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Auf den Gekreuzigten schauen

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer am 24. Juli 2006 anlässlich des 30. Todestages von Julius Kardinal Döpfner in Hausen/Bad Kissingen

Liebe Pfarrei Hausen!

„Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten.“

Vielen ist heute noch bewusst, dass dieses Pauluswort der Wahlspruch des 35-jährigen Bischofs Julius Döpfner war. Mit diesem Schriftwort hat Kardinal Döpfner deutlich gemacht, was die Mitte seines priesterlichen und bischöflichen Dienstes war. Bischof Friedhelm, der heute gerne hier diesen Gottesdienst gehalten hätte, hat nun ein ähnliches Wort für seinen Bischofsdienst in unserer Diözese gewählt: „Crux spes unica“ – Das Kreuz – unsere einzige Hoffnung. Wir bewahren die liebende Erinnerung an Ihren und unseren Bischof in besonderer Weise, wenn wir selber an diesem besonderen Gedenktag über dieses Wort nachdenken. Denn eines wird Ihrem Landsmann, unserem Kardinal Julius Döpfner nachgesagt: „Er mache keine Sprüche. Er gehe auf den Kern einer Sache. Er scheue nicht zurück, die Wahrheit zu sagen.“

„Praedicamus Christum crucifixum.“ Wenn Kardinal Döpfner vom Kreuz und dem Gekreuzigten predigte, stand hinter diesem Wort auch seine Lebenserfahrung. Er kam zu uns als Präfekt ins Kilianeum Würzburg, als der mörderische Zweite Weltkrieg seinem grausigen Höhepunkt und Ende zustrebte. Das Hakenkreuz war während seiner römischen Studienjahre in seiner deutschen Heimat zum angebeteten Symbol einer unmenschlichen, gottlosen Herrschaft geworden. Viele auch der Gläubigen haben sich blenden lassen vom höllischen Glanz dieses Antizeichens des Christentums. Julius Döpfner erlebte mit uns das furchtbare Ende des Zweiten Weltkrieges und stand am 16. März 1945 inmitten einer Stadt, die wie ein Feuerofen brannte. Er wurde so auch sehr nachhaltig und eindringlich bewusst in die Karfreitagsstunde unseres Landes, der Menschen, hineingenommen. Überall sah er Tränen, Tod und Trauer. Da konnte man keine salbungsvollen Predigten halten. In dieser Stunde konnte allein der Blick auf den Gekreuzigten Hoffnung und Zuversicht, Trost und innere Erneuerung dem Volke geben. Sein Nachfolger, unser Papst Benedikt XVI., hat am 1. Jahrestag seines Todes am 24. Juli 1977 gesagt: „Julius Döpfner hat sich nicht gescheut, zu gestehen, das er dieses Wort auch als Trostwort für sich verstand. Er schrieb: ‘Ich will der erste Kreuzträger unseres Bistums sein‘.“ So ließ er schon damals die Leute auf Jesus, den Gekreuzigten schauen. Im Gekreuzigten allein konnte man damals Hoffnung schöpfen, denn das Gekreuzigtsein Jesu war nicht das Ende, sondern der Anfang der Auferstehung und unsere Erlösung. Er selbst wurde zum mutmachenden Zeichen in Person, als er mit 35 Jahren Bischof von Würzburg wurde. So einen jungen und mitreißenden Bischof gab es in der ganzen Welt nicht. Er wurde für uns jungen Leute zum Symbol, mitzuarbeiten am Aufbau einer christusbezogenen Welt und Zeit.

Der Blick in den inneren Zustand unserer Gesellschaft – bei allem gelungenen Wiederaufbau und glanzvoller Fassade –, der Blick auf viele innere Ruinen und Trümmer in unserer Zeit mag manchem Einsichtigen sagen: Wir leben wieder in einer Zeit, da viele fliehen und denken: „Ich kenne diesen Menschen nicht“ oder gar der Ruf zu hören ist: „Weg mit ihm, ans Kreuz mit ihm, mit seiner Kirche, mit den Forderungen des Evangeliums“. Dennoch bleibt als einzige Hoffnung für viele, über die kirchliche Entwicklung Enttäuschten der Blick auf den Gekreuzigten und Auferstandenen. Ich glaube, Julius Döpfner würde gerade auch mit diesem Wahlspruch auf das einzige Hoffnungszeichen unserer Tage hinweisen. Ein alter Spruch des Kartäuserordens heißt: „Es steht das Kreuz, mag auch die Erde wanken!“ Gerade die Erinnerung an Eueren großen Sohn soll die Mütter und Väter dazu verpflichten, gerade hier den Kindern bei wichtigen Gelegenheiten das Kreuzzeichen auf die Stirn zu machen – am Abend, vor dem Schulbeginn, bei einer Abreise. Ich bin überzeugt, dass Julius Döpfner auch diesen Wahlspruch gewählt hat und wählen konnte, weil es seine Mutter und sein Vater ihm oft auf die Stirn gezeichnet haben.

Auf einer Bergkreuz in meiner Spessartheimat ließ ein Priester die Worte anbringen:

„Willst Du Gottes Schönheit sehen,

musst Du auf die Berge gehen.

Willst Du Gottes Liebe sehen,

musst Du unterm Kreuze stehen.“

Der 30. Todestag von Ihrem Landsmann Julius Döpfner kann uns daran erinnern, dass gerade auch seine Liebe zur Rhön, zumal zum Kreuzberg, in diesem Wahlspruch mitschwingt. Wir wissen von Julius Döpfner, wie sehr er den Kreuzberg geliebt hat. Er sah in diesem Kreuzberg auch etwas, was den Glauben seiner Heimat, seiner Vorfahren, der Menschen in diesem Landstrich, in diesem Lebensraum prägte. Das Kreuz des Lebens war ja den Menschen der Rhön nur allzu vertraut. Gerade der tiefere Blick auf den Gekreuzigten zeigte ihnen im Glauben: Im Kreuz zeigte Gott seine höchste Liebe, seinen Einsatz für den Menschen und die Welt bis zum Äußersten. Jesus suchte nicht das Kreuz, aber er nahm es hin als den konkreten Willen des Vaters. In Jesus, dem Gekreuzigten, zeigt Gott seine ganze Liebe, sein ganzes Engagement für die Welt. Unser Ja zu unserem Lebenskreuz kann daher ein tiefes Einswerden mit Jesus, mit Gott sein, und seine erlösende Kraft zeigen. Suchen wir gerade unser „Dein Wille geschehe“ mit Jesus im heiligen Messopfer zu sagen, um in der Reichweite und Wirkmacht des Gekreuzigten zu bleiben.

Der Hirtenbrief von Julius Döpfner, in dem er seinen Wahlspruch vorlegte, schließt mit dem Aufruf, der gerade uns hier noch gilt:

„Auf denn zur fröhlichen, auf denn zur Kreuzfahrt des Herrn,

denn unter seinem Banner werden wir den Sieg erringen.“

Amen.

(3406/1182)