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Buch-Tipp

Alles andere als eine Epoche des Verfalls

Band 79 der „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und des Hochstifts Würzburg“ blickt auf Bischof Lorenz von Bibra und seine Zeit

Würzburg (POW) Bischof Lorenz von Bibra hat vielfache, noch heute sichtbare Spuren hinterlassen. Zum Beispiel sein von Tilman Riemenschneider geschaffenes Grabmal im Kiliansdom oder den nach ihm benannten Bau auf der Festung Marienberg. Sein Episkopat umfasst aber noch weit mehr. Einen umfassenden Blick auf seine Amtszeit und die Umstände, Folgen und Herausforderungen gibt das von den Professoren Dr. Enno Bünz und Dr. Wolfgang Weiß herausgegebene Buch „Bischof Lorenz von Bibra (1495-1519) und seine Zeit. Herrschaft, Kirche und Kultur im Umbruch“.

Der Band ist das Ergebnis einer Tagung, die von den beiden Herausgebern konzipiert und in Kooperation zwischen dem Würzburger Diözesangeschichtsverein und dem Lehrstuhl für Sächsische Vergleichende Landesgeschichte an der Universität Leipzig sowie dem Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsverein im Mai 2019 im Kulturzentrum Kloster Wechterswinkel (Landkreis Rhön-Grabfeld) durchgeführt wurde. Beleuchtet werden in dem mehr als 650 Seiten starken Werk unter anderem das familiäre Umfeld des Bischofs, seine Rolle als Reichspolitiker sowie beispielhaft die zeittypischen Auseinandersetzungen mit einem benachbarten Territorialherren, dem Grafen von Henneberg.

Die Lektüre liefert außerdem vergleichende Einblicke in die Karrieren von Prälaten in Franken wie in Sachsen. Die wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen der beiden Gegenden werden ebenso näher untersucht wie die auf dem Sektor des Bauwesens. Zudem widmet sich ein Beitrag den Zusammenhängen und Unterschieden, was die Observanz der Regeln bei den Augustiner-Eremiten betrifft.

Weitere Themen sind der Humanismus im Umkreis des Lorenz von Bibra sowie der Buchdruck in Würzburg in dessen Amtszeit. Aus kunsthistorischer Sicht beleuchtet werden die beiden von Riemenschneider geschaffenen Grabmäler für Johann von Bibra in der Kirche Sankt Leo in Bibra und das des Lorenz von Bibra im Kiliansdom. Ein anderer Aufsatz erläutert, welche Ausstellungselemente im Würzburger Dom aus der Amtszeit des Bischofs stammen.

Erläutert wird in dem Band darüber hinaus, welche Frauenklöster sich in dieser Epoche im Norden des Bistums Würzburg fanden. Darunter befindet sich auch Wechterswinkel, wo die wissenschaftliche Tagung über Lorenz von Bibra stattfand. Ausführlich dargestellt wird in dem Buch zudem, wie die Bischöfe um 1500 mit weltlichen Herren wegen der Einkünfte aus neuen Wallfahrten in Konflikte gerieten. Fragen aus dem Pfarrwesen aus den Bereichen des heutigen Südthüringens und des nördlichen Unterfrankens werden ebenfalls in den Blick genommen.

In ihrem gemeinsamen Vorwort betonen die beiden Herausgeber, der Band lasse erkennen, wie wenig sich diese Epoche mit dem auf Johan Huizinga zurückgehenden Diktum vom „Herbst des Mittelalters“ charakterisieren lasse. „Es gibt zweifelsfrei viele Momente des Umbruchs, worauf auch der Untertitel des Werkes hindeutet, aber keineswegs nur Indizien einer Krise, die sich letztlich in jeder Zeit finden, oder vor allem kirchlicher, besonders klerikaler Dekadenzerscheinungen, denn ebenso und wohl noch mehr gibt es Zeichen verantwortungsvollen Bewusstseins und Handelns tiefer und in den Lebensäußerungen konsequenter Religiosität.“ Die Vorstellung einer durchgängigen Verfallsperiode sollte daher endlich aus den Geschichtsbüchern verbannt werden, plädieren Weiß und Bünz.

Enno Bünz, Wolfgang Weiß (Hg.): „Bischof Lorenz von Bibra (1495-1519) und seine Zeit. Herrschaft, Kirche und Kultur im Umbruch“ (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg, Band 79). 656 Seiten. Gebunden. 49 Euro. ISBN 978-3-429-05497-7.

mh (POW)

(0521/0104; E-Mail voraus)

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