Würzburg (POW) Mit wesentlichen Ereignissen und Entwicklungen im Bistum Würzburg in der Nachkriegszeit befasst sich das Buch „Aufbrüche und Kontroversen – Das Bistum Würzburg 1945-1963“. „Die Veröffentlichung fügt sich ein in das größere Bemühen, die neueste Diözesangeschichte zu erschließen“, sagte Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand bei der Vorstellung des Werks am Donnerstag, 24. September, im Diözesanarchiv Würzburg. Herausgeber der 139-seitigen Schrift sind Professor Dr. Johannes Merz, Leiter des Archivs und der Bibliothek des Bistums Würzburg, und Professor Dr. Wolfgang Weiß vom Lehrstuhl für Fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der Neuesten Zeit an der Universität Würzburg. Das Buch ist im Würzburger Echter-Verlag erschienen.
Generalvikar Hillenbrand nannte den Band eine interessante und vertiefend wirkende Ergänzung zur derzeit laufenden Landesausstellung „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ in der Würzburger Residenz. Die kirchliche Situation in der Nachkriegszeit lasse sich mit den Begriffen „Aufbruch“ und „Abwehr“ umschreiben. Es sei eine Abwehr gegen Tendenzen zu beobachten, die die Werte erschütterten. „Die Kirche musste lernen, nicht da anknüpfen zu können, wo sie vor dem Krieg stand.“ Gleichzeitig gebe es in der Zeit Bischof Julius Döpfners einen Aufbruch nach den Schrecken des Kriegs.
Herausgeber Weiß betonte, die Schrift stelle gut heraus, in welcher Intensität Kirche in Unterfranken in der Nachkriegszeit präsent gewesen sei und welch bedeutende Rolle sie gespielt habe. Man solle aber vom Idyll der 1950er Jahre weggehen und diese Zeit differenzierter betrachten. Es sei eine Zeit des Umbruchs gewesen, weshalb man den Buchtitel „Aufbrüche und Kontroversen“ gewählt habe. Archivdirektor Merz unterstrich, dass mit derartigen Publikationen Akzente für einen bestimmten Zeitabschnitt gesetzt würden. Hierzu rechne er beispielsweise auch die Veröffentlichung kirchlicher Berichte zum Einmarsch der Amerikaner oder zum Bistum Würzburg in der Zeit von Bischof Josef Stangl. Die Erschließung von rund 30.000 Akten im Diözesanarchiv Würzburg für die Zeit nach 1945 stelle eine völlig neue Quellengrundlage bereit. Mit den Vernetzungen zwischen allgemeiner Geschichte und Kirchengeschichte an der Universität Würzburg, dem Diözesangeschichtsverein und dem Diözesanarchiv bestünden optimale Voraussetzungen für eine ertragreiche Forschung in den kommenden Jahren.
Nach einem Geleitwort von Generalvikar Hillenbrand und einer Einleitung von Professor Weiß bilden Beiträge von Ulrich Bausewein, Doktorand der Neuesten Geschichte und Volontär beim Würzburger katholischen Sonntagsblatt, den Hauptteil des Buchs. Unter dem Thema „Zwischen Trümmern und Moderne – Eine Ereignisgeschichte des Bistums Würzburg in Schlaglichtern“ führt Bausewein durch die Nachkriegsjahre und lässt Ereignisse von der Befreiung im Panzerfeuer im Frühjahr 1945 über kirchliche Aufbrüche unter Julius Döpfner bis hin zum Zweiten Vatikanischen Konzil aufleben. Die Beiträge waren bereits als Serie im Würzburger katholischen Sonntagsblatt abgedruckt und sind hier gesammelt wiedergegeben.
Stand und Perspektiven der Forschung zeigt Christoph Weißmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neueste Geschichte an der Universität Würzburg, auf. Die Erforschung der direkten Nachkriegszeit und der 1950er Jahre bedürfe für den unterfränkischen Raum und das Bistum Würzburg einer Intensivierung. Die durchgreifende Untersuchung zentraler Institutionen, Personen oder Ereignisse stehe weitgehend aus. In einem abschließenden Artikel beschreibt Professor Merz die Überlieferungssituation im Diözesanarchiv Würzburg zur Nachkriegszeit. Zahlreiche Fotos dokumentieren in dem Buch das kirchliche Leben dieser Jahre.
Johannes Merz/Wolfgang Weiß (Hrsg.): Aufbrüche und Kontroversen. Das Bistum Würzburg 1945-1963. Mit einem Geleitwort von Karl Hillenbrand. 139 Seiten. 14 Euro. Echter Verlag Würzburg 2009, ISBN 978-3-429-03177-0.
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