Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg dazu aufgerufen, den Glauben und den Auftrag der Christen bei allen notwendigen organisatorischen Maßnahmen nicht aus dem Blick zu verlieren. „Der Prozess der Entwicklung von Pfarreiengemeinschaften darf nicht ein bloß organisatorischer Prozess sein, es muss ein geistiger und geistlicher Prozess sein“, sagte er. Der neue Vorsitzende des Laiengremiums, Karl-Peter Büttner, sprach sich vor den rund 90 Delegierten am Freitagnachmittag, 30. März, im Sankt Burkardushaus für den Schutz der Arbeit, des Klimas, des Lebens und der Familie aus.
An die Katholiken appellierte Bischof Hofmann, Jesus Christus als die Mitte der Kirche und der Gemeinden wieder neu zu entdecken und ins Bewusstsein zu bringen. Im Prozess der Entwicklung von Pfarreiengemeinschaften herrsche heute in den Gemeinden die große Angst, ihnen werde etwas weggenommen, stellte der Bischof fest. Leider ließen die personellen und finanziellen Möglichkeiten nichts anderes zu. Wichtig sei, dass die Menschen auf dem neuen Weg mitkommen könnten und ihre Lebensräume bei der Errichtung neuer Seelsorgeeinheiten beachtet würden. Die kleinen Gemeinden müssten spüren, dass die großen Pfarreien sie stützen wollten und sie ihre Charismen in die größere Gemeinschaft einbringen könnten. Der Kirche gehe es dabei stets um den Menschen, der der Weg der Kirche sei, und um Jesus Christus, der der Weg des Menschen sei. „Jesus Christus den Menschen zu zeigen und sie für ihn zu begeistern ist unsere Aufgabe“, betonte der Bischof.
Angesprochen auf die zunehmende Belastung der Seelsorger, appellierte der Bischof, den Mut zu haben, Dinge auch zu lassen und die Seelsorger zu entlasten. „Unsere Seelsorger dürfen sich nicht bis zum Letzten verausgaben, sonst brennen sie aus.“ Aus dem Glauben heraus müssten sie Motivation und Kraft für die anstehenden Aufgaben gewinnen. Besonders sprach sich der Bischof für eine Vernetzung von schulischen Religionsunterricht und Gemeinde bei der Weitergabe des Glaubens aus. Die Schule sei eine große Chance für die Kirche, Kinder und Jugendliche zu erreichen. Junge Menschen seien heute interessiert an religiösen Fragen.
In seinem Bericht zur Lage stimmte Diözesanratsvorsitzender Büttner den Ausführungen des Bischofs zu. Die Gläubigen sollten sich bewusst sein, dass sie als Volk Gottes gemeinsam unterwegs seien und diese Gemeinschaft durch die anstehenden Veränderungen vielleicht sogar besser als vorher sichtbar und erlebbar werde. Seelsorge vor Ort erhalte gerade in größeren Einheiten ein Gesicht, wenn ein Seelsorger am Ort wohne. Amt und Leitung müssten als Dienst verstanden werden und nicht als Möglichkeit zur Machtausübung. Dann werde befruchtende Teamarbeit zur Selbstverständlichkeit. Gelinge die Kooperation von Leitung, Haupt- und Ehrenamtlichen, dann strahle dies in die Pfarreiengemeinschaft aus.
Als einen Skandal bezeichnete Büttner die Begründung einer Abtreibung mit sozialer Indikation in der heutigen Gesellschaft. Jede einzelne Abtreibung sei die Tötung eines wehrlosen Menschen. „Gemeinsam müssen wir daran arbeiten, das Unrechtsbewusstsein zu schärfen, das unumstößliche Recht auf Leben herauszustellen und in Notsituationen Hilfe bereit zu halten.“ Zornig und traurig mache es ihn deshalb, wenn einzelne lautstarke Vertreter im katholischen Spektrum Lehramt und Bischöfe dazu instrumentalisieren wollen, solche Mitchristen aus der Kirche auszugrenzen, die auf Grund einer ernsthaften Gewissensentscheidung im Rahmen des staatlichen Beratungssystems dafür arbeiteten, die Tötung von Kindern zu verhindern. Büttner schloss sich mit Blick auf den Verein „Donum Vitae“ der Aussage von Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart an, wonach nach dem Schreiben der römischen Glaubenskongregation über das Verhältnis der katholischen Kirche zu der Schwangeren-Hilfsorganisation „Donum Vitae“ kein Handlungsbedarf bestehe. Diese Äußerung entspreche genau der Linie der Bischofskonferenz, welche die päpstlichen Weisungen zur Schwangerenkonfliktberatung auf institutioneller Ebene umgesetzt und zugleich betont habe, dass „Donum Vitae“ keine kirchliche, sondern eine bürgerliche Initiative darstelle, auch wenn diese mehrheitlich von Katholiken getragen werde.
Weiter kritisierte Büttner Unternehmen, die Mitarbeiter bei gleichzeitiger Gewinnsteigerung entließen. Zu begrüßen sei es, wenn Beteiligungsmodelle für die Arbeitnehmer entwickelt würden, wenn gegen sittenwidrige Minilöhne gesetzlich vorgegangen werde und wenn gerade solche Maßnahmen unterstützt würden, die zu mehr Arbeitsplätzen und vor allem auch zu einer ausreichenden Zahl von Ausbildungsplätzen führten. Nicht hinnehmbar sei die schleichende Ökonomisierung des Sonntags. Glaubwürdig seien Christen beim Einsatz für den Schutz des Sonntags aber nur dann, wenn sie ihn selbst in Ehren hielten und mit Sinn füllten.
Angesichts des Klimawandels mahnte Büttner, Gewohnheiten zu korrigieren, die zu Lasten der natürlichen Umwelt und ferner Völker gingen. An die Kirche appellierte er, sich mit an die Spitze der Bewegung zur Bewahrung der Schöpfung zu setzen. Das tue der Glaubwürdigkeit und Akzeptanz der Kirche bestimmt gut. In der aktuellen familienpolitischen Diskussion sprach sich der Vorsitzende für eine echte „Elterliche Erziehungsfreiheit“ aus. Überhaupt gelte es, einen Klimawandel in Bezug auf Familien- und Kinderfreundlichkeit einzufordern und daran beispielhaft zu arbeiten.
bs (POW)
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