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„Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen“ (Kol 1,2) – Menschen neu gewinnen

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Aussendungsfeier der Pastoralreferenten am 4. September 2009 in der Neumünsterkirche in Würzburg

Im Pluralismus der Religionen wird mehr und mehr nach dem Besonderen der einzelnen Religion gefragt.

Für uns Christen ist Mitte und Angelpunkt unseres Glaubens Jesus Christus. Er ist – wie wir soeben in der Lesung aus dem Kolosserbrief gehört haben – „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“. Das Wort Gottes – der logos, wie wir vielleicht genauer sagen – hat Fleisch angenommen und ist in der Jungfrau Maria Mensch geworden.

Je mehr wir uns an dieses unauslotbare Geheimnis herantasten, desto beeindruckender und staunenswerter wird es. „Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ – wer kann das von uns ermessen? Vor aller Schöpfung aus Gott geboren – und wie wir im Credo bekennen – „gezeugt nicht geschaffen“ ist er als der praeexistente Logos Alpha und Omega der ganzen Schöpfung.

In Jesus Christus erhält der dreieine, ewige, unsichtbare und unfassbare Gott ein Gesicht, Stimme, Hände und Füße. In Christus wird Gott einer von uns, unser Herr und Bruder.

Wer von unseren Mitmenschen weiß dies – und glaubt es?

Wer glaubt, dass Jesus der Erlöser der Menschheit, der von den Juden sehnlichst erwartete Messias ist? Einer der prominentesten Suchenden ist Johannes der Täufer. Für mich ist es wie ein Alarmsignal, dass der Vetter Jesu Christi, der ihm nahe gestanden hat und mehr um das Geheimnis seiner Person wusste als alle Ausstehenden, im Gefängnis des Herodes fragen ließ: „Bist du es, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3)

Johannes war es doch, der bei der Taufe im Jordan auf Jesus zeigte und sagte: „Seht, das Lamm Gottes. Es nimmt hinweg die Sünden der Welt.“ (Joh 1,29)

Die Antwort Jesu lautete nicht platt: Das müsstet ihr doch eigentlich wissen, ja, ich bin es. Vielmehr verweist er auf die Erfüllung der Jesajaprophetie, die lautete, dass beim Kommen Gottes in diese Welt die Augen der Blinden und die Ohren der Tauben geöffnet werden, die Lahmen laufen und die Stummen sprechen können. Deshalb antwortete er dem Johannes: „Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“ (Mt 11,5)

Die Menschen seiner Zeit haben seine umwerfenden Predigten gehört und die diesbezüglichen Wunder erlebt – und doch blieben Zweifel. Jesu Worte und Taten sind uns zum Teil im Neuen Testament aufgeschrieben worden. Doch ist dies nicht einfach Dokumentation einer geschichtlichen Episode. Christus ist mit seiner Auferstehung und Himmelfahrt nicht einfach aus dieser geschöpflichen Wirklichkeit weggegangen. Er bleibt unter uns in der Verkündigung seines Wortes, in den Sakramenten, in der Feier der Eucharistie, im Nächsten, dem wir begegnen. Um alle und alles mit Gott zu versöhnen, hat er die Kirche gegründet. Sie ist sein Leib und soll durch die Zeit hindurch seinen Auftrag weiter ausführen. In seiner Kirche, deren Haupt er ist, ist er wirklich gegenwärtig. Im Leib der Kirche wird er selbst berührbar und sichtbar. Damit ist auch eine theologische Verpflichtung an die kirchliche communio gegeben.

Der Völkerapostel Paulus erklärt das Bild des Leibes im ersten Korintherbrief: „Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.“ (1 Kor 12,12 und 13)

Paulus entfaltet nun dieses Bild, indem er das Zusammenspiel der Glieder des Leibes beschwört: „Gott hat jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.“ (1 Kor 12,18-22)

Im Römerbrief fasst er seine Mahnung an uns alle noch einmal wie folgt zusammen: „Strebt nicht über das hinaus, was euch zukommt, sondern strebt danach, besonnen zu sein, jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat. Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder denselben Dienst leisten, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, als einzelne aber sind wir Glieder, die zueinander gehören. Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen Gnade.“ (Röm 12,3-6)

Liebe Schwestern und Brüder,

heute dürfen wir erleben, wie Frau Barbara Stockmann und Herr Ulrich Emge als Pastoralreferentin und Pastoralreferent beauftragt werden. Sie haben sich durch Ihr Studium auf diesen Dienst in der Kirche vorbereitet. Heute werden Sie gesandt, Ihrer Gliedschaft in der Kirche entsprechend, in Treue zur Kirche und ihrer Lehre und unter Leitung des Bischofs einen wichtigen Dienst zu versehen. Wir brauchen neben den Priestern und Diakonen auch Pastoral- und Gemeindereferenten. Nur wenn die Glieder des mystischen Leibes Jesu Christi in Einheit und geschwisterlicher Gemeinschaft zusammen arbeiten, werden wir den Herausforderungen unserer Zeit entsprechend begegnen können. Ich freue mich über Ihre Bereitschaft!

„Alles im Himmel und auf Erden wollte er (Gott) zu Christus führen“ (Kol 1,20) – diesem Auftrag wissen Sie sich verpflichtet. In seiner Gnade dürfen Sie diese Herausforderung, Menschen neu zu gewinnen, angehen.

Dank sei Gott.

Amen.