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„Benennen und Urteilen“

Bistum Würzburg will Leben und Wirken von Fürstbischof Julius Echter sachlich aufarbeiten – Todestag jährt sich 2017 zum 400. Mal – Vielfältige Angebote von Tagung über Ausstellung bis hin zu Wandertheater

Würzburg (POW) Im Jahr 2017 jährt sich der Todestag des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617) zum 400. Mal. Das Bistum Würzburg plant aus diesem Anlass eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Echter-Zeit in Tagungen und Publikationen. „Es geht um Urteilen, nicht Verurteilen, um Benennen, nicht Verherrlichen. Echter war ein getaufter Christ. Im 16. und 17. Jahrhundert war er Fürst und Bischof und hat Geschichte und Geschichten gemacht und geschrieben“, sagte Weihbischof Ulrich Boom am Montag, 25. Januar, bei der Vorstellung des Gedenkjahrprogramms. Unter anderem soll eine Ausstellung Person und Wirken Echters in ihren unterschiedlichen Facetten beleuchten. Angebote der Domschule, des Katechetischen Instituts und des Medienhauses wollen eine Brücke vom Konfessionellen Zeitalter in die Gegenwart schlagen. Bewusst starte das Bistum schon jetzt das Programm, da eine historische Aufarbeitung einen entsprechenden Vorlauf notwendig mache, erklärten die Beteiligten bei einer Pressekonferenz im Diözesanarchiv Würzburg.

Weihbischof Boom betonte, es gehe beim Gedenken, das auch im größeren Rahmen des Gedenkjahrs zu 500 Jahren Reformation stehe, um den Menschen Julius Echter in seiner Zeit. In 44 Jahren seines Wirkens als Fürstbischof habe Echter Mainfranken nachhaltig geprägt. Rund 330 Kirchen, aber auch zahlreiche soziale Einrichtungen, Herrschafts- und Schulbauten sowie die Universität Würzburg seien einige Beispiele. „Es gibt auch Kritik, zum Beispiel die Vorgänge um die Vertreibung von Glaubensgegnern, oder die Verdrängung und Verfolgung der Juden“, erklärte der Weihbischof. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang, die Epoche der Reformation und Konfessionalisierung aus ihrer Zeit heraus zu betrachten und zu verstehen.

Das betonte auch Professor Dr. Johannes Merz, Leiter von Archiv und Bibliothek des Bistums und Kanzler der Kurie. Bislang seien die meisten Monographien über Echter stark konfessionalistisch geprägt. Deswegen bringe Julius Echter bis heute starke Reaktionen hervor. Professor Dr. Wolfgang Weiß vom Lehrstuhl für Fränkische Kirchengeschichte und Vorsitzender des Würzburger Diözesangeschichtsvereins betonte, dass in der Betrachtung oft viele zeitgenössische Probleme mit Julius Echter verbunden würden. „Unsere Gegenwart und die historische Perspektive sind nicht deckungsgleich. Daher dürfen wir die Veränderungen der Blickweise nicht unterschlagen.“ Bei einer derartigen Herangehensweise dürften weder die Verfolgung vermeintlicher Hexen unter Echter außen vor bleiben noch die Etappen und Strategien der Rekatholisierung Unterfrankens. Eine wissenschaftliche Tagung am 7. und 8. April 2016 mit dem Titel „Fürstbischof Julius Echter – verehrt, verflucht, verkannt?“ werde unter anderem der Frage nachgehen, ob der Bischof im Streit der Meinungen nicht auch in positiver wie in negativer Richtung verzeichnet wurde.

Einen historisch-kritischen Zugang ganz anderer Art bietet eine diözesane Ausstellung zu Julius Echter, die von Juni bis September 2017 im Würzburger Museum am Dom gezeigt wird. Anhand von Exponaten, die beispielsweise  aus renommierten Museen wie dem British Museum und dem Victoria and Albert Museum in London oder einer Bibliothek in Paris entliehen werden, solle den Besuchern Gelegenheit gegeben werden, sich selbst in die Zeit Echters zu versetzen und so zu einer eigenständigen Einordnung zu kommen, erläuterte Dr. Veronika Heilmannseder von Archiv und Bibliothek des Bistums.

Unter der Federführung eines Netzwerks der Stadt Gerolzhofen unterstützt die Domschule ein Wandertheaterprojekt zum Thema. „Dort gibt es viele Gebäude, die exemplarisch für Vieles stehen, was das Wirken Echters ausmacht. Die Spitalkirche von Gerolzhofen als Ausdruck der Sozialreformen, der Hexenturm als Ort der Hexenprozesse, die evangelische Kirche als Kristallisationspunkt für den Umgang mit den Anhängern der Reformation und die Stadtpfarrkirche als Punkt, an dem die Missstände der katholischen Kirche der damaligen Zeit aufgezeigt werden können“, erläuterte Akademiedirektor Dr. Rainer Dvorak. Derzeit leiste Professor Dr.  Rainer Leng vom Würzburger Institut für Geschichte die Forschungsarbeit in den Archiven. Ab März solle dann die dramaturgische Aufarbeitung erfolgen. An den genannten Orten solle dann ab Frühjahr 2017 das Wandertheater den Zuschauern einen ebenso authentischen wie originellen Einblick in die Epoche Echters bieten.

Umfangreiche Informationen zum Leben und Wirken Echters, aber auch einen Überblick über die geplanten Veranstaltungen zum Gedenkjahr gibt die eigens vom Bistum Würzburg erstellte Internetpräsenz www.echter2017.de. „Im Laufe der Zeit wird dieses Angebot ergänzt und vertieft“, betonte Johannes Schenkel, Leiter der Internetredaktion des Bistums.                        

  mh (POW)

(0416/0123; E-Mail voraus)

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