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Auf neue Wege geführt

Bischof Dr. Franz Jung feiert an Pfingsten Pontifikalgottesdienst im Kiliansdom ‒ Gottes Geist verändert das Leben

Würzburg (POW) Der Heilige Geist verändert das Leben, schenkt neue Perspektiven und lässt die Menschen neue Wege einschlagen. Das hat Bischof Dr. Franz Jung beim Pontifikalgottesdienst am Hochfest Pfingsten, Sonntag, 19. Mai, im Würzburger Kiliansdom betont. Jesus haucht im Evangelium des Tages seine Jünger an und sagt zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Diese etwas befremdliche Szene erschließe sich im Blick auf die Schöpfungsgeschichte im alttestamentlichen Buch Genesis: Dort bläst Gott den Menschen, die er zuvor aus Staub vom Erdboden formt, den Lebensatmen ein.

Das lateinische Wort für Einhauchung sei Inspiration, erklärte Bischof Jung in seiner Predigt. An Pfingsten werde der Mensch aus dem Geist Jesu Christi erneuert. Deswegen sei es das große Fest der Inspiration. Jede echte Inspiration sei wie der Geist Gottes ein Geschenk. „Man kann sie nicht machen, aber man kann ihr den Weg bereiten.“ Routine, in der nichts Neues mehr passiert, sei ebenso geisttötend wie Erfolgsdruck, der Menschen oft blockiere. Ungeduld, die sofort Ergebnisse sehen wolle, sei ebenfalls kontraproduktiv, „denn jede Eingebung des Geistes muss Zeit haben zu reifen“. Inspiration werde auch von der Angst vor Veränderung blockiert. Gleiches gelte für Perfektionismus: Dieser müsse immer alles ordnen und im Griff haben. Inspiration bestehe jedoch gerade darin, einmal loszulassen, damit Neues werden könne.

Jesu Jünger nehmen sich nach den Worten des Bischofs 50 Tage Zeit, um die neue Erfahrung der Auferstehung anzunehmen und zu verarbeiten. „Diese mystischen 50 Tage sehen für jeden anders aus.“ Für den einen seien es wirklich sieben Wochen, für andere ein halbes Jahr oder noch länger. „So lange eben, bis die Zeit erfüllt ist und Neues werden darf.“ Jesus fördere die Inspiration, da er durch verschlossene Türen gehe. „Inspiration heißt ja, aus der Kraft des Geistes neue, ungewohnte Wege einzuschlagen. Also Wege, von denen man früher gesagt hätte: Das geht nicht, das darf man nicht, das traue ich mich nicht.“ Inspiration führe die Menschen so auf neue Wege, auch im Alltag, im Beruf und in der Kirche.

Es fördere die Inspiration, wenn Menschen mit der leidvollen Vergangenheit Frieden machen könnten, sagte Bischof Jung weiter. „Wer immer nur rückwärts schaut, wer sich immer nur am Alten abarbeitet, hat den Kopf nicht frei für Neues.“ Die Wunden des verklärten Auferstandenen seien ein Hoffnungszeichen dafür, dass aus dem Leid neues Leben erwachsen kann, ohne sich dessen zu schämen oder es verdrängen zu müssen.

Aus der Kraft der Inspiration heraus beginnen nach den Worten des Bischofs die Jünger an Pfingsten mit der Verkündigung der österlichen Botschaft. Sie tun es, ohne zu wissen, dass der kleine, aber entscheidende Neubeginn dazu führt, dass schließlich Paulus sogar in der Welthauptstadt Rom das Evangelium verkündet. „Und das Wunder geschieht: Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über. Sogar Sprachbarrieren werden überwunden. Wer etwas zu sagen hat, der weiß sich auch zu verständigen“, sagte Bischof Jung.

Die inspirierten Jünger Jesu hätten in den Leidenden dieser Welt den Anruf Christi zur Veränderung erkannt. „Sie ließen sich durch Schwierigkeiten nicht entmutigen, sondern wussten sich gerade darin mit dem gekreuzigten Herrn verbunden, der durch das Leid zu neuem Leben führt.“

Den Gläubigen wünschte der Bischof inspirierende Pfingsttage. Er lud sie sein, sich zu fragen, wo sie der Inspiration durch Gottes Geist im Weg stehen, und wünschte ihnen Tage, in denen sie aus der Freude der Auferstehung neue Wege gehen und sich mit neuen Menschen in deren Sprache verständigen „über die Hoffnung, die uns erfüllt. Denn eines ist sicher: Der Schöpfer und Erlöser haucht heute auch jeden und jede Einzelne an.“

Musikalisch gestalteten neben Domorganist Professor Stefan Schmidt die Mädchenkantorei und die Camerata Würzburg unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth den Gottesdienst mit Christopher Tamblings „Missa in A für Mädchenchor und Streichorchester“ sowie „Veni creator spiritus“ von Cesar Franck.

Stichwort: Pfingsten

Das Pfingstfest kann als das „Gründungsfest“ der Kirche verstanden werden: Die Jünger erfahren, dass der von Jesus zugesagte Heilige Geist tatsächlich spürbar wird. Durch die Geistsendung wächst in ihnen der Mut, von Jesus und seinem Handeln in aller Welt zu erzählen und nach seinem Vorbild zu leben. Das Wort Pfingsten kommt vom griechischen Wort „pentecoste“ und bedeutet „50. Tag“. Dass die Christen das Pfingstfest 50 Tage nach Ostern feiern, ist kein Zufall: Sieben Wochen nach Pessach feiern die Juden „Shawuot“, das „Wochenfest“. Es findet seinen Ursprung in einem Erntefest, bei dem Gott für die erste Ernte gedankt wird. Gleichzeitig gilt es auch als Fest des Bundesschlusses Gottes mit seinem Volk. Nach dem Auszug aus Ägypten zog das Volk, geführt von Moses, durch die Wüste, um am Berg Horeb im Sinai-Gebirge mit Gott den Bund zu schließen und sein Volk zu werden.

„Shawuot“ ist mit Pessach und dem Laubhüttenfest eines der drei großen Wallfahrtsfeste im jüdischen Kalender. Tausende von Juden aus den umliegenden Ländern pilgerten zum Tempel nach Jerusalem. Daher hielten sich dort zur Zeit des christlichen Pfingstereignisses viele fremde Menschen auf. Das geistbegabte Reden der Jünger in fremden Sprachen, von dem die Apostelgeschichte berichtet, erhält vor diesem Hintergrund seinen Sinn. In historischen Quellen wird Pfingsten schon im zweiten Jahrhundert als christliches Fest erwähnt. Im Jahr 425 wurde es allgemein als Hochfest eingeführt und erhielt eine eigene Oktav, eine achttägige Festwoche, die am Sonntag nach Pfingsten, dem Dreifaltigkeitssonntag, endet.

Bei den Pfingstbräuchen, die sich im Laufe der Geschichte herausgebildet haben, steht vielfach die Bitte um den Heiligen Geist im Mittelpunkt. Zugleich imitieren und verdeutlichen sie in den „Heischebräuchen“, bei denen von Haus zu Haus gezogen und eine Gabe erbeten und daraufhin empfangen wird, das Jesuswort: „Wer bittet, dem wird gegeben werden.“ Im Bewusstsein der Menschen war Pfingsten zudem schon immer ein fröhliches Fest, wobei die Freude durch mancherlei Spiele zum Ausdruck gebracht wurde, mit Musik und Tanz, Jahrmärkten und Ritterspielen, Pfingstritten und -spielen.

mh (POW)

(2124/0555; E-Mail voraus)

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