Höchberg/Würzburg (POW) Bischof Dr. Franz Jung möchte in Folge der Veröffentlichung des Unabhängigen Gutachtens zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Würzburg im April 2025 den Weg einer ehrlichen und entschlossenen Aufarbeitung weitergehen. Als Orientierung dienten dabei die von der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBKSM) formulierten Standards. Das betont der Bischof in einem Brief an die Gläubigen in der Pfarreiengemeinschaft Höchberg. Dort geht es aktuell um die Aufarbeitung der für die Gemeinde erst durch das Gutachten bekannt gewordenen Tatvorwürfe gegen ihren 2017 verstorbenen Pfarrer. Seither fanden in den Monaten Mai und Juni bereits drei Gespräche des Generalvikars Dr. Jürgen Vorndran vor Ort mit Vertretern der Pfarreiengemeinschaft sowie weiteren Gläubigen statt.
„Die Erkenntnisse des Gutachtens über Ihren früheren Pfarrer haben alte Wunden aufgerissen und neue Wunden geschlagen. Wir möchten so viele Antworten wie möglich geben, auch wenn wir ahnen, dass wir nicht jede Frage zufriedenstellend werden beantworten können“, schreibt der Bischof. Der Prozess der Aufarbeitung ziele darauf, geschehenes Unrecht sichtbar zu machen, die Vergangenheit zu verarbeiten und Veränderungen auf den Weg zu bringen.
In Höchberg werde das geschehen, indem zunächst ein Prozessteam aufgestellt werde, das die weiteren Schritte definiert und begleitet. Fachkräfte des Bistums unter Leitung der Stabsstelle Prävention und Intervention werden zum Prozessteam ebenso gehören wie fünf Personen aus der Pfarreiengemeinschaft. Das Pastoralteam sei gebeten, eine Person zu entsenden. Im September werde das Team die Arbeit aufnehmen.
Nach einer Phase der Aufklärung zusammen mit Generalvikar Vorndran ist eine Phase der Verarbeitung geplant. „Dabei steht die Suche nach einem Umgang mit Emotionen und Verunsicherungen im Mittelpunkt“, heißt es im Schreiben des Bischofs. In einer dritten Phase der Prävention gehe es dann um die Entwicklung von konkreten Maßnahmen wie ein Institutionelles Schutzkonzept und das Festlegen von Vereinbarungen zu weiteren Präventionsmaßnahmen. „Als Bischof werde ich mich an der abschließenden Phase der Veränderung aktiv beteiligen.“ Es gehe unter anderem darum, eine nachhaltige Gedenk- und Erinnerungskultur zu entwickeln. Dieser Prozess könne nicht ohne kontinuierliche Einbindung der Gemeinde gelingen. „Wir gehen nun einen Weg weiter, der durch das mutige Zeugnis der Betroffenen überhaupt erst begonnen werden konnte. Mit diesem Auftrag bleiben wir gemeinsam unterwegs in unserem Bemühen um eine sichere Kirche.“
Der Brief ist auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft Höchberg veröffentlicht. In einer ersten Reaktion der Gemeinde heißt es dort, der Pfarrgemeinderat begrüße den vom Bischof vorgeschlagenen Weg sehr und sehe „zuversichtlich den kommenden Monaten entgegen“. Der Brief wird in den kommenden Tagen auch im Pfarrbrief sowie dem Mitteilungsblatt der politischen Gemeinde Höchberg veröffentlicht.
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