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Anpassung oder Ablehnung?

Deutschsprachige Kirchenhistoriker diskutieren in Würzburg Rolle der Ausbildungsstätten katholischer Theologie im Nationalsozialismus

Würzburg (POW) Die Rolle der theologischen Ausbildungsstätten in der Zeit des Nationalsozialismus haben Kirchenhistoriker aus dem ganzen deutschsprachigen Raum bei einer Fachtagung vom 18. bis 20. September in Würzburg diskutiert. Angeregt und geleitet wurde das Treffen von den Würzburger Kirchenhistorikern Professor Dr. Dominik Burkard und Professor Dr. Wolfgang Weiß.

Haltung, Rolle und Situation der katholischen Kirche im Nationalsozialismus werden in Forschung und Öffentlichkeit ebenso heftig wie kontrovers diskutiert. Die zahlreichen, sehr verschiedenartigen theologischen Ausbildungsstätten, deren Dozenten und ihre wissenschaftlich-publizistische Tätigkeit blieben bislang weitgehend ausgeblendet. Die Fachtagung fragte deshalb: Welche Entwicklungen lassen sich zwischen 1933 und 1945 feststellen? Auf welche Weise versuchten Theologen sich mit dem NS-Regime zu arrangieren, inwiefern wurden Lehr- und Forschungsbetrieb behindert oder gar eingeschränkt? Wie profilierte sich die Theologie in dieser Zeit, suchte sie die inhaltliche Angleichung, wahrte sie die weltanschauliche Distanz oder wagte sie sogar die offene Ablehnung?

Unter dem Stichwort „Strukturen“ ging es bei der Tagung um eine erste Bestandsaufnahme der damals noch sehr differenzierten Gesamtlandschaft von Ausbildungsstätten katholischer Theologie während der NS-Diktatur. Weiter wurden die Rechtsstrukturen und Ziele der nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik und -verwaltung beleuchtet. Auf neuesten Quellenstudien basierend, wurde in 20 Statements die Entwicklung von Universitätsfakultäten, staatlichen Philosophisch-Theologischen Hochschulen sowie bischöflichen Ausbildungsstätten und Ordenshochschulen skizziert. Dabei zeigte sich sehr deutlich, dass ab 1938 ein schärferer Kurs eingeschlagen wurde, dessen Ziel die schrittweise Eliminierung der Theologie überhaupt war. Dahinter stand maßgeblich die Parteikanzlei unter Martin Bormann in Verbindung mit Reichskirchen- und Reichserziehungsministerium. Sie gingen mal feiner, mal demonstrativ-aggressiver mit den Ausbildungsstätten um. Dabei gewannen sie die Unterstützung von Rektoren, Dozentenführern und selbst Dekanen.

Die Tagung bildete den Auftakt zu einem Forschungsprojekt mit dem Titel „Katholische Theologie im Nationalsozialismus. Strukturen – Disziplinen – Personen“. In den nächsten Jahren sollen in Würzburg weitere Symposien stattfinden, um die Erforschung der katholischen Theologie in der NS-Zeit zu intensivieren und zu begleiten.

(3905/1213; E-Mail voraus)