Liebe Priester, Diakone und pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Gläubige im Bistum Würzburg,
liebe Schwestern und Brüder!
Am Wochenende haben die Bundesregierung und die bayerische Staatsregierung die Schutzmaßnahmen vor dem Coronavirus drastisch verschärft. Nach der Schließung von Kindertageseinrichtungen und Schulen werden nun die Grenzen zu unseren Nachbarländern geschlossen. Ab Mittwoch schließen auch Gaststätten stundenweise und Bars und Freizeiteinrichtungen ganz. Veranstaltungen generell sind im Freistaat Bayern bis 19. April verboten.
Für unser Bistum Würzburg bedeutet dies, dass wir nun auch alle öffentlichen Gottesdienste bis 19. April aussetzen müssen. Wir müssen die bisherigen Vorgaben nachbessern, um Handlungssicherheit zu geben und eine Vereinheitlichung der Praxis herzustellen. Wir schließen uns damit an die staatlichen Maßnahmen bis zum Ende der Osterferien an.
Für die Gestaltung der Kar- und Ostertage wird es in den nächsten Tagen noch ergänzende Impulse geben. Die private Zelebration der Priester, ggf. mit einem Mitglied des Pastoralteams, unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist erlaubt und in der gegenwärtigen Situation ein stellvertretender Vollzug. Sie nimmt dabei die besonderen Anliegen der Pfarrgemeinden und Pfarreiengemeinschaften mit ins Gebet.
Ich bin mir bewusst, dass dies ein drastischer Schritt ist, den es so noch nicht gegeben hat – bedauerlich, aber notwendig.
Die österliche Bußzeit gewinnt so eine ganz neue, bisher unbekannte Dimension. Die große Unterbrechung, die uns nun bevorsteht, bietet auch die Chance als eine Zeit der Einkehr:
Vielleicht nutzen wir die Zeit, über die Verletzlichkeit nachzudenken und die Unsicherheit, die uns besonders in diesen Tagen so beschäftigt.
Wir finden Zeit, uns auf das Wesentliche im Leben zu besinnen, den Nächsten in den Blick zu nehmen und im Gebet den Dialog mit Gott zu finden.
Das Aussetzen der Heiligen Messen bietet die Möglichkeit, „geistliche Kommunion“ neu zu entdecken. Die Sehnsucht nach der Kommunion findet ihren schönsten Ausdruck in dem Ausruf der Menschen bei der Brotvermehrung: „Herr, gib uns immer dieses Brot!“ (Joh 6,34). Wir dürfen die Sehnsucht nach dem Brot spüren, das der Welt das Leben gibt.
Dieses Gebet und die Sehnsucht nach dem Brot des Lebens unterstützen wir durch die tägliche Übertragung von Gottesdiensten im Internet. Wochentags um 12 Uhr überträgt die Internetredaktion die Heilige Messe oder einen Kreuzweg oder eine andere liturgische Feier, sonntags um 10 Uhr immer die Messe.
Gebetsanregungen für persönliches Beten werden durch das Liturgiereferat spätestens ab Mittwoch, 18. März, digital zur Verfügung gestellt.
Unter dem Motto „vernetzt vertrauen“ bietet die Netzgemeinde dazwischen in diesen Zeiten tägliche Impulse, aber auch Austausch mit Seelsorgern per Messenger auf dem Smartphone an. Die Netzgemeinde der Bistümer Freiburg, Speyer und Würzburg ist für alle offen.
Wir werden die Einzelseelsorge bei der derzeitigen Situation vor Ort nicht aus dem Blick verlieren und alle Möglichkeiten der Kommunikation, die uns noch zur Verfügung stehen, nutzen.
Geistliche Kommunion ist nicht nur Ausdruck persönlicher Frömmigkeit, sie zeigt sich auch in gemeinsamer Verantwortung und Solidarität. Geistliche Gemeinschaft benötigen wir weltweit in dem Wissen darum, dass wir in der globalisierten Welt nur noch in gemeinsamer Verantwortung die Krisen bewältigen können und ein Augenmerk auf die Menschen in prekären Lebensverhältnissen haben müssen, die besonders gefährdet sind; wo diesen Menschen keine wirksame Hilfe geleistet wird, springt die Gefahr über.
Geistliche Gemeinschaft brauchen wir mit den Alten und Kranken und besonders Gefährdeten, die jetzt keinen Besuch empfangen können und dürfen.
Geistliche Gemeinschaft besteht mit all denen, die in diesen Tagen treu und ausdauernd ihren Dienst leisten müssen und leisten wollen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, bei den Rettungskräften, der Polizei, mit allen öffentlichen Diensten.
Geistliche Gemeinschaft gilt schließlich auch allen Genervten, Frustrierten, Enttäuschten und Verunsicherten, all denen, die jetzt nicht wissen, wo sie ihre Kinder gut versorgen können, die nicht wissen, wie es wirtschaftlich für sie weitergehen kann und soll, die politisch Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen.
Beten wir gemeinsam:
Gott, unser Vater.
Bedrückt vom Elend unserer Zeit,
kommen wir zu dir.
Sieh auf die Not und Hilflosigkeit so vieler Menschen.
Lass sie an ihrem Schicksal nicht zerbrechen.
Stärke unter uns
das Bewusstsein der Verantwortung füreinander,
damit wir anfangen,
geschwisterlich zu teilen und einander beizustehen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Ihr Bischof +Franz