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„Als Bauer muss man Optimist sein“

Der Wassermangel und seine Auswirkungen auf den Wein- und Ackerbau in Unterfranken – Exkursion des Landsozialen Arbeitskreises der Katholischen Landvolkbewegung Bayern

Unterpleichfeld/Sommerach (POW) Der Klimawandel macht Landwirten, Winzern und Gärtnern in Unterfranken zunehmend zu schaffen. Die Fränkische Trockenplatte, ohnehin trockenste Region im Freistaat, leidet seit Jahren unter weiter zunehmendem Wassermangel. Der Landsoziale Arbeitskreis (LSAK) der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Bayern informierte sich am Dienstag, 12. Juli, bei einer Exkursion über die konkreten Auswirkungen auf den Wein- und Ackerbau. Die 15 Mitglieder aus allen Teilen Bayerns besichtigten den Demeterhof von Lothar und Tobias Wild in Unterpleichfeld (Landkreis Würzburg) und das Weingut Otmar Zang in Sommerach (Landkreis Kitzingen). Flankiert wurden die Besichtigungen durch umfassende Informationen von Jessica Schwittek, technische Beraterin für Gartenbau beim Amt für Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg, und Dr. Daniel Heßdörfer von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG).

Die Bergtheimer Mulde, in der auch Unterpleichfeld liegt, verfügt laut Schwittek über 5000 Hektar hochwertige Böden, von denen 1200 Hektar überwiegend für Gemüse-, Obst- und Weinbau genutzt werden. Allerdings mache der Klimawandel den Landwirten das Leben zunehmend schwer. Zwar sei die Zahl der Regentage und auch die Regenmenge pro Jahr seit 30 Jahren gleich geblieben, aber die um ein Grad höhere Durchschnittstemperatur sorge für mehr Verdunstung, mehr Vegetationstage und damit zu mehr Wasserverbrauch. Zudem sei die Verteilung der Regentage aufs Jahr schlechter geworden, der dringend notwendige Regen falle überwiegend im Winter. Auch Extremwetterlagen nähmen zu und es gebe längere Trockenperioden und mehr Wind, was zu stärkerer Bodenerosion führe. „Die Betriebe bekommen nicht mehr das Wasser, das sie zum Bewässern ihrer Felder benötigen, und haben dadurch keine Planungssicherheit mehr“, erklärte Schwittek.

Diese Einschätzung teilte Landwirt Tobias Wild. Insgesamt stehen dem Hof laut geltendem Wasserrecht 6000 Kubikmeter Grundwasser zur Bewässerung der Felder zur Verfügung. Nötig wäre aber in Trockenjahren mehr als die dreifache Menge. Wild steuert dem entgegen, indem er Gemüse anbaut, das weniger Wasser benötigt. Zudem bringt er das in einer 1,5 Kilometer langen Leitung vom Hof im Ort per Leitung zugeführte Wasser mittels Schläuchen auf seinen Feldern aus. So geht weniger von dem kostbaren Nass verloren. Der Hof betreibt seit 1997 ökologischen Landbau nach den Öko-Richtlinien von Demeter. Derzeit werden 117 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet. Angebaut werden etwa Kohlrabi, Kürbisse, Kartoffeln, Karotten, Zuckerrüben und das für Pleichfeld typische Kraut. Zudem werden jährlich rund 600 Schweine gemästet. Unterstützt wird die Familie von bis zu zehn Saisonarbeitskräften aus Rumänien. Wie unentbehrlich diese Mitarbeiter für den Betrieb sind, verdeutlichte Wild anhand von Hackstunden, die allein für Zuckerrüben anfallen. Pro Hektar seien es rund 120 Stunden im Jahr, bei rund 23 Hektar Anbaufläche kämen so locker weit über 2500 Arbeitsstunden zusammen.

Auch wenn Wild von mannigfachen Hürden und manchmal schwer nachvollziehbaren Vorschriften von Ämtern, Problemen mit der Trockenheit und anderen Herausforderungen berichtete, blickte er zuversichtlich in die Zukunft: „Als Bauer muss man Optimist sein.“ Seine Arbeit mache ihm Spaß und als Gemüsebauer habe er eine höhere Wertschöpfung als viele andere Landwirte. Angesichts des sich verändernden Klimas will sich Wild künftig nicht nur auf das immer weniger werdende Grundwasser verlassen. Gemeinsam mit 15 anderen Betrieben hat er sich zum Bewässerungsverein Bergtheimer Mulde zusammengeschlossen. Das ehrgeizige Ziel: Wasser aus dem Main hochpumpen und auf den Feldern zur Bewässerung nutzen. „Bei einer mittleren Wasserführung des Mains von 120 Kubikmetern pro Sekunde würde es uns reichen, wenn wir pro Jahr zwei Stunden Durchfluss für unsere Bewässerung nutzen könnten.“ In Auftrag gegeben ist inzwischen eine Machbarkeitsstudie, mit der festgestellt werden soll, ob dieses Vorhaben realistisch und durchführbar ist.

Einen Schritt weiter ist man in Sommerach. Mit Unterstützung der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG) wurde dort im Jahr 2006 die größte, digital gesteuerte Bewässerungsanlage nördlich der Alpen gebaut. Insgesamt werden damit 200 Hektar Rebfläche mit Wasser aus dem Main versorgt. Die Sommeracher Weinbauern hätten sich schon Jahre zuvor über Bewässerungssysteme zum Beispiel in Kalifornien oder Südafrika kundig gemacht, sagte Otmar Zang. Den Zuschlag für den Bau der Anlage in Sommerach erhielt eine Firma aus Israel. Wie Stephan Strobel, zweiter Vorsitzender des Beregnungsverbands Sommerach, erklärte, sei oberstes Ziel, sorgsam mit dem kostbaren Gut Wasser umzugehen. Was durch das Bewässerungsprojekt erreicht werden konnte, sei eine Stabilisierung der Erträge sowie eine höhere Qualität der Weine. Auch werde die Fläche zwischen den Reben begrünt, was für eine geringere Bodenerosion sorge. Zudem verdunste das zugeführte Wasser nicht so schnell.

Nach Angaben von Daniel Heßdörfer von der LWG werden von den 6000 Hektar Rebfläche in Franken 1400 Hektar bewässert und davon wieder 300 Hektar zentral. Unter diesem Gesichtspunkt wird deutlich, welche Bedeutung für die Zukunft des Weinanbaus in Unterfranken die 200-Hektar-Anlage in Sommerach hat. So wertet die Landesanstalt etwa die Daten zur Bodentrockenheit digital aus, um daraus Rückschlüsse auf den Entwicklungsstand und den Trockenstress der Rebe ziehen zu können. Zugleich haben die Fachleute ein Auge auf die Wasserqualität des Mains. Ein wichtiger Aspekt ist beispielsweise, ob die Wasserentnahme Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt des Flusses hat. Ist zu wenig Sauerstoff im Wasser, kann das für das Leben im Main gravierende Folgen haben.

Der Landsoziale Arbeitskreis ist einer von zwei landesweit agierenden Arbeitskreisen der KLB Bayern. Das Gremium arbeitet dem Landesverband in den Bereichen Landwirtschaft, Verbraucherschutz sowie Dorf- und Regionalentwicklung zu. Der LSAK trifft sich jährlich zu zwei Sitzungen und einer eintägigen Exkursion. Sprecher des Arbeitskreises ist Alfred Hainthaler (Diözese Passau).

Walter Sauter (POW)

(2922/0854; E-Mail voraus)

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