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„Auf geht’s nach Jerusalem!“

Im Bibelturm in Haßfurt wird die Passionsgeschichte lebendig – Führungen möglich – Osterweg aus Lego in Westheim geöffnet

Haßfurt (POW) „Warum bist du heute da?“, fragt Angelika Reinhart und blickt dabei auf die gespannten Gesichter der 19 Schülerinnen und Schüler der Franz-Ludwig-von-Ehrtal-Schule hinunter, die sich auf den Treppenstufen im Bibelturm in Haßfurt verteilt haben. Viel Platz in die Breite gibt es nicht, dafür aber in die Höhe. 104 Treppenstufen muss man besteigen, um oben anzukommen. Bevor es losgeht, fragt Reinhart die Kinder erstmal, was sie schon über die Passionsgeschichte wissen und ob sie schon mal von Jerusalem gehört haben. „Wenn man nach Jerusalem will, muss man immer erstmal einen Berg hoch. Hier haben wir zwar keinen Berg, aber ganz schön viele Stufen. Auf geht’s nach Jerusalem!“

Der Ostergarten im Bibelturm ist ein Projekt des ökumenischen Vereins Bibelwelten. Seit 2007 führen Haupt- und Ehrenamtliche in der Fastenzeit durch den Ostergarten. Zirka 2000 Besucherinnen und Besucher begrüßen sie jährlich. Der Bibelturm ist ein ökumenisches Projekt der katholischen und evangelischen Christinnen und Christen aus dem Landkreis Haßberge. Reinhart ist die Verantwortliche: „Wir erzählen die Geschichte immer auch ein Stück für uns selber. Wir glauben das, was wir erzählen. Wenn wir lebendig von unserem Glauben sprechen, dann geben wir auch etwas weiter.“

Die Führung durch den Bibelturm beginnt unter dem Dach. Oben angekommen, sitzen die Kinder im Stuhlkreis um einen Weg herum, an dessen Ende ein großer Plüschesel steht. Reinhart erzählt die Geschichte, wie Jesus nach Jerusalem eingezogen ist. Sie beschreibt sehr bildlich, wie staubig und trocken der Weg damals wohl gewesen sei. „Die Menschen wollten nicht, dass Jesus auf so einem staubigen Weg geht. Als er ankam, legten die Leute deshalb ihre Kleider vor ihm auf dem Weg ab.“ Die Kinder werden eingeladen, ein buntes Stofftuch aus einer Kiste zu nehmen und es auf dem Weg auszulegen. Wenn sie möchten, können sie erzählen, warum sie sich an den Straßenrand gestellt hätten, um Jesus zu begrüßen. „Ich würde mich auch an den Straßenrand stellen, weil Jesus für uns am Kreuz gestorben ist“, sagt beispielsweise Luca. Er beschreibt, wie sich der Weg durch das Ablegen der Tücher verändert hat: „Vorher war der Weg noch braun, jetzt ist er ganz bunt.“

Von oben aus werden die fünf Stockwerke nach unten abgearbeitet. Im vierten Stock sitzt die Gruppe nicht auf Stühlen, sondern auf dem Boden um einen gedeckten Tisch herum. Auf dem Tisch liegt eine weiße Tischdecke, darauf stehen viele Gläser, eine Karaffe mit Traubensaft, ein Korb mit frischem Brot und ein Kerzenleuchter mit brennenden Kerzen. „Wir teilen das Brot als Erinnerung an Jesus. Denn wenn wir teilen, ist er da“, sagt Reinhart. Sie beginnt, ein kleines Stück vom Brot abzuzupfen, gibt es nach links und rechts weiter und fordert die Kinder auf, es ihr nachzutun. Dabei sagen sie sich gegenseitig: „Schön, dass du da bist und wir das Brot teilen.“ Reinhart erklärt der Gruppe, dass Teilen wichtig ist: „Wenn man teilt, bleibt oft viel mehr übrig als man denkt.“ Während die Kinder gemeinsam essen und trinken erzählt Reinhart vom letzten Abendmahl und vom Gang in den Garten Getsemani, wo Jesus Gott um Kraft für den bevorstehenden Weg gebeten habe. Mit den römischen Soldaten, die Jesus finden und verhaften, geht es für die Schulklasse ein Stockwerk tiefer, wo die Geschichte von Pontius Pilatus lebendig wird.

Im nächsten Raum ist alles abgedunkelt. Licht fällt nur durch den Spalt der Vorhänge, die ihn vom Treppenhaus abgrenzen. Auf der rechten Seite steht ein großer, roter Stuhl aus Samt. Der Stuhl steht für Pontius Pilatus, der den Befehl gab, Jesus zu verurteilen. Die Kinder stehen eng beieinander und hören gespannt zu, was Reinhart über Pontius Pilatus zu erzählen hat. In der linken Ecke ist ein Feuer aus Holz und einer rot flackernden Lichterkette nachgebaut, die die brennende Glut darstellt. Darüber sitzt ein Hahn, der für die Szene mit Petrus im Hof steht, der Jesus dreimal verleugnet haben soll, bevor der Hahn krähte. Die Kinder sind sich sofort einig, dass ein Verrat an einem Freund nicht schön ist.

Nach der Erinnerung an den Verrat geht es weiter in den zweiten Stock. Dort stehen drei große Holzkreuze. Das größte in der Mitte trägt die Inschrift „INRI“, es stellt das Kreuz Jesu dar. Im Hintergrund läuft ruhige Musik. Reinhart nimmt verschiedene Utensilien zur Hand, um der Gruppe die Geschichte möglichst nahe zu bringen: eine Dornenkrone, einen Würfelbecher mit drei Würfeln und einen Stein. Die Dornenkrone gibt sie im Kreis umher, damit die Kinder vorsichtig fühlen können, wie sehr die einzelnen Zweige piksen. „Die hätte ich nicht gerne auf dem Kopf“, sagt ein Mädchen und gibt sie schnell weiter. Danach nimmt Reinhart den Würfelbecher, schüttelt ihn kräftig und deckt die Würfel auf: So ähnlich hätten es wohlmöglich die Soldaten gemacht, die laut Bibel um Jesu Kleidung gespielt haben sollen. Bevor die Kinder den Raum verlassen und zur finalen Station weitergehen, darf jedes Kind einen Stein aus einem großen Korb nehmen und ihn vor dem Kreuz niederlegen. Reinhart ermutigt sie, dabei im Stillen zu Jesus zu sprechen und ihm eine Sorge oder eine Bitte anzuvertrauen.

Der letzte Raum befindet sich im ersten Stock. Hier ist ein Bachlauf aus blauen Tüchern aufgebaut. Echte Blumen und Moos umringen ihn. Am Fuße des Bachs steht eine verzierte Osterkerze. Begleitet wird die Kulisse von Vogelgezwitscher, das Reinhart vom Band abspielt. „Wann zwitschern denn die Vögel?“, fragt sie in die Runde. „Früh morgens“, geben die Kinder zurück. Daraufhin erzählt Reinhart die Geschichte der drei Frauen, die das leere Grab Jesu gefunden haben. „Der Stein ist weg, das Grab ist offen. Im Grab könnt ihr Jesus nicht finden“, habe der Engel zu den drei Frauen gesagt. „Bei Gott beginnt das Leben. Jesus ist auferstanden, er lebt!“ Reinhart gibt die Osterkerze herum, deren Besonderheit ein kleiner Spiegel ist, der auf das Wachs aufgeklebt ist und in dem sich die Kinder selbst betrachten können. Gemeinsam wird das Lied „Halleluja, Jesus lebt“ gesungen. Zum Abschluss bekommen alle einen Stempel mit der Aufschrift „Ich bin bei Euch“ auf die Hand. Reinhart verabschiedet die Gruppe mit einem Appell: „Jesus lebt. Mit dieser Botschaft dürfen wir raus ins Leben und zurück in die Schule. Und wir dürfen weitersagen: Halleluja, Jesus lebt.“

Wer den Ostergarten im Bibelturm selbst erleben möchte, hat noch bis Ostern die Chance, sich für eine Führung anzumelden. Jede Führung dauert zirka anderthalb Stunden. Über https://www.bibelwelten.de/startseite/projekte/ostergarten/ sind die freien Zeiträume aufgelistet. Neben Gruppenführungen gibt es vier offene Führungen am Sonntag, 6. April, um 14 und 16 Uhr sowie an Palmsonntag um 14 und um 16 Uhr. Es ist keine Anmeldung erforderlich. An Gründonnerstag, 17. April, findet eine offene Nacht im Ostergarten statt, die unter dem Motto „Zwischen Todesangst und Zuversicht“ steht. Ab 20.30 Uhr kann man ohne Anmeldung in den Bibelturm kommen.

Osterweg aus Lego

In Westheim, einem Gemeindeteil von Knetzgau im Landkreis Haßberge, können noch mehr Einblicke in die Passionsgeschichte entdeckt werden. Auf einer Wiese hinter der evangelischen Kirche steht ein Osterweg aus Lego. Vera Braun, die Verantwortliche, öffnet einen der Holzkästen mit einem Schraubenzieher. Darin befindet sich eine Szene aus der Passionsgeschichte – die Auferstehung. Die Idee für den Osterweg sei während Corona entstanden, sagt Braun. Die Gemeinde habe Legofiguren ausgeliehen, die so gut ankamen, dass sie sich entschieden haben, selbst Bibelstellen nachzubauen. „Die Kinder haben ohne Vorlage alles selbst gestaltet. Wir haben gemeinsam die Geschichten gelesen und sie haben angefangen zu bauen.“ Bei manchen Szenen hätten sie noch etwas Hilfe bekommen: „Bei der Szene mit Petrus im Hof haben sie nicht an den Hahn gedacht. Da mussten wir nochmal genauer in die Geschichte schauen.“ Das Projekt komme gut an, vor allem bei den Kindern und Jugendlichen: „Der Osterweg zeigt, dass Lego die Brücke zwischen der Lebenswirklichkeit von Kindern und den biblischen Geschichten schafft.“

Der Osterweg sei zwar ein „Low budget“-Projekt, die Figuren seien schon älter und die Holzkisten waren ein Geschenk, jedoch wächst das Interesse. „Wir bauen schon weiter“, erzählt Braun. Es seien schon Stationen zu Weihnachten und Psalm 23 gebaut worden. Das ganze Kirchenjahr mit Christi Himmelfahrt und Pfingsten sei in der Entstehung. Die Legostationen sind immer zugänglich und kostenlos. An den einzelnen Holzkisten mit den Legoszenen hängen Zettel mit QR-Codes zu den Geschichten. Das Projekt wird durch Regionalbudget und die Haßberger VR Bank gefördert. Außerdem hat es im vergangenen Jahr den Ehrenamtspreis der Landeskirche gewonnen. Das Preisgeld ist natürlich schon für neue Legosteine eingeplant: „Es soll ja weitergehen.“ Im kommenden Jahr soll es eine große Ausstellung der Legoprojekte im Bibelturm in Haßfurt geben. Solange können die Figuren in Westheim angeschaut werden. Führungen gibt es auf Anfrage.

jr (POW)

(1225/0297; E-Mail voraus)

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