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Dokumentation

„Als Kind des Lichtes leben und Christus ähnlich werden“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom beim Fest der Darstellung des Herrn am Mittwoch, 2. Februar 2022 im Würzburger Kiliansdom

Heute vor 100 Jahren, am 2. Februar 1922, wurde Edith Stein in Speyer gefirmt. 33 Tage vorher, am 1. Januar 1922, war sie in Bergzabern getauft worden. Ihre Suche nach Gott mündet in die Entscheidung Christin, Katholikin und Karmelitin zu werden. Dieser Entschluss reifte beim Lesen der Autobiografie der Heiligen Teresa von Avila. Später beschreibt Edith Stein in einem Gedicht, dem der Psalm 61 zugrunde liegt, ihren Weg der Gottsuche: ,,Auf dich ich hoffend sehe: Du lenkst und leitest mich" (GL 439,1). Das ganze Gedicht ist ihr zusammengefasstes Glaubensbekenntnis. Nicht so sehr findet sie Gott, sondern Gott findet einen suchenden Menschen. 1922 hatten die Liturgien zum 1. Januar und zum 2. Februar andere Namen: „Fest der Beschneidung des Herrn" und „Fest der Darbringung des Erstgeborenen im Tempel". Mit ihrer Taufe und Firmung knüpft Edith Stein an ihre jüdische Tradition an, die in der Bezeichnung der Feste aufleuchtet. Sie wirft ihren jüdischen Glauben nicht weg, sie gibt ihrer Glaubenssuche im wahrsten Sinn eine neue Orientierung.

Bei der Taufe wurde ihr mit der Kerze das Licht überreicht mit den Worten: „Du bist Licht geworden in Christus. Lebe als Kind des Lichtes, bewähre dich im Glauben und gehe mit allen Heiligen dem Herrn entgegen, wenn er kommt in Herrlichkeit". Bei der Firmung wurde ihr gesagt: „Du wirst gesalbt mit dem Heiligen Geist. Er gibt dir die Kraft, Christus immer ähnlicher zu werden".

Als sie am 14. Oktober 1933, am Vorabend zum Fest der heiligen Teresa von Avila, in den Karmel eintritt, erhält sie den Namen „Teresia Benedicta a Cruce" – „Teresia, die vom Kreuz Gesegnete“. Im August 1942 wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort am 9. August zusammen mit vielen jüdischen Frauen und Männern vergast. Als Kind des Lichtes leben und Christus ähnlich werden. Mit ihrem Ordensnamen „Benedicta a Cruce“ benennt sie, was sie mit ihrem Leben einlöste: Christus ähnlich werden bis in den Tod.

In der Liturgie der Ostkirche trägt der heutige Tag den schönen Namen „Fest der Begegnung“. Gott begegnet in dem Christuskind seinem Volk, den suchenden Menschen. Manchmal dauert es ein langes Leben, bis wir Gott finden, bis Gott uns findet. Simeon und Hanna stehen für den suchenden Menschen. Edith Stein dürfen wir an ihrer Seite sehen. Gott suchen und von ihm gefunden werden heißt nicht, ein irdisches Leben haben mit Glanz und Gloria. Gott schenkt Hoffnung und Zuversicht. Er steht auf der Seite der Kleinen und Schwachen. Sein ist die Herrlichkeit, er will Licht sein in den dunklen Stunden unseres Lebens. Sein ist die Kraft, er will unsere Stärke sein, wenn wir dem Leben ohnmächtig gegenüberstehen.

Sein ist das Reich, ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, das er für aber auch durch uns anbrechen lassen will. Wir sind getauft, gefirmt und Gott geweiht, nicht um unserer Selbstwillen, sondern damit die Welt ein wenig sieht und erahnt, wer Christus ist.

Nicht von ungefähr stimmen wir in der Liturgie der Kirche zur Nacht den Gesang des greisen Simeon an. „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel" (Lk 2,29 ­- 32). Selbst wenn unsere Tage voller Scheitern und Versagen sind, wenn wir meinen, alles ist vergeblich und umsonst: Gott ist stärker als all das, was unser Leben erniedrigt und kleinmacht.

Edith Stein sagt es so am Ende ihres Gedichtes, vielleicht schon ahnend, welchen Weg sie als Jüdin und Christin zu gehen hat: „So will dein Lied ich singen / wie ich es dir versprach, / mein Lobesopfer bringen / von Neuem Tag um Tag“ (GL 439,4). Amen.