigen Tagen kehrt er von seinem Einsatz als Weltwärts-Freiwilliger in der Abtei Peramiho nach Deutschland zurück.

Durch seinen Vater Thomas Lorey, Personalleiter im Bischöflichen Ordinariat Würzburg, hatte Tilman das Informationsmaterial vom Bund der Deutschen Katholischen zum Weltwärts-Programm erhalten. Schnell stand für den Junior die Entscheidung fest. „Ich habe mich dann um eine Tätigkeit in der Landwirtschaft beworben.“ Weinlese in Stammheim oder Kartoffelernte in Frankenwinheim: Von den Großeltern her war ihm diese Materie von Kindheit an durchaus vertraut.

In Tansania angekommen, absolvierte Tilman zusammen mit anderen Weltwärts-Freiwilligen in der Metropole Daressalam einen zweiwöchigen Crashkurs in der Landessprache Kisuaheli. Bei den Benediktinern in Peramiho durfte er dann gleich zupacken. Im Dreiländereck Malawi, Mosambik und Tansania gelegen, gehört das Kloster mit 75 Mönchen, einem 300-Betten Krankenhaus, zwei Schulen, einer großen Farm und zahlreichen Werkstätten zu den großen und wichtigen Abteien der Kongregation von Sankt Ottilien. „Mit Feldarbeit habe ich angefangen. Wir haben jede Menge Jatropha-Bäume gepflanzt. Aus den Nüssen wird Öl gewonnen.“ Als diese Aufgabe erledigt war, suchte Lorey sich eine neue Herausforderung. Die fand er in der klostereigenen Schlachterei. „Schweine schlachten, zerlegen, Wurst machen – da habe ich das ganze Spektrum des Metzgerhandwerks kennenlernen dürfen.“

Als weitere Station folgte die Großküche des Klosters. Zum Ende der Dienstzeit kümmert Lorey sich jetzt darum, die Homepage der Abtei komplett zu überarbeiten. „Ich bin jemand, der sich einfach für vieles interessiert“, erklärt er. Der deutsche Abt von Peramiho, Anastasius Reiser, der sich engagiert um die Weltwärts-Freiwilligen kümmere, habe ihn dabei stets unterstützt. Ein weiterer wichtiger Ansprechpartner sei auch Entwicklungshelfer Erich Luchow. Er habe ihm viel zu Land und Leuten erläutert, aber auch in den Werkstätten der Abtei den einen oder anderen technischem Kniff beigebracht.

„Was ich auf jeden Fall gelernt habe, ist Gelassenheit. Mich beeindruckt die Grundhaltung der Afrikaner: Egal was kommt. Es geht immer schon irgendwie weiter.“ Wie jede Medaille hat auch diese ihre Kehrseite, weiß Lorey: „Die deutsche Gründlichkeit und Genauigkeit hat auch durchaus etwas Positives.“ Kritisch sieht er inzwischen alles, was in der Heimat oft für allzu wichtig erachtet wird: „Wenn ich zufällig einmal etwas über dem Promi-Klatsch daheim mitbekomme, dann ist mir das inzwischen wirklich mehr als befremdlich.“

Durchaus übersichtlich sind die Möglichkeiten, sich in der Umgebung am Wochenende zu amüsieren. Drei Diskotheken gibt es in der näheren Umgebung. „Wobei das Wort mehr verspricht, als die Realität dann hält. Ein Klassenzimmer mit zwei Schweinwerfern und einen DJ gibt es meist. Oder auch mal Reggae-Live-Musik.“ Die Getränke müssen die Weltwärts-Freiwilligen wie alle anderen Dsicogänger selbst mitbringen. Wer vor Ladenschluss um 23 Uhr nicht versorgt sei, sitze dann auf dem Trockenen.

Mit einem Jeep des Klosters hat Lorey in seiner Freizeit schon so manche Fahrt unternommen. Das ist gerade in der Regenzeit, wenn das Wasser zum Teil auf den Pisten steht, eine echte Herausforderung. „Aus einer Wiese bin ich trotz Allrad erst nach mehrmaligem Anlauf wieder herausgekommen.“ Nur wenige Dinge seien es, die er in der Zeit in Tansania mitunter vermisst habe: Familie, Freunde – und Schokolade. „Was ich hier bräuchte, kann man nicht schicken, und was man schicken kann, brauche ich nicht.“

Aktuelles Lexikon: Weltwärts-Programm

Vier Männer und elf Frauen hat der Diözesanverband Würzburg des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) am Samstag, 6. August 2011, im Rahmen des Freiwilligendienstprogramms „weltwärts“ für zwölf Monate nach Indien, Tansania, Bolivien, Kolumbien und Peru ausgesandt. Der aus öffentlichen Mitteln geförderte Freiwilligendienst „weltwärts“ wurde 2008 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen. Das Bistum Würzburg griff die Initiative sofort auf. Junge Erwachsene bis 27 Jahre haben dabei die Möglichkeit, mehrere Monate im Ausland zu verbringen und in Lateinamerika, Afrika und Asien in sozialen und ökologischen Projekten mitzuarbeiten. „Lernen durch tatkräftiges Helfen“ lautet das Motto des Freiwilligendienstes. Fester Bestandteil des Lerndienstes sind die insgesamt 25 Bildungstage: zwölf Vorbereitungstage, acht Tage Zwischenseminar im Ausland sowie fünf Nachbereitungstage nach der Rückkehr. Im Bistum Würzburg kümmert sich Regina Roland unter dem Dach des BDKJ um die Reisewilligen. Im Rahmen des Weltwärts-Programms fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Auslandsaufenthalte junger Menschen mit 580 Euro monatlich. Ein Teil der Mittel wird zur Finanzierung der Koordinierungsstelle eingesetzt, einen weiteren Teil erhalten die jungen Leute als Taschengeld während der Dauer ihres Aufenthalts. Um sich für das Weltwärts-Programm bewerben zu können, sollen die Bewerber zwischen 18 und 27 Jahre alt sein und über Abitur oder Fachhochschulreife, mindestens jedoch Hauptschul- oder Realschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung verfügen. Grundkenntnisse einer Sprache des Gastgeberlandes sind wünschenswert. Weitere Informationen bei: Regina Roland, BDKJ, Kilianeum-Haus der Jugend, Ottostraße 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38663141, E-Mail regina.roland@bistum-wuerzburg.de.

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