Würzburg/Schwarzach (POW) Seit 1. September 2008 leitet der 51-jährige Diplom-Psychologe und Diplom-Theologe Michael Koch die Aids-Beratung der Caritas in Würzburg. Der gebürtige Obernburger ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Nach einigen Jahren als Pastoralreferent und Religionslehrer in Ochsenfurt übernahm er 1991 die Leitung der Landvolkshochschule „Klaus von der Flüe“ in Schwarzach und wirkte dort bis Sommer 2008. Die Aids-Beratungsstelle ist die einzige ihrer Art in Unterfranken. Sie unterhält eine Wohngruppe für HIV-Positive und organisiert jedes Jahr zirka 200 Aufklärungsveranstaltungen in unterfränkischen Schulen. Etwa 300 Betroffene suchen pro Jahr die Beratungsstelle auf.
POW: Herr Koch, was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?
Michael Koch: In den vergangenen Jahren habe ich oft gespürt, dass ich Menschen gut begleiten kann. Diese Fähigkeit wollte ich gerne stärker beruflich umsetzen. Daher hatte ich in den letzten vier Jahren auch berufsbegleitend eine Ausbildung zum Ehe- und Lebensberater gemacht. Nach 17 Jahren in der Bildungsarbeit reizt es mich sehr, Menschen zu begleiten, die Unterstützung und Beratung brauchen.
POW: Bekommt das Thema Aids bei uns die Aufmerksamkeit, die es verdient?
Koch: Das Thema Aids läuft in der Öffentlichkeit fast immer nur über das Thema Prävention: Wie schütze ich mich vor einer Ansteckung? Nicht beachtet wird dabei oft, wie es HIV-positiven Menschen geht. Viele Betroffene trauen sich nicht, ihre Krankheit öffentlich zu machen. Vielleicht wissen es ihre Partner, ihre Kinder aber schon nicht mehr und schon gar nicht der Freundeskreis oder die Kolleginnen und Kollegen. Hier herrscht noch viel Angst vor Stigmatisierung. Da haben wir noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten.
POW: Welche Vorurteile haben Sie gegenüber Aids und HIV-Positiven erlebt?
Koch: Als ich in meinem Freundeskreis von meiner neuen Aufgabe erzählt hatte, fragten mich zwei Freunde, ob ich mir das auch gut überlegt habe. Einer rückte spontan einige Zentimeter von mir weg. Mit diesem Thema wollten sie nichts zu tun haben. Da ist noch viel falsches Vorwissen in den Köpfen.
POW: Wo werden Sie Ihre Arbeitsschwerpunkte setzen?
Koch: Einmal in der Begleitung von Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind. Dazu bieten wir Beratungstermine an und sind für anonyme Telefonberatungen erreichbar. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Aufklärung der Bevölkerung über HIV und Aids. Dazu besuchen unsere Mitarbeiterinnen Schulen, gehen in betriebliche Ausbildungsstätten oder zu Informationsabenden. Als Psychologe sehe ich meine Aufgabe darin, Menschen zu begleiten, die Angst vor einer Infizierung haben. Insbesondere will ich Menschen, die mit einem positiven Testergebnis konfrontiert werden, in dieser schwierigen Lebenslage unterstützen und mit ihnen zusammen Wege suchen, mit der Infizierung umzugehen. Neben aller Verwaltungsarbeit möchte ich es auf jeden Fall schaffen, die Hälfte meiner Arbeitszeit in die Beratung von Klienten zu investieren.
POW: Ist Aidsarbeit in dieser Form in zehn Jahren noch nötig?
Koch: Ja, ganz sicher. Die Medizin hat zwar erreicht, dass HIV-Positive – wenn auch mit Einschränkungen – besser damit leben können als vor zehn Jahren. Aber es ist immer noch eine Erkrankung, die schwer in das Leben eingreift. Die Beratung und Unterstützung der betroffenen Menschen werden hier immer notwendig bleiben.
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