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Besonderer Festtag

Grußwort von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Eröffnung des Jüdischen Gemeindezentrums „Shalom Europa“ am 23. Oktober 2006 in Würzburg

Der Tag der offiziellen Einweihung des neuen jüdischen Gemeindezentrums ist zuerst ein besonderer Tag für die Jüdische Gemeinde, der ich zu diesem beeindruckenden Bau gratuliere. Ich tue das nicht nur als Bischof von Würzburg, sondern auch im Namen von Friedrich Kardinal Wetter, dem Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz. In seinem Namen darf ich Sie herzlich grüßen und alles Gute wünschen.

Der heutige Tag ist aber auch ein herausragendes Ereignis für die Christen in unserer Region, für die Katholiken unserer Diözese und für mich als Bischof. So lange Juden in Würzburg und im Umland leben – also seit nachweislich nahezu 1000 Jahren – ist ihre wechselvolle Geschichte eng verknüpft mit der Geschichte unseres Bistums.

Im 12. Jahrhundert berichten die Quellen von dem Vertrauen, das die Juden in den Schutzwillen des Bischofs Siegfried von Truhendingen setzen konnten. Es begann eine Phase, in der sich die Juden in Würzburg unter der Obhut der Bischöfe und des Kaisers zu einer blühenden Gemeinde von hohem Bildungsrang entwickeln konnten. Die verheerenden Pogrome von 1298 und 1348 dagegen zeugen von dem dunklen Schatten des christlichen Judenhasses, der sich bis ins 20. Jahrhundert immer wieder über die Geschichte unseres Bistums legte – bis hin zu den Tagen, in denen Juden unter den Augen ihrer christlichen Mitbürger mitten durch die Stadt in die Vernichtungslager deportiert wurden.

Nach den Schrecken der Schoah ist in den letzten Jahrzehnten neues Vertrauen gewachsen. Heute leben Juden und Christen in unserer Region als gute Nachbarn zusammen.

Ich danke allen, die in den letzten Jahrzehnten an diesem kostbaren Gebäude des Vertrauens mitgebaut haben: In manchmal mühsamen Verhandlungen um den Rückerwerb des Synagogengrundstücks in der Domerschulstraße durch die Jüdische Gemeinde – in der Erforschung der mittelalterlichen Grabsteine, die so etwas wie ein Symbol unserer gemeinsamen wechselvollen Geschichte darstellen. Ich betrachte es dabei als glückliche Fügung, dass mit Professor Müller ein Mitglied unserer Katholisch-Theologischen Fakultät zusammen mit israelischen Kollegen die Erforschung der Steine und der Geschichte der Juden im Mittelalter vorangetrieben hat. Und ich denke an die vielen Mitglieder der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die durch ihr persönliches Engagement das gute Verhältnis zwischen Juden und Christen mit Leben erfüllen.

So ist der Tag der Einweihung des neuen jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrums nicht nur ein Festtag für die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, sondern auch ein freudiger Tag für die Diözese Würzburg. Wir feiern mit Ihnen zusammen Ihr neues Zuhause und wir feiern unsere gute Nachbarschaft, die wir sorgsam pflegen wollen und unter den besonderen Schutz des barmherzigen Gottes stellen. Er schenke diesem Haus, der Jüdischen Gemeinde und allen, die Ihre Gäste sein dürfen, beständigen Frieden – Schalom.

(4306/1484; E-Mail voraus)