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„Begegnung mit Auferstandenem Gebot der Stunde“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalamt zum Osterfest am Ostersonntag, 20. April 2014, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Schwestern und Brüder,

unsere Tage verlaufen zwischen der Auferstehung Christi und der Offenbarung seiner Macht, zwischen der schon verkündeten neuen Lebenswirklichkeit und der darin verheißenen – aber noch ausbleibenden – Herrlichkeit. Wir leben vom Glanz des Zeugnisses derer, die die Auferstehung mit ihrem Wort bezeugen – und durchleben doch eine Dunkelheit des Glaubens.

Als Menschen des 21. Jahrhunderts fällt es uns schwer, blind zu glauben.

Jedes Jahr zur Osterzeit kommen die Zweifler und Nörgler hervor und bündeln Argumente gegen das Zeugnis von der Auferstehung Jesu.

Wie steht es mit uns? Sind wir nicht auch Menschen unserer Zeit?

Folgen wir einmal in aller gebotenen Kürze den Fakten: Der heilige Paulus listet in seinem Brief an die Korinther das Kernthema unseres Glaubens penibel sauber auf: „Er ist am dritten Tage auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas (Petrus), dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der ‚Missgeburt’. Denn ich bin der geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.“ (1 Kor 15,4-9)

Es sind gerade einmal 23 Jahre nach dem Ostergeschehen vergangen, als Paulus dies schreibt. Es ist das Jahr 53. Das Zeugnis der Frauen erwähnt Paulus nicht, weil es wohl vor Gericht geradezu kontraproduktiv hätte sein können. Aber er wusste, dass ihr Zeugnis wahr war – ist ihm doch selbst der Herr als Auferstandener erschienen. Für diese Wahrheit war er bereit, in den Tod zu gehen.

Wie leicht lassen wir uns irremachen – etwa mit der Sensationsnachricht, man habe Jesu Gebeine gefunden. Vor einem Jahr geisterte diese Meldung durch alle Medien. Es genügte offenbar eine Grabkammer im Süden Jerusalems, in der ein Ossuarium mit der Aufschrift „Jesus, Sohn des Joseph“ gefunden wurde, um zu behaupten, man habe das Familiengrab Jesu entdeckt und damit den ganzen Schwindel um seine Auferstehung entlarvt. (In diesem Reichengrab waren auch die Gebeine des Hohenpriesters Kajaphas.)

Abgesehen davon, dass Jesus nur in Nazareth als „Sohn des Josephs“ bekannt war – üblicherweise wurden Ortsfremde immer nach ihrer Heimatstadt benannt, wie zum Beispiel Joseph von Arimathäa, Simon von Zyrene, Maria von Magdala –, stürzten sich die Journalisten darauf, als hätten sie das Ei des Kolumbus gefunden.

Fragen wie „Wie kommen die Gebeine des Joseph, der schon vor dem öffentlichen Auftreten Jesu verstorben war, in ein Jerusalemer Grab?“ wurden ebenso wenig beantwortet wie die Frage, wie die nun wahrlich nicht reiche Familie Jesu sich ein solch aufwendiges Grab – sogar mit Giebeldach über dem Eingang – hätten leisten können.

Nicht vergessen dürfen wir aber auch die 1994 von dem Archäologen L. Y. Rahmani veröffentlichte Auswertung jüdischer Namen auf den Gebeinkästen, den Ossuarien. Darin belegt er, dass der Name Joseph in Jerusalem zur Zeit Jesu der zweithäufigste Name (nach Simon) war. Der Name Jesus rangierte an sechster Stelle. Jede vierte Frau hieß Maria. Nach einer Hochrechnung kann man sagen, dass es im ersten Jahrhundert in Jerusalem rund 40 Namensvettern Jesu mit den gleichnamigen Eltern Joseph und Maria gegeben hat. Nach all dem verliert der hochstilisierte „Sensationsfund“ seine Relevanz.

Der Versuch, die Evangelien und erst recht die Botschaft von der Auferstehung Jesu zu rationalisieren, treibt seltsame Blüten. Wäre Jesus nur ein Wanderprophet gewesen, warum hätten die Frauen und Männer der ersten Stunde sorgsam seine Worte, seine Wunder und erst recht die Botschaft von der Auferstehung unter Einsatz ihres Lebens verkünden sollen?

„Die Archäologie zeigt uns, wie präzise die Evangelien sind, wenn es darum geht, die Stätten des Wirkens Jesu zu dokumentieren. Es ist, als würden sie uns praktisch dazu einladen, ihre Aussagen zu überprüfen: Komm her, frag nach, es hat sich wirklich so zugetragen!“ (Ebd.)

Wir bezeichnen mit Recht das Heilige Land als das fünfte Evangelium.

Uns bleibt hier wie dort das Lebenszeugnis derer, die Christi Auferstehung bezeugen. In der ersten Lesung hörten wir soeben in der Apostelgeschichte: „…wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat…Gott… hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen…“ (Apg 10,39.40)

Die Begegnung mit dem Auferstandenen ist auch heute das Gebot der Stunde. Christus lebt! Öffnen wir ihm unser Herz, damit wir mit den Augen des Herzens sehen lernen und die innere Logik der Frohen Botschaft erfassen. Die Liebe macht uns dazu fähig.

Amen.