Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Auch im Fremden den Nächsten sehen“

Diözesanempfang in Würzburg mit Professorin Monika Grütters MdB als Festrednerin – Thema: „Barmherzigkeit und politische Kultur“ – Rund 1500 Gäste aus Politik, Kirche, Caritas und Gesellschaft

Würzburg (POW) „Wir brauchen Barmherzigkeit als politische Tugend, als Wurzel einer der Menschenwürde verpflichteten Politik, als Wegbereiterin für Verständigung und Toleranz und als Begleiterin der Freiheit.“ Das hat Professorin Monika Grütters MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien, vor rund 1500 Gästen beim Diözesanempfang am Montagabend, 18. Januar, in der Universität am Hubland in Würzburg gesagt. In ihrem Festvortrag unter der Überschrift „Barmherzigkeit und politische Kultur“ befasste sie sich mit der Frage, ob die Botschaft der Bibel ein Kompass für politisches Handeln sein könne. Angesichts der Flüchtlingsproblematik stellte sie fest: „Barmherzigkeit ist die Fähigkeit, auch im Fremden den Nächsten zu sehen.“ Bischof Dr. Friedhelm Hofmann rief mit Blick auf das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“ zu einer „neuen Kultur im Miteinander der Menschen“ auf.

Barmherzigkeit und Politik seien Begriffe, die selten in einem Atemzug genannt werden, sagte Grütters. „Oft genug entzünden sich politische Diskussionen an der Frage, wie viel Barmherzigkeit und Nächstenliebe wir uns als Gesellschaft leisten können und müssen. Finanziell, aber auch im Hinblick auf Ausgewogenheit und sozialen Frieden.“ Das seien Fragen, auf die das Gleichnis des barmherzigen Samariters keine Antwort gebe. Doch Politiker bräuchten ein mitfühlendes Herz, um überhaupt zu erkennen, wo Menschen in Not seien. „Barmherzigkeit ist die Grundlage für soziales, dem christlichen Menschenbild verpflichtetes, politisches Handeln“, sagte Grütters. Sie sei Kanzlerin Angela Merkel sehr dankbar dafür, dass diese den Gedanken der Barmherzigkeit angesichts einer drohenden humanitären Katastrophe zum Leitbild ihrer Flüchtlingspolitik gemacht habe. „Auch wenn die Mühen der Integration unser aller Kraft und Engagement erfordern werden. Noch schlimmer, als daran zu scheitern, wäre, es nicht einmal versucht zu haben“, betonte Grütters.

Barmherzigkeit sei zudem „eine Wegbereiterin für Verständigung und Toleranz“ und damit unverzichtbar für das Funktionieren einer Demokratie. In einer pluralistischen Gesellschaft würden die Menschen täglich mit fremden Lebensweisen, Meinungen und Weltanschauungen konfrontiert. Es sei eine der größten zivilisatorischen Errungenschaften, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen. Diese Fähigkeit brauche es auch, um die Demokratie gegen ihre Feinde, gegen religiöse Fundamentalisten und politische Extremisten, zu verteidigen.

Es brauche die Kunst und die Kirche als gesellschaftliche Kräfte, um der Barmherzigkeit ihren Platz in der politischen Kultur zu verschaffen, war Grütters überzeugt. „Kunst und Kirche sind es, die uns in die Lage versetzen können, im Fremden den Nächsten zu sehen.“ Kreative und Intellektuelle seien das Korrektiv einer Gesellschaft. „Eine Gesellschaft, die mit ihren kulturellen, auch religiös begründeten Eigenheiten ihre eigene Identität pflegt, kann dem Anderen, dem Fremden Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen. Nur wo es keinen kulturellen Kern gibt, pflegt man Feindbilder, um sich der eigenen Identität zu versichern.“ Religion und Glaube dürften nicht in die Abgeschiedenheit des rein Privaten verdrängt werden. Grütters forderte die Zuhörer vielmehr dazu auf, sich „auch unter Andersdenkenden selbstbewusst zu christlichen Werten und Überzeugungen zu bekennen“.

In seiner Begrüßung hatte Bischof Hofmann angesichts der aktuellen Probleme wie der Flüchtlingskrise und den Krisenherden im Nahen Osten vor einfachen Antworten gewarnt. „Die Menschen spüren, dass schnelle Kommentare und Lösungsvorschläge meist zu kurz greifen und schon gar nicht die Wurzel vieler Probleme erfassen.“ Die Probleme der Welt würden nicht durch das Drehen an einzelnen Stellschrauben des globalen Zusammenlebens gelöst. „Es braucht eine neue Kultur im Miteinander der Menschen“, sagte er mit Blick auf das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“. „Barmherzigkeit ist die entscheidende Haltung und Qualität, die aufzuhellen vermag, was an Sorgen und Befürchtungen den Beginn dieses Jahres prägt.“

Zu Beginn des Abends hieß Bischof Hofmann die Vertreter der Kommunal-, der Landes- und der Bundespolitik und die Mitarbeiter in der Kirche auf Pfarrei-, Dekanats- und Diözesanebene willkommen. „Weil es um die Zukunft unserer Gesellschaft und der Völkergemeinschaft geht, ist es wichtig, dass wir zusammenkommen und über Grundlagen und Grundhaltungen unseres Lebens und unseres Wirkens nachdenken“, sagte der Bischof. Besonders begrüßte er den bayerischen Justizminister Dr. Winfried Bausback, Bundesminister a. D. Michael Glos, Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt.

Zu den Gästen zählten Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Landräte, Bezirks- und Kreisräte, Bürgermeister, Dekane, Pfarrer, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ordensleute, Mitglieder des Diözesanrats und der Dekanatsräte, der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen, Vertreter der Caritas sowie Professoren der Universität Würzburg mit Universitätspräsident Professor Dr. Alfred Forchel an der Spitze. Vertreter der Justiz, der Polizei, der Behörden und Ämter, der Fachhochschulen, der Wohlfahrtsverbände, der unterfränkischen Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammer, der Medien sowie der evangelischen Kirche standen weiter auf der Grußliste. Bischof Hofmann begrüßte besonders Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Auf der Gästeliste standen zudem der Leiter des Katholischen Büros in Bayern, Prälat Dr. Lorenz Wolf, und der Präsident von Missio München, Monsignore Wolfgang Huber.

Organisiert wurde der Diözesanempfang von der Domschule Würzburg und dem Caritasverband für die Diözese Würzburg. Für die musikalische Gestaltung sorgte das „Café Sehnsucht“ mit Silvia Kirchhof (Gesang) und Achim Hofmann (Klavier) mit hintersinnigen Chansons von Otto Reutter, Georg Kreisler und Achim Hofmann.

sti (POW)

(0316/0083; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

Weitere Bilder