Würzburg (POW) Schuldner- und Insolvenzberatung, Wärmestube, Kurzzeitübernachtung und Johann-Weber-Haus: Gleich vier Einrichtungen der Würzburger Christophorus-Gesellschaft, getragen von Caritas und Diakonie, hat Bischof Dr. Franz Jung am Freitag, 15. September, besucht. Begleitet wurde er von Nadia Fiedler, Geschäftsführerin der Gesellschaft, und Kilian Bundschuh, Referent für besondere Lebenslagen im Diözesan-Caritasverband. „Ich kenne aus eigenem Engagement die Bahnhofsmission der Christophorus-Gesellschaft recht gut und möchte auch etwas über die Arbeit der anderen Einrichtungen erfahren“, sagte der Bischof.
Einen ersten Ein- und Überblick gab Geschäftsführerin Fiedler in der Zentrale der Gesellschaft in der Neubaustraße, in der sich auch die Räume der Schuldner- und Insolvenzberatung befinden. Mit wenig Personal werde sehr viel für rat- und hilfesuchende Menschen bewegt, sagte Fiedler und dankte für die ideelle und vor allem finanzielle Unterstützung durch die Kirchen, die Caritas und die Diakonie. „Unsere Angebote werden nicht vollständig durch Kostenträger refinanziert, sondern sind auf Kirchensteuermittel und Spenden angewiesen.“
In der Wärmestube in der Rüdigerstraße führten Einrichtungsleiter Moritz Maier und Sozialarbeiter Andreas Schick durch die Räume und berichteten über die tägliche Arbeit. „Wir sind ein niederschwelliges Angebot, das nicht nur von obdach- und wohnsitzlosen Personen genutzt wird, sondern auch von denen, die sich daheim einsam fühlen.“ Die Wärmestube biete Duschen, eine Waschmaschine, gesundheitliche und soziale Angebote, Gemeinschaft und einen Rückzugsort für jene, die auf der Straße lebten. Es gebe Zuschüsse, auch von der Stadt, sagte Fiedler: „Aber der Großteil des benötigten Geldes kommt von Caritas und Diakonie.“ Ohne zusätzliche Spenden und ehrenamtliches Engagement gehe es nicht, ergänzte Maier. Er würdigte zudem die wertvolle Arbeit des Fördervereins Wärmestube: „Paul Lehrieder und Bernhard Christof öffnen uns immer wieder Türen und ermöglichen damit Projekte, die für unsere Besucherinnen und Besucher sehr hilfreich sind.“
Männer, die dringend ein Dach über dem Kopf und ein Bett brauchen, finden in der Wallgasse die Kurzzeitübernachtung (KZÜ). Einrichtungsleiter Michael Thiergärtner führte durchs Haus, schilderte einen typischen Arbeitstag und stellte die Zentrale Beratungsstelle für Wohnungslose und das Betreute Wohnen vor. „Die Suche nach Wohnraum, der auch bezahlbar ist, stellt uns zunehmend vor Herausforderungen“, sagte Thiergärtner. Wohnraum werde deshalb dringend benötigt, weil alle Angebote der Christophorus-Gesellschaft zeitlich begrenzt seien. „Wir bieten den Männern hier schnelle Hilfe an, wollen aber auch schauen, wie es gut weitergehen kann.“ Bischof Jung zeigte sich sehr interessiert an der sozialpädagogischen Arbeit und würdigte sie als einen echten Beitrag zum sozialen Frieden. „Wir arbeiten hier für die Menschen in enger Vernetzung mit anderen Diensten und Einrichtungen“, erklärte Fiedler. Auch hier spielten Caritas und Diakonie eine zentrale Rolle.
Tagesstruktur mit Beschäftigungsmöglichkeiten bietet das Johann-Weber-Haus als stationäre Einrichtung am Haugerring. Hier können Männer bis zu 18 Monate wohnen. Leiter Johannes Kopf führte den Bischof zunächst in die Holzwerkstatt. „Das ist für unsere Leute ein guter Lernort. Mit viel Zeit und fachkundiger Betreuung durch Schreinermeister Stefan Nothegger werden hier alte Möbel restauriert.“ Es gehe um Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, um das Selbstwertgefühl und soziale Gemeinschaft. Ziel aller Maßnahmen sei es, die Menschen in ein eigenständiges Leben zu begleiten. Die Arbeit sei sinnvoll und gut, koste aber viel Geduld und Zeit.
„Viele Menschen staunen, wenn sie erfahren, wer bei uns in den Einrichtungen aufschlägt“, berichtete Geschäftsführerin Fiedler abschließend. Da seien Obdach- und Wohnungslose, Haftentlassene und Überschuldete. „Die Problem- und Notlagen sind vielfältig. Die Leute kommen inzwischen aus allen Schichten der Gesellschaft.“ Die Arbeit der Kirchen und ihrer Wohlfahrtsverbände sei wichtiger denn je. „Wir beobachten gerade, wie sich prekäre Lebenslagen ausweiten und verfestigen. Eigentlich bräuchte es viel mehr Anstrengungen im Bereich der Prävention“, mahnte Fiedler in Richtung Sozialpolitik. „Wenn es die Christophorus-Gesellschaft nicht gäbe, müsste man sie glatt erfinden“, sagte Fiedler. Ohne den Einsatz der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sähe Würzburg anders aus.
Bischof Jung dankte für die Fülle an guten Gesprächen und wertvollen Informationen. „Ich habe viel gelernt über das Hilfesystem in unserer Stadt und über die komplexen rechtlichen und anspruchsvollen sozialpädagogischen Hintergründe der wichtigen Arbeit. Danke.“ Sich für Menschen, besonders für benachteiligte, einzusetzen, sei elementar für die Kirche und müsse das auch bleiben.
sescho (Caritas)
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