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Am Dom fällt die Mauer

Christen aus Thüringen und Franken danken bei Kiliani-Wallfahrt für Fall der innendeutschen Grenze vor 20 Jahren – Erzählcafé im Innenhof des Kreuzgangs und ökumenische Gedenkfeier am Kiliansplatz

Würzburg (POW) „Die Mauer ist gefallen! Gott sei Dank!“ Vor 20 Jahren hallt der Ruf durch Berlin, durch Rhön und Haßberge, durch Deutschland und die ganze Welt. 20 Jahre später bestimmt der Ruf den grenzüberschreitenden Kiliani-Tag der Politiker, Ratsmitglieder, Verantwortlichen in Kirche und Gesellschaft sowie Aussiedler und Vertriebenen aus Thüringen und Unterfranken am Samstag, 11. Juli, in Würzburg. Eine Mauer aus Pappkartons fällt am Kiliansplatz bei der ökumenischen Gedenkfeier anlässlich der 20. Wiederkehr dieses geschichtsträchtigen Ereignisses. Christen danken für das unverhoffte Geschenk, für die Freiheit und Einheit.

Immer wieder taucht an diesem Kilianisamstag die Frage auf: „Wo waren Sie am 9. November 1989?“ Erfurts emeritierter Domkapitular Dr. Hans-Andreas Egenolf berichtet beim Erzählcafé mit BR-Moderator Eberhard Schellenberger im Innenhof des Domkreuzgangs, dass der Fall der Mauer für ihn nicht völlig überraschend gekommen sei. „Das System war am Ende. Der Ostblock bröckelte. Man rechnete damit, dass es so nicht mehr lange weitergehen würde. Der Fall der Mauer lag in der Luft.“ Sehr ergriffen habe er auf die Grenzöffnung reagiert, erzählt Pfarrer Karl Metzner, der Friedensgebete in Erfurt organisierte. Und dem Würzburger Aussiedler- und Vertriebenenseelsorger Monsignore Karlheinz Frühmorgen, der am 9. November 1989 im Krankenhaus lag, kommt sofort der 18. Psalm in den Sinn: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ Christa Klebba bringt es beim Erzählcafé auf den Punkt, was viele Menschen an diesem Gedenktag bewegt: „Ich möchte nie mehr diese Mauer haben.“

Zum Dank für den Fall der menschenunwürdigen Sperranlage versammeln sich die Christen am Samstagnachmittag am Kiliansplatz. Vormittags hatten sie bereits mit Erfurts Bischof Dr. Joachim Wanke und Würzburgs Bischof Dr. Friedhelm Hofmann einen Festgottesdienst im Kiliansdom gefeiert (siehe eigener Bericht). Stationen beleuchten zwischen Dom und Neumünsterkirche die Zeit vor dem Mauerfall und die Novembertage 1989. „Es wurde gebetet, viel gebetet, jahrelang, in vielen Ländern, in Ost und West, auch von Nichtchristen und Ungetauften, zum Schluss in den Kirchen“, berichtet Suhls katholischer Pfarrer Joachim Kramer. Mellrichstadts evangelischer Pfarrer Andreas Werner fährt mit den Gedanken fort: „Und dann stürzt das Regime – und mit ihm das gesamte gewalttätige System, werden Schlagbäume weggedreht, Zäune niedergerissen, liegen sich Menschen in den Armen. Der November prägte sich ein in den Herzen vieler Menschen! Der Herbst ist unvergesslich: Die Mauer ist gefallen! Gott sei Dank!“

Vor dem Museum am Dom stürzt in diesem Moment die aus Pappkartons erstellte Mauer zusammen. Stille. Die über 750 Jahre alte Lobdeburg-Glocke des Doms läutet. Gedenken an ein unvergessliches Ereignis. Dann ziehen die Christen aus Thüringen und Franken in den Dom ein, danken Gott und bitten für seinen Segen für Volk und Land. Ein besonderer Kilianitag neigt sich dem Ende zu. „Nun danket alle Gott“ und „Großer Gott, wir loben dich“ hallt es durch den Dom. Im Altarraum steht ein großes Kreuz aus zwei Teilen. Ein Sockel fügt beide zusammen. Der Künstler Gernot Ehrsam aus Kaltennordheim in der Rhön hat das Kreuz geschaffen. Am 8. November 2009 soll es zwischen Henneberg und Eußenhausen an der Schanz, der ehemaligen „Grenzstelle zwischen der DDR und der BRD“, aufgestellt werden. Der dritte Teil, das Mittelkreuz, soll später an der Autobahnkirche am Rastplatz „Thüringer Tor“ bei Bibra an der A71 stehen. Der große Kilianitag der Verbundenheit von Thüringern und Franken findet so seine Fortsetzung.

(2909/0826; E-Mail voraus)

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