Würzburg (POW) Paul Weismantel ist Domvikar, Leiter des Referats Geistliches Leben in der Hauptabteilung Seelsorge des Bistums Würzburg, Spiritual am hiesigen Priesterseminar und Schriftsteller. Seit über 30 Jahren schreibt er Gebetshefte mit Impulsen zu verschiedenen Anlässen. Jedes Jahr verfasst er einen Fastenbegleiter. Im Gespräch erzählt Weismantel von den Hintergründen der Fastenzeit und seiner Gebetshefte.
POW: Was bedeutet für Sie die Fastenzeit?
Domvikar Paul Weismantel: Fasten heißt für mich innehalten, achtsamer und aufmerksamer werden. Das bedeutet, auf das eigene Leben zu schauen und darin zu entdecken, was es da Gutes und Schönes gibt, aber auch zu üben, manches weniger oder bewusster zu tun. Zum Beispiel auf Gewohnheiten wie Bewegung, Essen und Trinken zu schauen. Die Fastenzeit ist eine bewusste Zeit. Ziel ist es zu merken, dass ich nicht alles haben muss. Ich kann auch mal ohne das eine oder andere leben. Es geht nicht darum, sich möglichst häufig wehzutun. Es geht darum, die Lebensfülle durch den Verzicht bewusster wahrzunehmen. Ich persönlich nehme mir zum Beispiel immer vor, mich mehr an der frischen Luft zu bewegen oder mich selbst an bestimmte Situationen zu erinnern, Kontakte zu pflegen und einen Frühjahrsputz zu machen. Dazu gehört auch, die Seele zu entrümpeln.
POW: Was ist der Schwerpunkt des Fastenbegleiters in diesem Jahr?
Weismantel: Ich sammle über das gesamte Jahr Inhalte und Ideen. Beim eigenen Beten, Nachdenken und Meditieren fallen mir Dinge ein, aber auch Gespräche mit Menschen inspirieren mich. In diesem Jahr haben diese Inspirationen zu dem Bild der Quelle geführt. Der Titel des diesjährigen Fastenbegleiters lautet „Du Quelle lebendigen Wassers“. Im Alltag ist es gut, auf unsere Quellen zu achten. Das englische Wort für Quelle ist „source“, auch im Französischen heißt Quelle „source“. Die Ressourcen in der Schöpfung insgesamt, aber auch die Ressourcen in uns selbst, also diese Quellen im Leben wahrzunehmen und aus ihnen zu schöpfen, ist Kern des Fastenbegleiters. Ressourcen können zum Beispiel die Bibel, das persönliche Gebet oder die Natur sein. Es gibt viele verschiedene Quellen. Die Bibel erzählt auch von Menschen, die solche Quellen gesucht und gefunden haben. Der Weg zur Quelle führt manchmal gegen den Strom. Solche Quellen fallen uns nicht einfach in den Schoß. Aber Quellen sind auch in uns. Man kennt dieses Bild von der Taufe oder von vielen Assoziationen. Die Quellen des Lebens sind ein sehr schönes Bild – das, was in uns sprudelt oder auch in uns nur flüstert, aber doch neues Leben ankündigt.
POW: Mit welcher Intention schreiben Sie Gebetshefte?
Weismantel: Ich möchte den Menschen etwas Ermutigendes, Tröstliches und Anregendes an die Hand geben, ihnen Impulse zum Nachdenken und zum sich Besinnen schenken. Das ist mir insbesondere in der Corona-Zeit ein Anliegen. Die Corona-Zeit ist insgesamt eine Fastenzeit. Es ist uns vieles auferlegt, an das wir uns halten müssen. Unter diesen Umständen braucht es Fantasie, Geduld und Ermutigung, sich nicht ständig herunterziehen zu lassen, die Situation anzunehmen und vielleicht sogar etwas Gutes daraus zu machen. Die Schule der Entbehrung ist ein Übungsfeld. Dadurch wird einem manches viel bewusster. Vieles lernt man zu schätzen, wird dankbarer und kann besser genießen, als wenn man immer aus dem Vollen schöpft. Es ist quasi eine Lehre aus der Leere. Ich finde es auch wichtig, alles, was mit Corona zu tun hat, nicht schönzureden. Das ist für viele Menschen finanziell, materiell und psychisch schlimm. Nur darüber zu schimpfen hilft aber auch nichts. Ich sage immer: „Schimpfen ist Stuhlgang für die Seele, aber wenn die Seele an Durchfall erkrankt, dann kann was nicht stimmen.“
Erhältlich ist der Fastenbegleiter 2021 für 1,60 Euro pro Stück im Internet unter www.paul-weismantel.de/Bestellformular, E-Mail weis-texte@gmx.de, Telefon 09544/98691198; im Referat Geistliches Leben, Kilianeum-Haus der Jugend, Ottostraße 1, 97070 Würzburg mit Vorbestellung per E-Mail an rgl@bistum-wuerzburg.de. In der Dominfo, Domstraße 40, 97070 Würzburg ist der Fastenkalender per "click und collect" erhältlich. Dazu muss die gewünschte Anzahl an Kalendern per E-Mail an information.dom@bistum-wuerzburg.de oder unter Telefon 0931/38662900 vorbestellt werden. Die Abholung ist dann montags bis freitags zwischen 12.30 und 16.30 Uhr nach Vereinbarung möglich. Bei der Abholung ist das Tragen einer FFP2- Maske erforderlich.
Interview: Magdalena Rössert (POW)
(0521/0112; E-Mail voraus)
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