Würzburg (POW) Matthias Zöller ist von Beruf Pastoralreferent und hat ein besonderes Aufgabenfeld. Er ist Polizeiseelsorger für Unterfranken. Damit betreut er einen relativ großen Bezirk und viele Menschen. Bekannt ist er vor allem vielen jungen Polizistinnen und Polizisten von der Ausbildung, da er dort den berufsethischen Unterricht für 700 Polizeischüler abhält. Doch im März konnte der neue Ausbildungsjahrgang nicht wie gewohnt in der Bereitschaftspolizei in Würzburg starten. Stattdessen verbrachten die Auszubildenden die Zeit in der Praktikumsstelle oder waren zuhause. So fielen auch die klassische Vorstellung seiner Person und der Aufgaben der Polizeiseelsorge sowie der persönliche Kontakt im Unterricht weg. Dabei ist das eine gute Gelegenheit, um den Polizeiseelsorger kennenzulernen, um später bei Problemen ohne Hemmungen zu ihm kommen zu können.
Seit Beginn der Coronakrise ist Zöller deshalb auf den Kanälen Instagram und Facebook vertreten. Dabei geht es vor allem um die Themen Unterricht, Einsatzbegleitung und Seelsorge, die auch der Großteil seiner Aufgaben sind. Die sozialen Netzwerke nutzt er außerdem, um seine Angebote niederschwelliger zu machen. „Es ist schon für manche ein schwieriger Schritt, an meine Tür zu klopfen, wenn es ihnen schlecht geht. Auf den Accounts zeige ich mich, und das macht mich somit nahbarer.“ Als Seelsorgekanal möchte er seine Accounts deshalb trotzdem nicht bezeichnen. Seelsorge findet für ihn später im persönlichen Gespräch statt.
Auf dem Account stellt er sich und seine Arbeit als Polizeiseelsorger vor. Wichtig ist ihm, dass er sein Profil bei Instagram als privaten Account kennzeichnet. In seiner Beschreibung steht: „Pastoralreferent, im Einsatz als Polizeiseelsorger für das PP Ufr. und die III BPA. Privater Account – im Notfall immer die 110.“ Ein wichtiger Hinweis, damit niemand den Account mit einer offiziellen Notrufmöglichkeit verwechselt.
Bei dem Einsatz von Social Media geht es Zöller darum, das Angebot vorzustellen und mit den Polizisten auch nach der Ausbildung in Kontakt zu bleiben. Nach zweieinhalb Jahren Ausbildung in Würzburg sind die Polizisten meist bayernweit verteilt, wissen dann aber trotzdem noch, wen sie in Seelsorgefragen ansprechen können. „Fünf oder sechs Jahre später kennen einen die Polizisten immer noch.“ Die Kontaktaufnahme erfolgt meistens auf dem direkten Weg, per E-Mail oder per Telefon. Der Vorteil von Instagram ist laut Zöller, dass viele junge Menschen das Angebot nutzen. Über 60 Prozent der Abonnenten sind zwischen 18 und 34 Jahren alt. „Die jungen Polizisten erreiche ich nicht mit Flyern, aber Facebook oder Instagram nutzen sie sowieso alle.“
Auf Facebook postet Zöller eher inhaltliche Themen und verlinkt verschiedene Artikel rund um die Polizeiarbeit, die aktuell stark diskutiert wird. Für Instagram hat er sich feste Formate überlegt. Es gibt thematische Beiträge, bei denen er beispielsweise über Einheiten im Unterricht spricht, zum Beispiel das Überbringen einer Todesnachricht. Außerdem ist jeder dritte Post ein Impuls. Mal ist es ein Buch- oder Filmtipp, mal ein „Funkspruch für die Seele“, bei dem er verschiedene Zitate postet. Er hat die Rubrik extra im Polizeijargon benannt, schließlich ist seine Zielgruppe die „Blaulichtfamilie“. In seinen Storys postet Zöller Veranstaltungen, Wissenswertes oder Ereignisse aus dem kirchlichen Jahreskreis.
Allerdings macht die Öffentlichkeitsarbeit nur einen sehr geringen Teil von Zöllers Arbeit aus und hilft dabei, einen ersten Eindruck zu bekommen. Obwohl der Polizeiseelsorger der Bereitschaftspolizei zugeordnet ist und dort sein Büro hat, ist er in ganz Unterfranken unterwegs. Er bezeichnet seine Arbeit als „Geh-hin-Pastoral“. Er besucht Polizeiinspektionen, begleitet Schichten oder den Kriminaldauerdienst. „Die Beziehungen funktionieren dann ganz analog.“
Stichwort Polizeiseelsorge:
Die Polizeiseelsorge ist auf Landesebene organisiert und der Bereitschaftspolizei zugeordnet. Außerdem ist sie ökumenisch aufgebaut. In Würzburg ist neben Matthias Zöller noch die evangelische Pfarrerin Antje Biller mit der Ausbildung der Polizisten betraut. Insgesamt 17 Polizeiseelsorger gibt es in Bayern. Sie werden von den beiden Kirchen geschickt. Vier Personen werden von der Polizei beauftragt und in München und Nürnberg eingesetzt. Seit 2017, als Zöller seine Stelle bei der Polizeiseelsorge angetreten hat, findet ein Generationswechsel bei der Polizeiseelsorge statt. Im Zuge dessen möchte sie ihre Öffentlichkeitsarbeit ausbauen. Nicht nur um ihre Arbeit nach außen darzustellen, sondern vielmehr, um sich mit den Polizisten zu vernetzen. Dafür wurden unter anderem ein Corporate Design mit dem entsprechenden Logo beschlossen, ein Newsletter eingeführt und eine eigene Website aufgebaut. Zuvor hatte es nur eine Website auf Bundesebene gegeben. Diese Maßnahmen werden aus Landesmitteln finanziert.
Einen Einblick in die Arbeit von Matthias Zöller gibt es auf seinem Instagram-Account unter „matthias_zoeller“ oder bei Facebook unter „Matthias Zöller Polizeiseelsorger“. Weitere Informationen zur Polizeiseelsorge in Bayern gibt es auf der neuen Website www.bayerische-polizeiseelsorge.de/
ils (POW)
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