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Aktuelle Themen im Barockgewand

Theatergruppe der Dompfarrei Würzburg führt „Argan, der eingebildete Kranke“ auf – Premiere am Sonntag, 9. November, im Matthias-Ehrenfried-Haus

Würzburg (POW) Harald Baus alias Argan sitzt in einem gelben verzierten Mantel in einem prunkvollen Sessel in der Mitte der Bühne. Neben ihm seine Frau Bèline, die sorgenvoll seine Wange streichelt. Auf der anderen Seite ein kleiner Tisch, auf dem die vielen Rechnungen der Ärzte und Apotheker sowie eine große Flasche Wein liegen. Er will gerade die Sorgen Bèlines über sein mögliches Ableben beschwichtigen, als er plötzlich die Regie fragt: „Sage ich eigentlich mein Frauchen oder meine Frau?“ Die Schauspielkollegen lachen. „Du sagst meine Frau“, erwidert Regisseurin Maria Wehner. Die gleiche Szene nochmal. Mit gequältem Gesichtsausdruck stöhnt Baus: „Ach meine Frau.“ Beline klammert sich verzweifelt an Argan. Dabei bemerkt er gar nicht die Blicke, die Bèline mit ihrem Liebhaber, dem Notar Bonnfoy, austauscht, als es um das Vermögen geht, das Argan im Falle seines Ablebens hinterlassen würde. Bonnfoy kann sich vor Aufregung gar nicht artikulieren, als er die Geldbeträge in seinem Kopf zusammenzählt. Wieder schallt das Gelächter der Schauspielkollegen durch den Saal.

Es sind die letzten Proben der Theatergruppe der Dompfarrei Würzburg vor der Premiere von „Argan, der eingebildete Kranke“ am Sonntag, 9. November, um 15 Uhr im Matthias-Ehrenfried-Haus. Die Theatergruppe ist ein Laientheater, das sich aus ehrenamtlichen Schauspielern zusammensetzt. Unter ihnen sind Bankkaufleute, Lehrer und Ingenieure – sie alle spielen freiwillig und „zur Freude der Zuschauer“, wie Regisseurin Wehner sagt. Auf der Bühne tragen die Schauspieler bereits ihre Kostüme. Hier und da fallen noch einzelne Anmerkungen: „Die Brille müssen wir noch ändern.“ „Die Schuhe kannst du nicht anziehen.“ „Wir hätten noch eine Tasche dafür.“ „Sieht man meine Haare unter der Perücke?“ Alles muss perfekt sein, wenn sich am Sonntag der Vorhang öffnet. In „Argan, der eingebildete Kranke“ geht es um den reichen Hypochonder Argan, der überzeugt davon ist, krank zu sein. Ärzte und Apotheker verdienen sich durch ihren Rat eine goldene Nase. Um seinen medizinischen Beistand abzusichern, möchte Argan seine Tochter Angélique mit dem jungen Mediziner Thomas Diafoirus verheiraten. Diese ist jedoch in den Künstler Cléante verliebt. Ein weiteres Liebesdrama dreht sich um Argans Ehefrau Bèline, welche sich wegen der Hinfälligkeit ihres Mannes den Notar de Bonnfoy als Liebhaber nimmt. Währenddessen versuchen Argans Schwester und seine beiden Töchter, ihn von seinen Wahnvorstellungen zu befreien. Argans Dienstmagd Toinette scheint aber am besten zu wissen, wie man mit Argan umgehen muss.

Geld, Macht, Liebe, Intrigen und Tod: Regisseurin Wehner beschreibt das Stück, das auf einer Komödie von Molière basiert, als anspruchsvoll, aber nicht weniger aktuell in der heutigen Zeit. „Es gibt immer noch Menschen, die eingebildet krank sind, es gibt immer noch verbotene Liebe. Es gibt zwar nicht mehr so viele Väter, die ihren Kindern vorschreiben, wen sie zu heiraten haben, aber noch immer gibt es traditionelle Rollenbilder“, sagt Wehner. Das Stück sei kein „Schenkelklopfer“ wie die vorherigen Stücke, weil es auch um die menschlichen Abgründe gehe. Es rege zum Nachdenken an – und sei dennoch lustig. Laut Fedor Nikolai, erster Vorsitzender der Theatergruppe, war ein Stück von Molière schon länger auf dem Wunschzettel. „Wir haben uns zusammen für eine klassische Inszenierung der Barockzeit entschieden. Es ist halt mal etwas anderes, aber auch eine Herausforderung.“ Perücken, weiße, hochgezogene Strümpfe, Manschettenknöpfe, elegante Kleider und Fächer erinnern mit dem Bühnenbild, das mit pompösen Möbeln und einer opulent verzierten Tapete ausgeschmückt ist, an das Frankreich des 17. Jahrhunderts. Laut Nikolai waren nicht alle von Anfang an hundertprozentig überzeugt vom Stück. Auch Nikolai selbst, der im Stück Cléante verkörpert, habe sich erst zurechtfinden müssen. „Die Sprache ist eine andere, es geht nicht so leicht von der Hand wie bei anderen Stücken. Das hatte auch Einfluss auf das Lernen der Texte.“

Baus hat als Argan einen Großteil der Zeilen lernen müssen. Er ist seit 25 Jahren Teil der Theatergruppe. Es habe gedauert, bis er sich das Stück und seine Rolle richtig vorstellen konnte. Dabei habe ihm geholfen, dass er selbst „bekennender Hypochonder“ sei, sagt Baus scherzhaft. Für Christine Kerner, seit über 30 Jahren in der Theatergruppe, geht mit dem Stück ein Wunsch in Erfüllung. „Ich wollte immer mal eine männliche Rolle spielen und freue mich, dass es endlich geklappt hat.“ Sie spielt den Apotheker, der Argan in seinem „Leiden“ zur Seite steht. Auch sie findet das Stück anspruchsvoll, betont aber, dass „wir die Erfahrung haben und uns von einer Laiengruppe auch etwas weiterentwickelt haben“.

Auch Nikolai sieht diese Entwicklung. „Wir haben viele Leute, die schon einige Jahre Erfahrung haben. Das merkt man und davon profitieren wir auch“, betont er. Das, was die Theatergruppe seit der Gründung ausmache, sei der gemeinschaftliche Gedanke. Es sei immer wichtig, dass Entscheidungen über Stücke von der Gruppe mitgetragen werden. Die Theatergruppe, die viele als „Theaterfamilie“ beschreiben, besteht noch immer zum Teil aus Gründungsmitgliedern, aber auch neue, junge Mitglieder engagieren sich. Nikolai ist überzeugt, dass „Argan, der eingebildete Kranke“ gut zu der Gruppe passt und dem Publikum gefallen wird. „Unser Ziel ist es, unseren Zuschauern einen schönen Abend zu bieten, damit sie mit einem Lächeln rausgehen und nicht mit zu vielen Fragezeichen.“

Aufführungen und Kartenvorverkauf

Die Aufführungen von „Argan, der eingebildete Kranke“ finden sonntags, 9., 16., und 23. November, jeweils um 15 Uhr sowie dienstags, 18. und 25. November, und freitags, 14., 21. und 28. November, jeweils um 19.30 Uhr im Matthias-Ehrenfried-Haus, Bahnhofstraße 4-6 in Würzburg, statt. Karten zum Stückpreis von zwölf Euro, sechs Euro für Kinder bis zwölf Jahren, gibt es bei der Dominfo, Domstraße 40, montags bis samstags von 9.30 bis 17.30 Uhr, unter der Telefonnummer 0931/38662900 oder im Internet unter theatergruppe-wuerzburg.de.

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