Würzburg (POW) Joggend und rätselnd sind Kinder und Jugendliche auf den Spuren des heiligen Kilian am Samstagnachmittag, 10. Juli, unterwegs gewesen. Der Kiliani-Tag der Jugend fand dieses Jahr coronabedingt dezentral statt. Insgesamt standen sechs Veranstaltungen der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) zur Auswahl. Die Regionalstelle Würzburg ließ den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Wahl: „Actionbound“ oder „Sightjogging“. Abgerundet wurden die Aktivitäten mit einem Gottesdienst in der Jugendkirche und im Innenhof des Kilianeums-Haus der Jugend. Rund zwei Dutzend Jugendliche feierten diesen mit. Jugendseelsorgerin Birgit Hohm organisierte die Aktivitäten in Würzburg und stand dem dezentralen Tag der Jugend zunächst skeptisch gegenüber: „Ich konnte mir das zunächst gar nicht vorstellen, aber durch den Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen und dem Gebet von Diözesanjugendseelsorger Stephan Schwab, das an allen Orten gebetet wird, stehen wir doch in Verbindung.“
Rätsel lösen wollten fünf Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und 14 Jahren: Fidelis, Immina, Philipp, Remigius und Simon. „Ein Actionbound ist wie eine Schnitzeljagd, nur mit dem Handy!“, erklärten sie. Nach dem ersten Tipp war jedoch schon klar: „Wir müssen zur Alten Mainbrücke!“ Dem Pfeil auf dem Handy, der wie ein Kompass die Richtung zur nächsten Station vorgab, schenkte die Gruppe ab da nur noch wenig Beachtung. Ähnlich war es bei den folgenden vier Stationen – echte Würzburg-Kenner eben.
Bei der ersten Station angekommen, zeigte die App eine Videobotschaft der Kammerzofe Anna an. Anna hat im Herzoghaus gearbeitet. Sie echauffierte sich in fränkischem Dialekt darüber, dass der heilige Kilian die Ehe der Herzogin für ungültig hielt. Nach dem Video folgte ein Quiz mit Fragen wie zum Beispiel: „Wie hieß die Frau von Herzog Retzbach?“ Sobald die Fünf die zweite Station erreichten, zeigte das Handy die nächste Botschaft an: Padraig war Begleiter der Mönche Kilian, Kolonat und Totnan. Er erklärte mit melodischem irischen Akzent, warum die Frankenapostel damals von Irland weggegangen sind: „Sie haben sich als Ziel gesetzt, den christlichen Glauben in Würzburg voranzutreiben.“ Bei dem darauffolgenden Quiz lautete eine Frage: „Was hält der heilige Totnan auf der Marienbrücke in den Händen?“ Nach kurzer Absprache raste Fidelis zu besagter Statue, um nachzusehen – echte Teamplayer eben.
Auf dem Weg zur dritten Station machte die Gruppe einen Abstecher zur Eisdiele. Mit Bananeneis gestärkt, lauschten die Kinder der vierten Botschaft: Burgunda, eine Marktfrau, berichtete authentisch fränkisch, wie sie mit eigenen Augen den Mord an den drei Mönchen mitansehen musste. Beim anschließenden Rätsel war eine Frage: „Wann wurden die Frankenapostel umgebracht?“ Auf Nachfrage, wie ihnen der „Actionbound“ bisher gefällt, antworteten die Mädchen und Jungen: „Subba, sehr informadiv“ – echte Franken eben.
An der vierten Station lernten die Fünf den ersten Bischof des Bistums Würzburg kennen: Bischof Burkard. Da die Zeit bis zum Gottesdienst drängte, erfüllten die Kinder und Jugendlichen schnell alle Aufgaben und eilten zur nächsten und letzten Station. Hier bot die App an, das Kilianslied anzuhören. „Das kennen wir doch schon“, war die Meinung der Gruppe dazu. Alle stimmten das Lied an und machten sich auf den Weg zur Schatztruhe. Das Schönste an dem Nachmittag war aber nicht der Schatz, der am Ende gefunden wurde, sondern „dass wir alle zusammen den Tag verbracht haben“, urteilte Philipp. Die Fünf lösten die Rätsel und Aufgaben fast alle richtig – echte Kilianskenner eben.
Angekommen in der Jugendkirche hieß es warten, denn die „Sightjogger“ waren von ihrem sportlichen Sightseeing noch nicht zurück. Die vierköpfige Laufgruppe wurde angeführt von kja-Jugendbildungsreferent Peter Lanig und steuerte im Laufschritt sehenswerte Orte („sights“) in Würzburg an. Dort gab es Verschnaufpausen, Trinkwasser in Bechern und Kurzimpulse. Insgesamt legten die Jogger eine Strecke von über sieben Kilometern bei sommerlichen Temperaturen zurück.
Am Burkarder See, einem idyllischen Gewässer am Fuß der Festung Marienberg, empfing Diözesanlandjugendseelsorger Florian Meier die vier Jogger. Der Geistliche Leiter der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in der Diözese Würzburg bezeichnete den Burkarder See als „Stadtoase“ – den passenden Ort, „um einen ruhigen Moment in der quirligen Stadt Würzburg zu erleben“. Danach forderte er die Teilnehmer auf, Runden um den See zu drehen und die Oasen im eigenen Leben zu entdecken. Lisa-Marie Knechtle (17), eine der Joggenden, sprach danach über eine persönliche Oase in ihrem Leben: „Ein Gottesdienst ist auch ein Ruhepol. Die Woche ist vollgepackt, und am Sonntag habe ich eine Stunde, in der ich nicht leistungsfähig sein muss.“ Bevor es im Laufschritt weiterging, setzten sich die Teilnehmer auf die Steinmauer am Seeufer und folgten der Aufforderung Meiers, ihre Bauchmuskulatur zu trainieren. Sie zogen die Beine an, streckten sie wieder aus, mit den Armen passierte dasselbe – eine Szene, die an die Besatzung eines Ruderboots erinnerte. Nach dieser Auffrischung nahm die Gruppe mit Tempo die nächste Station ins Visier.
Trotz der Wärme hielten die vier Läufer durch. Im „Klein-Nizza“, einer mit Teichen und Blumenbeeten gestalteten Parkanlage, wurden sie wieder von Meier erwartet. Hier gab es erneut Wasser zum Trinken. Ruhig stehend und atmend hörten die Teilnehmer Meier zu: Die Menschen, die Natur – alles an diesem Ort sei bunt und vielfältig. Diese Vielfalt sei herrlich und verdiene es, mit dem Atem aufgesogen zu werden. Anschließend las Meier Auszüge aus dem Psalm 104 vor: „Preise den Herrn, meine Seele!“
Im Kilianeum-Haus der Jugend hatten die Jogger Gelegenheit, zu duschen und sich umzuziehen. Danach konnte der Gottesdienst mit etwas Verspätung beginnen. Mit moderner Musik und in lockerer Atmosphäre begannen die 20 Jugendlichen unter dem Motto „Inflamed. What would Jesus do?“, den Tag der Jugend zu feiern. Nach der Predigt ging der Gottesdienst im Innenhof des Kilianeums-Haus der Jugend weiter. Dort hatten die Jugendlichen Zeit, sich in Kleingruppen zu den Leitfragen des Gottesdienstes auszutauschen: „Was gibt mir den Mut, neue Dinge zu tun?“, „Was lässt das innere Feuer in mir brennen?“ und „Was trägt mich bei neuen Herausforderungen?“ Um die Feier des Gottesdienstes in den Alltag münden zu lassen, gab es statt vorgefertigten Fürbitten einen Fürbittenbaum. An diesen konnten Zettel mit Sorgen und Bitten befestigt werden. Statt dem Schlusssegen konnte sich jeder eine Klammer mit der Aufschrift „Ich segne dich gerne“ an die Kleidung heften. Damit wurde die Bereitschaft symbolisiert, für andere da zu sein. Um zur Ruhe zu kommen, hatten Pfadfinder des Bezirks Würzburg ein Lagerfeuer vorbereitet, und um den eigenen Hoffnungsfunken zu entzünden, konnte ein Windlicht gebastelt werden. Meier, der den Gottesdienst gemeinsam mit Jugendseelsorger Christian Bargel organisiert hatte, war sehr froh, dass das Wetter hielt: „Ich finde es auch sehr schön, dass die, die sich auf den Tag hier eingelassen haben, mit Feuer und Flamme dabei waren.“
Der Actionbound kann in der App unter „Kilianisbound“ zeitunabhängig durchgeführt werden.
Ulrich Bausewein (Sonntagsblatt)/Magdalena Rössert (POW)
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