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Benachteiligte Jugendliche gerecht beteiligen

Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg fordert verstärkten Einsatz für junge Menschen – Appell an Bayerische Staatsregierung – Gemeinden sollen Patenschaften ins Leben rufen – Felix Behl neuer stellvertretender Vorsitzender

Würzburg (POW) Der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Würzburg macht sich stark für benachteiligte Jugendliche. Bei seiner Herbstvollversammlung am Freitag und Samstag, 5. und 6. Oktober, im Sankt Burkardushaus forderten die rund 90 Delegierten des Laiengremiums vor allem die Bayerische Staatsregierung auf, den Förderbedarf von Jugendlichen ernst zu nehmen und das Angebot der Schulsozialarbeit flächendeckend weiterzuentwickeln. Die bewährten Mikroprojekte der Landesarbeitsgemeinschaft „Jugendsozialarbeit“ müssten wieder eingerichtet und entsprechende Mittel bereitgestellt werden. „Benachteiligte Jugendliche gerecht beteiligen!“ lautete der Appell des Diözesanrats an Politik, Kirche und Gesellschaft.

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann baten die Delegierten, in einem Hirtenwort das Thema aufzugreifen, um es so den Gläubigen in den Pfarrgemeinden näher zu bringen und die Verantwortung aller Christen für benachteiligte Jugendliche zu verdeutlichen. Alle Pfarrgemeinden und katholischen Verbände sollten Patenschaften für junge Menschen ins Leben rufen oder weiterführen. Ziel der Patenschaften sei es, junge Menschen bei der Suche eines Praktikums-, Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsplatzes zu unterstützen und sie auch darüber hinaus zu begleiten. Diese Patenschaften könnten von Mitgliedern der jeweiligen Pfarrgemeinden und Verbände übernommen werden.

Eingestimmt auf das Schwerpunktthema „Benachteiligte Jugendliche“ hatte sich der Diözesanrat mit einem Vortrag des stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik im Bayerischen Landtag, Joachim Unterländer. Der Landespolitiker machte deutlich, dass die wachsende Zahl vergessener und benachteiligter Kinder und Jugendlicher eine der größten Herausforderungen für Politik, Gesellschaft, Kirchen, Wirtschaft und Gewerkschaften sei. Sollte es nicht gelingen, diesen Jugendlichen eine Perspektive zu geben, entwickle sich ein gesellschaftlicher Sprengsatz ersten Grades. Jugendliche müssten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können, eine fundierte Berufsausbildung haben und damit aus der Armutsfalle heraustreten. Erst dann werde eine Beteiligung benachteiligter Jugendlicher mit Erfolg umgesetzt sein. Kirchen und Politiker müssten dies immer wieder anmahnen.

Als ganzheitlichen Ansatz zu raschen und mittelfristigen Lösungen schlug Unterländer einen Pakt für benachteiligte Jugendliche vor. Der Schlüssel zu einer besseren Beteiligungsgerechtigkeit liege in einer ausreichenden Chance zur Bildung. Bildungspolitik, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Familien- und Jugendhilfe müssten sich stärker vernetzen und mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammenarbeiten. Entscheidend im Bildungsbereich sei die künftige Rolle der Hauptschule, die praxisorientiert sein und Jugendliche befähigen solle, sich in die Gesellschaft einzubringen. Gerade auch im kirchlichen Bereich müsse sich die Jugendarbeit noch mehr und besonders der benachteiligten Jugendlichen annehmen, mahnte der CSU-Politiker. Der kirchlichen Laienarbeit und den Verbänden, aber auch den Ordinariaten komme in der Entwicklung von Konzepten für diese Jugendlichen eine besondere Bedeutung zu.

Bei einer engagierten Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Berufsschule, Agentur für Arbeit und Wirtschaft wurde deutlich, dass die Zusammenarbeit dieser Einrichtungen verbessert werden müsse. Kritisch hinterfragten die Delegierten einige Praktiken der Agentur für Arbeit. Da viele einfache Jobs weggefallen seien, sei der berufliche Einstieg für benachteiligte Jugendliche hoch. Ohne besondere Förderung könnten diese die Anforderungen nicht erfüllen. Einig waren sich die Podiumsteilnehmer, dass die Politik in der Pflicht sei. Seit Jahrzehnten seien die Probleme bekannt, aber bis heute griffen Lösungsvorschläge nicht. „Das Problem der Arbeitslosigkeit Jugendlicher ist ein Problem der Würde des Menschen. Wenn unsere Gesellschaft benachteiligten Jugendlichen kein Angebot macht, verstößt sie gegen die Menschenwürde“, sagte Schulleiter Dr. Harald Ebert von der Don-Bosco-Berufsschule in Würzburg.

Bei der Vollversammlung wählten die Delegierten mit großer Mehrheit den 32-jährigen Felix Behl zum stellvertretenden Vorsitzenden des Diözesanrats. Behl folgt Michael Lentze nach, der aus beruflichen Gründen das Amt abgab. Behl stammt aus Höchberg und ist Hauptschullehrer in Erlenbach am Main. Mehrere Jahre engagierte er sich in der kirchlichen Jugendverbandsarbeit und war Diözesanvorsitzender des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In einem weiteren Beschluss forderte der Diözesanrat die Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden auf, die Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen mehrfach während des Kirchenjahrs ins Bewusstsein zu heben.

Zum Auftakt des Treffens kritisierte Vorsitzender Karl-Peter Büttner die Äußerungen der Fürther Landrätin Dr. Gabriele Pauli zur Ehe auf Zeit. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann betonte am Samstagnachmittag, die große Rückbesinnung auf die alte Liturgie sei bisher ausgeblieben. (siehe eigene Berichte „Büttner kontra Pauli“ und „Geringes Interesse an alter Messe“).

bs (POW)

(4107/1392; E-Mail voraus)

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