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„Aus der Tradition heraus im Heute leben“

100 Jahre Klosterdruckerei Benedict Press der Abtei Münsterschwarzach – Festakt und Einblicke in die Druckerei – Abt Reepen: Gerade im digitalen Zeitalter vermittelt das gedruckte Wort einen besonderen Wert

Münsterschwarzach (POW) Bei einer Feier mit Kundinnen und Kunden sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft hat die Klosterdruckerei Benedict Press der Benediktinerabtei Münsterschwarzach am Freitag, 28. Juli, ihr 100-jähriges Bestehen begangen. Das schreibt die Gemeinschaft in einer Pressemitteilung Betriebsleiter Michael Blaß führte vier Grundlagen und Gründe auf, mit denen er auch Bezug auf die vier Türme der Abteikirche nahm. Zuerst nannte er den benediktinischen Grundsatz „damit in allem Gott verherrlicht werde“, der auf die Gründungstradition aus der Benediktinerabtei verweise. „Auch heute ist es für uns selbstverständlich, diesen Grundgedanken bei unserer täglichen Arbeit mit uns zu tragen.“

Weiter verwies Blaß auf die gute kollegiale Zusammenarbeit. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bereits seit ihrer Ausbildung hier und das familiäre Miteinander präge die Arbeit. Besonders deutlich werde dies beim gerade stattfindenden Generationenwechsel in der Buchbinderei, wo der älteste Mitarbeiter sein Wissen an „das jüngste Mitglied in der Benedict-Press-Familie“ weitergebe. „Es kommt zwar noch kein Mitarbeiter auf die 100 Jahre, aber 40 Jahre Betriebszugehörigkeit gehören bei uns schon fast zum guten Ton“, sagte Blaß, der selbst bereits seit 35 Jahren im Betrieb ist.

Als dritten Grund nannte Blaß die Kundinnen und Kunden, die oft schon langjährige Beziehungen, basierend auf Vertrauen und Zuverlässigkeit, pflegen würden. „‚Wir sind erst zufrieden, wenn Sie zufrieden sind‘ ist für uns keine hohle Phrase, sondern unser Ziel.“ Der letzte Grund stamme aus der jüngeren Zeit, als die Druckerei sich entschlossen habe, mehr in den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit zu investieren – ganz im Sinne des in der Abtei im Jahr 2000 begonnenen Ökologieprojekts. Mit der nun bereits dritten Zertifizierung nach EMAS (Eco Management And Audit Scheme) könne das Team Benedict Press stolz sein, dass dieser Weg der richtige gewesen sei. Gerade die Wassereinsparungen auf ein Drittel des Verbrauchs von vor 2018 zeigten, wie aktuell und wichtig die Umstellungen gewesen seien.

Auf die Familie der Benedict Press nahm auch Abt Michael Reepen in seiner Rede Bezug. Bereits in der Tradition der langjährigen Druckereileiter – von Gründer Bruder Severin König über Bruder Heimrad Seibel und Bruder Alfred Engert bis hin zum heutigen, ersten weltlichen Leiter Michael Blaß – zeichne sich bei der Führung eine Sorge wie um eine Familie aus. Diese Sorge um das große Ganze des Betriebes, sich durchaus auch den Herausforderungen der Zeit zu stellen und mit Fortschritt in die Zukunft zu gehen, spüre er bei der Benedict Press. „Und ebenso der so konsequent verfolgte und zertifizierte Weg zur ‚grünen Druckerei‘ und gleichzeitig die hohe Qualität.“

Vielleicht könne man sich fragen, ob ein Kloster eine Druckerei brauche. Doch gerade die Druckerei und der Verlag setzen laut Reepen den Grundauftrag der Missionsbenediktiner um: „Das Wort Gottes zu verkünden bis an die Grenzen der Erde. Das geht durch die Predigt und die Verkündigung und ganz wesentlich durch das gedruckte Wort, durch das Buch.“ Auch oder gerade wegen des digitalen Zeitalters vermittle das gedruckte Wort einen anderen, besonderen Wert.

Radu Ferenino von der Industrie- und Handelskammer Kitzingen überreichte eine Urkunde der IHK zum Jubiläum mit den Worten: „Ist übrigens hier gedruckt worden.“ Sowohl als Kunde als auch als offizieller Vertreter würdigte er das langjährige Bestehen. Von mehr als 8000 Betrieben im Landkreis Kitzingen könnten nur etwa 40 auf eine 100-jährige oder ältere Geschichte zurückblicken. Auch er bestätigte die familiäre Atmosphäre in der Klosterdruckerei, mit der er schon lange verbunden sei.

Im Anschluss hatten die Gäste die Möglichkeit, das Ökologieprojekt der Abtei Münsterschwarzach und damit die Energieversorgung der Benedict Press bei einer Führung mit Cellerar Pater Christoph Gerhard kennenzulernen. In der Druckerei selbst zeigten die einzelnen Abteilungen, wie ein Druckprodukt hergestellt wird. In der Druckvorstufe erklärte Leiter Dietmar Michel, wie die Farbkorrektheit eines Drucks geprüft und Bilder bearbeitet werden. Anhand eines Drucks von Geschenkpapierbögen zeigte der technische Leiter René Scholz mit dem Druckerteam, wie die unterschiedlichen Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz zusammenspielen, um alle Farben drucken zu können. Dann durften die Gäste an einer alten Maschine mit Bleisatz selbst im traditionellen Verfahren drucken.

Bernhard Werner, Buchbinder und Leiter der Weiterverarbeitung, zeigte zunächst die Handbuchbinderei, eine der letzten ihrer Art in der Region. Durch eine Auszubildende kann dort auch perspektivisch die besondere Arbeit weitergeführt werden. Maßangefertigte Schatullen für Sakralgeräte aus der Klostergoldschmiede oder wie zuletzt ein Koffer für die dort gefertigte Krone der fränkischen Weinkönigin und das neue Schmuck-Evangeliar konnten ebenfalls bestaunt werden. In den weiteren Produktionsräumen führten er und sein Team die Geräte und Maschinen vor, die es zum Schnitt der Druckbögen, der Sortierung sowie schließlich Klebe- und Fadenheftung und anderer Bindungsverfahren wie der Spiralbindung brauche. Der Tag klang bei einem gemeinsamen Mittagessen aus.

Geschichte der Benedict Press

Bruder Severin König, der von der Abtei mit dem Aufbau beauftragt wurde, war weder Drucker noch Schriftsetzer, und die Maschinen wurden in einer Wohnung innerhalb des Klosters untergebracht. In das heutige Gebäude zog die Druckerei 1929 um. Zwei Jahre später wurde der erste Münsterschwarzacher Bildkalender, das Erfolgsprodukt bis heute, mit einer Auflage von 17.000 gedruckt.

Das Team der Benedict Press wuchs. Im Jahr 1951 arbeiteten dort sechs Mönche und sieben weltliche Angestellte. Als zeitgleich der Vier-Türme-Verlag gegründet wurde, teilte man sich zunächst die Räumlichkeiten. 1959 wurde eine Heidelberg Zylinder angeschafft. Auf dieser für die damalige Zeit Hightech-Buchdruckmaschine wurden jährlich 100.000 Münsterschwarzacher Bildkalender, vier Mal im Jahr 50.000 „Ruf in die Zeit“ und 120.000 Jahresberichte der Prokura gedruckt. Im gleichen Jahr übergab Druckereileiter Bruder Heimrad Seibel, der seit 1926 Chef der Druckerei war, sein Amt an Bruder Sturmius Stöcklein, der den Betrieb 46 Jahre lang leitete.

1962 wurde das heutige Gebäude gebaut, 1968 zog der Vier-Türme-Verlag in eigene Räume. Ein Jahr später wurde die erste Offset-Druckmaschine angeschafft. Die Buchdrucker mussten sich vom geliebten Hochdruck verabschieden und mit der Technologie des Offsetdrucks anfreunden.1980 erfolgte der endgültige Abschied vom Bleisatz und die Einführung des Fotosatzes mit der Linotype CRTronic. Die ersten Apple Macintosh-Rechner (Macintosh Plus & Macintosh II) zogen 1989 ein, 2004 erfolgte die Umstellung von Filmbelichtung auf digitale Plattenbelichtung mit einem Kodak Trendsetter 800.

2005 übergab Stöcklein im Alter von 72 Jahren an Bruder Alfred Engert. Unter dessen Leitung erfolgte im Jahr 2008 die erste PSO-Zertifizierung. Diese steht für „Prozess Standard Offsetdruck“ und ist eine internationale Norm für zertifizierte und genormte Druckqualität. 2017 schlug die Benedict Press den Weg zur „Grünen Druckerei“ ein und startete einen Prozess im Umweltmanagement nach EMAS, einem international gültigen Umweltprüfsystem, der 2019 erfolgreich zertifiziert wurde.

Michael Blaß folgte 2018 als Leiter der Druckerei und ist der erste weltliche Betriebsleiter in der Geschichte der Benedict Press. Die Vision und das Anliegen der Abtei Münsterschwarzach, achtsam und sorgfältig mit der anvertrauten Schöpfung umzugehen, setzt er mit seinem Team weiter um. Durch Re-Zertifizierungen nach EMAS, neue Umwelterklärungen, den vermehrten Einsatz von Recyclingpapier und die Verankerung des Umweltbewusstseins innerhalb der Belegschaft konnten bereits viele Ziele erreicht werden. So wurde unter anderem der Wasserverbrauch um 40 Prozent reduziert, vor der Druckmaschine wird keine Chemie mehr eingesetzt, die Energieeffizienz wurde durch Optimierung der Druckluftversorgung gesteigert, durch transparente und konsequente Beratung der Einsatz von Recyclingpapier verdoppelt, die Druckmaschinen arbeiten mit mineralölfreien und geruchsneutralen Druckfarben, die zu 100 Prozent pflanzlich sind, Papier und Karton wird aus nachhaltiger Forstwirtschaft sowie recycelten Rohstoffen verwendet und das Umweltbewusstsein ist bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fest im Denken verankert. In einem Zitat von Pater Anselm Grün, das auch im Vorwort der neuen Imagebroschüre zu finden ist, werde deutlich, was vor 100 Jahren wie auch heute Grundlage der Arbeit ist: „Aus der Tradition heraus im Heute leben, um die Zukunft nachhaltig zu gestalten.“

Weitere Impressionen auf der Homepage der Abtei Münsterschwarzach (https://www.abtei-muensterschwarzach.de/arbeiten/druckerei-benedict-press/aktuelles-druckerei/jubil%C3%A4umsfeier-der-benedict-press).

jm (Abtei Münsterschwarzach)

(3123/0879; E-Mail voraus)

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