Wenn ich meine Begrüßung unter ein einziges Leitwort stellen müsste, fände ich kein besseres als den Ausdruck „Vernetzung“. Denn unsere Diözesanbibliothek, die heute mit dem Segen des Bischofs eröffnet wird, führt kein isoliertes Eigendasein, sondern ist auf vielfältige Weise mit dem Bistum sowie mit verschiedensten Einrichtungen des kirchlichen und des öffentlichen Lebens vernetzt. Wenn ich zuerst Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und seinen Vorgänger Prof. Paul-Werner Scheele begrüße, dann wird darin deutlich, dass eine solche Einrichtung von der institutionellen Anbindung und der großzügigen Förderung durch die Leitung der Diözese lebt; dafür möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken. Weiterhin konnte die Bibliothek nach dem Krieg nur aufgebaut werden durch viele Nachlässe aus dem Diözesanklerus; deshalb grüße ich dankbar und herzlich die aktiven und emeritierten Mitglieder des Domkapitels und unseres Presbyteriums. Eine Bibliothek lebt weiter vom Austausch mit verwandten Einrichtungen; im Wissen darum gilt mein Gruß den Bibliotheksverantwortlichen aus verschiedenen Ordensgemeinschaften und Diözesen. Namentlich nennen möchte ich Herrn Direktor Jochen Bepler, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken sowie Herrn Karl-Peter Büttner in seiner Eigenschaft als Leiter des öffentlichen Büchereiwesens in unserem Bistum. Dass der Beginn dieser Segensfeier in unserer Seminarkirche stattfindet, hat nicht nur organisatorische Gründe. Die Buchbestände der Diözese waren seit 1982 im Priesterseminar untergebracht; auch für die Zukunft ist eine enge Kooperation beider Bibliotheken vereinbart, wofür ich Regens Herbert Baumann sehr dankbar bin. Weiterhin ist unsere Diözesanbibliothek nicht allein für die innerkirchliche Nutzung gedacht, sondern versteht sich als prägender Teil des Bildungsangebots für das öffentliche Leben.
Als dessen Vertreter begrüße ich stellvertretend Herrn Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Frau Bezirkstagsvizepräsidentin Eva-Maria Linsenbreder sowie für die Stadt Würzburg Herrn Bürgermeister Dr. Adolf Bauer. Dass eine Diözesanbibliothek in ökumenischer Offenheit geführt wird, versteht sich von selbst; deshalb freue ich mich sehr über die Anwesenheit unseres lieben Nachbarn, stellvertetenden Dekan Kirchenrat Winfried Schlüter. Dass die neue Einrichtung im guten Kontakt mit der Würzburger Universitätsbibliothek steht, zeigt die Anwesenheit von Direktor Dr. Karl Südekum.
Vernetzungs- und Synergieeffekte bietet in Zukunft die räumliche und organisatorische Verbindung von Archiv und Diözesanbibliothek. Die entsprechende Grundkonzeption wurde seinerzeit wesentlich von Archivdirektor Dr. Peter Pfister aus München mit angestoßen, den ich zusammen mit weiteren Diözesanarchivaren ganz herzlich begrüße. Für das Funktionieren dieser Vernetzung waren viele bauliche Planungsschritte notwendig; dafür danke ich dem Bau- und Kunstreferat unseres Bistums, vertreten durch Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, sowie der ausführenden Bauträgergesellschaft SBW.
Eine wissenschaftliche Diözesanbibliothek ist im besten Sinn ein Medium des kirchlichen Lebens; das bedingt bei allem Eigenprofil die Vernetzung mit der Medienvielfalt unserer Zeit. Dem geht auch der Festvortrag bei dieser Eröffnungsfeier nach; ich freue mich, dass wir dafür Professor Dr. Peter Walter aus Freiburg gewinnen konnten. Wir sind nicht nur Studienfreunde, sondern waren in dieser Zeit jeweils nacheinander für die Bibliothek des Collegium Germanium et Hungaricum in Rom verantwortlich, so dass – dies darf ich Ihnen jetzt schon verraten – ein versierter Kenner der Materie zu Ihnen sprechen wird.
Das geplante Eröffnungsdatum war nur zu halten durch den intensiven Einsatz von Diözesanbibliothekar Prof. Dr. Johannes Merz und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern; ihnen gebührt dafür ein ganz besonderer Dank. Speziell erwähnen möchte ich dabei Frau Christa Scherbaum, die über 25 Jahre in diesem Bereich tätig war. Ebenso gilt mein Gruß allen anwesenden Bistumsangestellten und besonders der Mitarbeitervertretung.
Es fügt sich gut, dass wir unsere Diözesanbibliothek am 5. Jahrestag des Todes von Monsignore Hermann Wütschner eröffnen können. Er hat seit 1982 zielstrebig die Bestände gesichtet, geordnet und die Bibliothek geleitet. Durch ein großzügiges Vermächtnis hat er auch zur finanziellen Sicherung beigetragen. Ihm gebührt gerade heute unsere dankbares Gedenken.
Hermann Wütscher war es auch, der mich seinerzeit auf ein Diktum von Papst Pius XI. aufmerksam gemacht hat, der ja lange Jahre Präfekt der Ambrosionischen Bibliothek in Mailand und der Vatikanischen Bibliothek in Rom war. Von ihm stammt der Satz: „Homo liber – homo librorum“ übersetzt: „Ein Mensch, der Bücher liest, ist ein freier Mensch“. Damit verbinde ich meinen persönlichen Wunsch zur Eröffnung unserer Diözesanbibliothek: Dass denen, die sie benutzen, befreiende Einsichten und bereichernde Erkenntnisse geschenkt werden, die im Glauben und im Leben hilfreich sind.