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Als Freudenboten gesandt

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalgottesdienst zum Auftakt der Kiliani-Wallfahrtswoche am Sonntag, 8. Juli 2007, im Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr wurde von einer Würzburger Tageszeitung eine Umfrage gestartet: „Warum feiern wir eigentlich Weihnachten? Würzburger geben Antwort“. Die Ergebnisse waren erschreckend: Jeder zehnte Bundesbürger weiß nicht, weshalb Weihnachten gefeiert wird. Auf dem Würzburger Weihnachtsmarkt wurden 72 Bürger befragt. Selbst hier konnten nur 73 Prozent die Geburt Jesu Christi angeben. Für einige von ihnen ist Weihnachten nur „Tradition, ein religiöses Fest, ein heidnischer Brauch oder gar das Fest der Auferstehung des Herrn.“ (Volksblatt, 22.12.06)

Es ist oft erschreckend, wie wenig Glaubenswissen im Allgemeinen auch in unserem Land vorhanden ist.

Auf der anderen Seite nimmt der Aberglaube zu. Laut einer Pressemitteilung (Volksblatt) vom 2. Januar dieses Jahres glauben vier von zehn Deutschen an Außerirdische: „40 Prozent stellen sich eine unsichtbare Kraft vor, 30 Prozent denken an Insekten, 27 Prozent vermuten eher Charaktere wie jene aus der Fernsehserie ‚Raumschiff Enterprise’. 13 Prozent glauben an kleine grüne Männchen, 8 Prozent sind überzeugt, dass Außerirdische der Filmfigur E.T. ähneln. … 37 Prozent der Teilnehmer (1000 Deutsche ab 14 Jahren wurden befragt) zeigten sich überzeugt, dass die fremden Wesen bereits unseren Planeten betreten haben.“

Warum feiern wir eigentlich diese Festwoche Kiliani? Ich weiß nicht, wie die Antworten bei einer heutigen Umfrage in unserer Stadt ausfallen würden. Aber ich befürchte, dass mehrheitlich das Volksfest genannt würde ohne Bezugnahme auf den heiligen Kilian und seine Gefährten Kolonat und Totnan.

Liebe Schwestern und Brüder,

Würzburg verdankt diesen Missionaren aus Irland sein geistliches Fundament. Sie haben die Frohbotschaft unermüdlich verkündigt, haben Heimat, Besitz und Wohlleben aufgegeben, um hier bei uns wirken zu können. Durch ihr Blutzeugnis sind sie der Samen geworden, aus dem das Christentum vor Ort erwachsen ist.

Sie verkündigten bei uns im 7. Jahrhundert Jesus Christus, denselben, den auch wir verkündigen. In der heutigen Lesung aus dem Hebräerbrief hörten wir: „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“ (Hebr 13,8). Sie öffneten den damaligen Menschen Ohr und Herz für die Botschaft, dass in Jesus Christus Gott Mensch geworden ist und uns durch Tod und Auferstehung in die Liebe Gottes zurückführt. Sie verwiesen auf seine bleibende Gegenwart unter uns in Wort und Sakrament. Für die aus dem Glauben heraus erkannten Folgerungen waren sie bereit zu sterben.

Auch damals gab es die Tendenz, diese Botschaft nicht anzunehmen, weil sie im eigenen Leben Konsequenzen nach sich zog, die man als zu unbequem, zu anspruchsvoll und zu herausfordernd ansah.

Wie sieht es bei uns aus? Sie sind heute morgen in unseren Kiliansdom gekommen, um diese Festwoche mitzufeiern. Sie haben schon die Aufmunterung des heiligen Paulus beherzigt: „Lasst euch nicht durch mancherlei fremde Lehren irreführen, denn es ist gut, das Herz durch Gnade zu stärken.“ (Hebr 13,9) Ja, liebe Schwestern und Brüder, „es ist gut, das Herz durch Gnade zu stärken“. In dieser heiligen Messe schauen wir nicht nur auf die Häupter der Frankenapostel sondern auch auf Christus selbst. Er ist der Ersteinladende. Er ruft uns als der Friedensfürst zusammen und lässt uns an seinem Heilswerk teilhaben: Wir stehen gleichsam auf dem Felsboden von Golgotha, am leeren Grab und auf dem Ölberg. Christus ist in der Chorapsis als der wiederkommende Weltenherrscher dargestellt, der uns mit ausgebreiteten Händen umfangen will. Auf seine Gottesherrschaft ist das ganze Weltall ausgerichtet, die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Dies gilt es, unermüdlich zu verkünden, damit nicht Irrtum, Aberglauben und Verbrechen weiter zunehmen. Wir sind alle als seine Freudenboten berufen und gesandt. „Die Freude an Gott ist unsere Stärke!“ lautet unsere diesjährige Devise, die nicht nur im Zusammenhang mit der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften als Losung gilt. Diese Kiliani-Wallfahrtswoche kann und soll uns helfen, beim Herrn auszuruhen, neue Einsichten und Kräfte zu erlangen, damit wir frohen Herzens den Aufruf aus der Bergpredigt verinnerlichen: „Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ (Mt 5,12) Amen.

(2807/1015)