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„Berufung ist eine Lebensentscheidung“

Bischof Dr. Franz Jung spricht auf Instagram mit den Diakonen Manuel Thomas und Benjamin Schimmer – Pastoraler Raum als Chance: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in 20 Jahren noch ein gut laufendes Bistum haben“

Würzburg/Dettelbach/Haibach (POW) Warum will jemand heutzutage noch Priester werden? Welche Hoffnungen und Ängste bewegen angehende Priester? Und wie sehen sie die Zukunft der Kirche? Darüber hat Bischof Dr. Franz Jung auf dem Social-Media-Kanal Instagram @bistumwuerzburg am Mittwochabend, 12. Mai, mit den Diakonen Manuel Thomas (28) und Benjamin Schimmer (34) gesprochen. Bischof Jung weiht sie am Samstag, 22. Mai, im Würzburger Kiliansdom zu Priestern. Unter dem Hashtag #ausgetauscht setzte er seine in der Fastenzeit gestartete Reihe von Gesprächen fort.

„Die Wege der Berufung sind sehr unterschiedlich, wie wir an Ihnen beiden sehen“, sagte Bischof Jung. Thomas stammt aus Haibach und durchlief dort „die klassische Sakristei-Karriere“ mit Ministrantendienst, kirchlicher Jugendarbeit, später Pfarrgemeinderat und Lektorendienst. Bereits nach dem Abitur trat er in das Priesterseminar ein und studierte Theologie. Auch Schimmer, der in Dettelbach-Neusetz aufwuchs, war Ministrant, half später als Mesner aus und wurde in die Kirchenverwaltung gewählt. Als Kirchenpfleger war er für die Kirchensanierung und die Anschaffung von neuen Glocken zuständig. „Ich habe dann allerdings doch erst einmal einen Beruf erlernt“, sagte er. Zehn Jahre habe er als Landschaftsgärtner gearbeitet, bis er 2014 in das Priesterseminar eintrat. Die Entscheidung habe er bei einer Dienstfahrt getroffen, erzählte er: „Viele Jahre im Arbeitsleben war ich nicht mehr erfüllt von dem, was ich gemacht habe. Es war ein schleichender Prozess. Mit der Zusage, dass ich diesen Weg gehen darf, war es, als ob man wieder richtig Luft bekam, und das Leben war wieder erfüllt und mit Freude. Ich bin immer noch dankbar dafür, diesen Weg gehen zu dürfen.“

Seit der Diakonenweihe im vergangenen September sind beide in ihren Praktikumspfarreien eingesetzt – ausgerechnet während der Coronapandemie. Es sei aufgrund der Coronavorschriften schwer, Kontakte zu knüpfen, und es seien auch keine Zusammenkünfte möglich, beschrieb Schimmer. Er ist in der Pfarreiengemeinschaft „Ochsenfurt – Sankt Andreas mit Sankt Burkard, Sankt Thekla, Kleinochsenfurt – Maria Schnee“ tätig. Trotzdem erlebe er viele schöne Momente, zum Beispiel bei Besuchen im Altenheim oder bei Gesprächen nach den Gottesdiensten. „Bei den Ministranten und in der Jugendarbeit geht jetzt ganz wenig“, bedauerte Thomas. Er ist in den Pfarreiengemeinschaften „Franziska Streitel, Mellrichstadt“, „Besengau, Bastheim“ und „Fladungen-Nordheim“ eingesetzt. Doch der Wegfall vieler Termine habe auch gute Seiten: „Dadurch hat man mehr Zeit, ganz da zu sein.“ Das habe er zum Beispiel bei Trauergesprächen gespürt. Beide waren sich einig, dass gerade bei den Ministranten die Gefahr bestehe, dass viele aufhören. „Es läuft gar nichts, auch keine gemeinschaftsbildenden Maßnahmen“, beschrieb Thomas das Problem. Dafür hat Schimmer beobachtet, dass die Gottesdienste Zulauf hätten: „Die Sonntagsgottesdienste sind sehr gut besucht.“

In den künftigen Pastoralen Räumen sehen beide eine große Chance. „Ich persönlich sage, es ist eine große Chance für mich als angehender Priester, die Arbeit aufzuteilen. Im Blick dahin, dass es immer weniger gibt, die diesem schönen Beruf folgen, braucht es ein großes Team, wo man die Arbeit gut aufteilen kann“, sagte Schimmer. Dazu gehöre, die Ehrenamtlichen mehr einzubeziehen. Klar sei aber auch, dass man sich von vielem Gewohnten trennen müsse. Laut Thomas sei man im Pastoralen Raum Mellrichstadt bereits auf einem guten Weg, da das Team schon länger zusammenarbeite. „Ich sehe es als große Bereicherung und freue mich darauf. Dem einen liegt mehr die Trauerbegleitung, der andere möchte sich vielleicht mehr in der Kommunionkatechese einbringen. Man kann die Arbeit einfach besser aufteilen und ist trotzdem in einem großen Team zusammen.“

Die Pastoralen Räume seien auch dazu da, den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus zu weiten, erklärte Bischof Jung mit Bezug auf die Aufforderung von Papst Franziskus, an die Ränder zu gehen. Für Schimmer gehören zum „Rand“ unter anderem die Altenheime, die Sozialwohnungen und auch die Schulen. „Wichtig ist es, dass wir für alle Menschen da sind und allen Menschen Hilfe anbieten.“ Thomas gab zu bedenken, dass in der Kirche Jugendarbeit meist deckungsgleich mit Ministrantenarbeit sei. In der Schule dagegen erreiche man „die ganze Bandbreite“ der Kinder und Jugendlichen. „Gerade der Religionsunterricht beschäftigt sich mit essenziellen Fragen des Menschseins.“

Im Gespräch verrieten die angehenden Priester auch ihre Primizworte. Schimmer wählte: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete?“ Der Primizspruch von Thomas – „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ – habe auch einen Bezug zu seinem Vornamen. Denn Manuel bedeute „Gott ist mit uns“. Er finde darin eine Entlastung von den Ansprüchen an sich selbst, erklärte Thomas: Er müsse nicht alles meistern und perfekt machen, sondern der Herr gebe das Seine dazu. Eine Berufung brauche Zeit, waren sich beide einig. Es sei wichtig, die eigene Motivation zu hinterfragen, sagte Thomas: „Das ist schließlich eine Lebensentscheidung.“ Neben Zuspruch aus dem persönlichen Umfeld brauche es genauso Freunde, die die Entscheidung nochmals kritisch hinterfragen. Schimmer erzählte, dass er von drei verschiedenen Priestern zu unterschiedlichen Zeiten und unabhängig voneinander in seiner Entscheidung bestärkt worden sei.

Beide blicken optimistisch auf ihre eigene wie auf die Zukunft der Kirche. „Ich finde es spannend“, sagte Thomas. Der Beruf des Priesters erfordere Flexibilität, auch was die Aufgaben betreffe. Schimmer sah ebenfalls viele Veränderungen voraus, auch bei den Aufgabenfeldern. Dennoch sagte er: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in zehn und in 20 Jahren noch ein gut laufendes Bistum Würzburg haben, in dem sehr viel Seelsorge angeboten wird.“ Zum Abschluss des Gesprächs wünschte Bischof Jung den angehenden Priestern „gute Exerzitien, viel Heiligen Geist, innere Ruhe und Gelassenheit und dann die Freude an Pfingsten auf den Empfang der Weihe“.

Das komplette Gespräch steht auf dem YouTube-Kanal des Bistums Würzburg zum Nachschauen online.

sti (POW)

(2021/0474; E-Mail voraus)

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