Würzburg/Kaolack (POW) Die Partnerschaft zwischen der Diözese Kaolack im westafrikanischen Senegal und der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) im Bistum Würzburg besteht seit mehr als vier Jahrzehnten. Im folgenden Interview schildert Martin Boucar Tine (58), Bischof von Kaolack, wie die Situation in seinem Bistum aussieht und wie er die Partnerschaft beurteilt.
POW: Herr Bischof Tine, seit 1981 besteht die Partnerschaft zwischen der KLB im Bistum Würzburg und Ihrem Bistum. Wie beurteilen Sie das Miteinander?
Bischof Martin Boucar Tine: Es ist mir eine Freude, Ihre Fragen zu beantworten. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an der Partnerschaft, die wir seit Jahren mit der KLB Würzburg pflegen. Ich danke der KLB Würzburg und allen ihren Mitgliedern für die Jahr für Jahr unternommenen Anstrengungen, diese Partnerschaft lebendig zu halten. Mein herzlicher Dank gilt auch der Diözese Würzburg, die keine Mühen scheut, um die Aktionen der KLB Würzburg zu unterstützen.
POW: Welche Probleme bereiten Ihnen in der Diözese Kaolack besondere Sorgen?
Bischof Tine: Es ist klar, dass eine der größten Sorgen eines Bischofs die Verkündigung der Frohen Botschaft in seiner Diözese ist. Meine Diözese ist sehr ländlich, mit großen Entfernungen, die manchmal auf schwer befahrbaren Wegen zurückgelegt werden müssen, und wir haben nicht immer die Mittel, um das adäquat zu bewerkstelligen. Auch das priesterliche Personal ist noch nicht ausreichend, wir stehen vor Herausforderungen in der Berufungspastoral. Nebenbei bemerkt schätzen wir die Unterstützung der KLB Würzburg für die Ausbildung im Kleinen Seminar sehr. Über die eigentliche Seelsorge hinaus gibt es viele Aspekte, die mit der Pastoral verbunden sind: die Entwicklung jedes Menschen und der Menschen in ihrer Gesamtheit.
Weiter beschäftigt uns die Frage der Trinkwasserversorgung im nördlichen Teil der Diözese. Wir versuchen, Abhilfe zu schaffen, indem wir Regenwasser auffangen und anschließend filtern, aber wir finden keine Organisation, die sich für diese Region interessiert. Ein weiteres Problem, das mich beschäftigt, ist die MARCS in Kaolack, die Partnerorganisation der KLB im Senegal, die es nicht schafft, ein nachhaltiges Projekt durchzuführen. Es geht aber auch um die wirtschaftliche Autonomie von Kirchengemeinden. Dann beschäftigen uns die Schulen in ländlichen Gebieten, die defizitär sind, weil die Eltern nicht in der Lage sind, das Schulgeld zu bezahlen. Und nicht zuletzt geht es um Jugendliche, die aufgrund mangelnder Berufsausbildung und vieler andere Probleme arbeitslos sind.
POW: Was sind die Stärken der Partnerschaft mit der KLB Würzburg?
Bischof Tine: Ich denke, eine der Stärken ist die Langlebigkeit der Partnerschaft. Wenn ich mich nicht irre, besteht diese Partnerschaft seit über 40 Jahren. In dieser Zeit haben sich freundschaftliche und brüderliche Beziehungen entwickelt, was ich für fundamental halte. Ich war 2021 mit einigen Mitgliedern der Diözese zu Besuch in Deutschland, und wir wurden wie Brüder aufgenommen. Das ist es, was wir auch versuchen, die Mitglieder der KLB Würzburg spüren zu lassen, wenn sie nach Kaolack kommen. Wir können zahlreiche Ergebnisse dieser langjährigen Partnerschaft festhalten: Die vielen Priester, die im Kleinen Seminar ausgebildet wurden, die Wiederherstellung von Dämmen, die die Landwirtschaft ermöglichen oder die Unterstützung unserer Berufsbildungszentren. Da ist zum einen Claire Amitié, wo Ausbildung für Mädchen und junge Frauen geboten wird. Derzeit besuchen 280 Schülerinnnen diese Einrichtung. Sie erhalten dort eine dreijährige Ausbildung in Modeschneiderei, Gastronomie und Kinderpflege. In Ndiébel und Keur Babou Diouf gibt es landwirtschaftliche Berufsbildungszentren für junge Landwirte und Landwirtinnen, die dort zum Beispiel im Bereich ökologischer Landbau geschult werden. Ndiébel hat sich auf Tierhaltung spezialisiert, Keur Babou Diouf auf Ackerbau.
POW: Was erwarten Sie sich von der Partnerschaft mit der KLB Würzburg in der Zukunft?
Bischof Tine: Ich will keine Richtung vorgeben, da es sich um eine Partnerschaft handelt und alles gemeinsam besprochen werden sollte, indem man einander zuhört und die Realitäten und tatsächlichen Bedürfnisse analysiert. Wenn ich jedoch eine Idee in den Raum stellen darf: Da die MARCS heute rückläufig ist, könnten wir vielleicht an eine neue Generation von Landwirten denken, die in unseren Zentren ausgebildet werden und ihnen die Möglichkeit eröffnen, ein Start-up zu gründen. Vielleicht könnten wir auch Gemeinden in den Blick nehmen, die etwas für ihre eigene Selbstversorgung tun möchten. Das sind nur Vorschläge. Aber das Wichtigste ist, dass wir uns als Partner austauschen und gemeinsam eine gute Lösung finden.
Das Interview führte Walter Sauter (Katholische Landvolkbewegung)
(1625/0386; E-Mail voraus)
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