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Pressekonferenz zum Jahresauftakt

„Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs hat höchste Priorität“

Bischof Dr. Franz Jung blickt auf Schwerpunkte für das Jahr 2023 – „Synodalität in der Kirche ist ernst gemeint“ – Dank an Kirchensteuerzahler

Würzburg (POW) Der Synodale Weg ist für Bischof Dr. Franz Jung ein Baustein, wenn es darum geht, wie sich Kirche verändern oder neu aufstellen muss, um dem Auftrag Jesu besser gerecht zu werden. Bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt 2023 am Donnerstag, 2. Februar, im Würzburger Burkardushaus skizzierte er, was in seinen Augen in diesem Jahr an bedeutsamen Aufgaben und Ereignissen auf dem Programm steht.

Anfang März findet die fünfte und letzte Synodalversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main statt. Für Anmerkungen und Änderungsanträge zu Papieren zu „Prävention sexualisierter Gewalt“, „Frauen in sakramentalen Ämtern“, „Verkündigung des Evangeliums durch Laien“, „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ und „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ stehe nur ein enges Zeitfenster zur Verfügung. „Ich werde diese Texte wieder intensiv mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diskutieren. Diese aufwändige Textarbeit ist auch ein Beweis, dass wir es mit der Synodalität in der Kirche ernst meinen.“ Gemeinsame Beratung und Entscheidung kann nach den Worten des Bischofs nur dann funktionieren, wenn alle ihren Teil dazu beitragen und sich nicht auf Amt oder Unkenntnis zurückziehen. Es sei aber schon absehbar, dass ein beträchtlicher Teil der erarbeiteten Vorlagen aus Zeitgründen nicht mehr von der Synodalversammlung bearbeitet werden könne. Die weitere Beratung solle in den neu zu schaffenden Synodalen Ausschuss beziehungsweise den künftigen Synodalen Rat gegeben werden. „In einer dreijährigen Übergangsfrist soll geklärt werden, wie im Rahmen der rechtlichen Vorgaben ein künftiger Synodaler Rat aussehen könnte.“ Insofern würden auch den Bedenken des jüngsten Schreibens aus dem Vatikan Rechnung getragen.

Seit 1. Januar 2023 ist im Bistum Würzburg als Ergebnis des Synodalen Wegs die neue Grundordnung für den kirchlichen Dienst umgesetzt. „Mit der neuen Grundordnung erkennen die Bischöfe Vielfalt unter ihren Beschäftigten als Bereicherung an und schaffen Diskriminierungen aufgrund von Lebensform und sexueller Identität ab.“ Für eine zweite Ehe oder eine gleichgeschlechtliche Beziehung drohe auch für katholische Beschäftigte nicht mehr die Kündigung. „Ich freue mich sehr, dass wir es so offenkundig vielen Menschen leichter gemacht haben, ihren Dienst in Freiheit des Gewissens und mit Freude zu erbringen.“

Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bereich der Kirche ist für Bischof Jung „eine bleibende Verpflichtung und Herausforderung. Ich darf dabei für mich in Anspruch nehmen, dass das Thema, an erster Stelle aber die Menschen, die es betrifft, für mich höchste Priorität genießen“, betonte er. Wichtigste Partner beim Umgang mit den individuellen und strukturellen Verfehlungen seien und blieben die Betroffenen. Er freue sich, dass der Betroffenenbeirat vergangenes Jahr zwei neue Mitglieder gewonnen habe und sich nun aus fünf Personen zusammensetze. „Eine größere Vielfalt der Perspektiven kann der Aufarbeitung des Missbrauchs nur nützen.“

Seit Dezember 2022 laufe das von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg (UKAM) beauftragte „Gutachten über die Bestandsaufnahme und Aufarbeitung von Fällen des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg im Zeitraum von 1945 bis 2019“. Federführend ist dabei der unabhängige Sachverständige und Rechtsanwalt Professor Dr. Hendrik Schneider aus Wiesbaden. Zentrale Aspekte der Untersuchung sind die Bestandsaufnahme und Aufklärung der Fälle des sexuellen Missbrauchs, die Untersuchung des administrativen Umgangs der Diözese mit Tätern und Betroffenen sowie die Suche nach Strukturen, die sexuellen Missbrauch ermöglicht oder erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert haben.

Bereits im Jahr 2021 sei eine weitere unabhängige Untersuchung auf den Weg gebracht worden. Unter der Projektleitung von Professor Dr. Dominik Burkard von der Universität Würzburg werde eine historische Studie angefertigt. „Diese hat ebenfalls zum Ziel, Fälle zu dokumentieren und Strukturen zu identifizieren. Zudem soll sie die Taten und kirchliches Agieren im Umgang mit diesen Missbrauchstaten in den jeweiligen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext einordnen.“

Bischof Jung teilte mit, dass im Jahr 2022 498.500 Euro an Betroffene sexuellen Missbrauchs in Anerkennung des Leids gezahlt wurden. Das Geld stammt ausschließlich aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls und nicht aus Kirchensteuereinnahmen. Nähere Informationen zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Internet unter https://www.bistum-wuerzburg.de/missbrauch/.

Dankbar zeigte sich Bischof Jung, dass der Würzburger Stadtrat und Oberbürgermeister Christian Schuchardt ihre organisatorische wie finanzielle Unterstützung für den 104. Deutschen Katholikentag 2026 in Würzburg gegeben haben. „Diese Zusage hat es uns sehr erleichtert, die Einladung nach Würzburg auszusprechen.“ Zudem kündigte der Bischof an, im August dieses Jahres zum Weltjugendtag nach Lissabon zu fahren, „um dieses große Fest des Glaubens zusammen mit unseren, aber auch allen anderen Jugendlichen zu begehen“. Auch jungen Leuten aus den Partnerbistümern Mbinga in Tansania und Óbidos in Brasilien werde eine Teilnahme ermöglicht. Er freue sich außerdem, Gastgeber der Frühjahrsvollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz zu sein. Diese findet vom 14. bis 16. März in der Abtei Münsterschwarzach statt.

Bischof Jung dankte zudem allen, die ihm und den Verantwortlichen im Bistum Würzburg ihr Vertrauen schenkten. Besonderen Dank sprach er allen aus, die „in diesen herausfordernden Zeiten“ durch ihren finanziellen Beitrag in Form der Kirchensteuer ermöglichten, „dass die Kirche ihren vielfältigen Aufgaben in Seelsorge, Bildung und Caritas nachkommen kann“.

Unabhängige Ansprechpartner für Opfer sexuellen Missbrauchs teilen Zahlen für 2022 mit

Schriftlich teilten die Unabhängigen Ansprechpartner für Opfer sexuellen Missbrauchs mit, dass ihnen im Jahr 2022 neun relevante neue Vorwürfe wegen Missbrauchshandlungen im strafrechtlichen Sinne und Grenzüberschreitungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit gegen Kleriker beziehungsweise haupt-, neben- und ehrenamtliche Mitarbeitende im Dienst der katholischen Kirche übermittelt wurden. Darunter waren drei Vorwürfe gegen Unbekannt, ein  Vorwurf gegen einen verstorbenen Priester der Diözese Würzburg, ein Vorwurf gegen einen verstorbenen Ordensmann, der für das Bistum Würzburg tätig war, ein Vorwurf gegen einen Ordensmann sowie drei Vorwürfe gegen Priester der Diözese Würzburg.

mh (POW)

(0623/0165; E-Mail voraus)

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