Würzburg (POW) Auch nach 1000 Jahren hat das monumentale Kunstwerk nichts von seiner Anziehungskraft verloren: Die weich modellierte, fast lebensgroße Skulptur des ans Kreuz geschlagenen Jesus betont den Sieg des Lebens über den Tod. Das Kruzifix aus Lindenholz gilt als eine der ältesten Großplastiken der abendländischen Kunst seit dem Ende der Antike. Zu sehen ist der sogenannte „Gekreuzigte von Ringelheim“ zusammen mit 16 weiteren hochwertigen Leihgaben aus dem Hildesheimer Domschatz ab Dienstag, 27. April, im Museum am Dom in Würzburg.
Domkapitular und Museumsleiter Dr. Jürgen Lenssen sprach bei einer Presseführung am Montag, 26. April, angesichts der Werke aus der weltweit bedeutsamen Hildesheimer Sammlung von einem „besonderen Glücksfall“ für Würzburg. Bis zum Jahr 2013 werden die Exponate im Museum am Dom ausgestellt. Möglich wurde dies, nachdem sich das Bistum Hildesheim dazu entschlossen hatte, den Hildesheimer Mariendom mit Dommuseum bis zum Jahr 2014 grundlegend zu sanieren. Ähnlich wie Würzburg hat die Stadt Hildesheim zum Teil noch mit den Spätfolgen einer verheerenden Bombardierung vom März des Jahres 1945 zu kämpfen.
Der Direktor des Dommuseums Hildesheim, Professor Dr. Michael Brandt, betonte, dass die Wahl für die „adäquate Unterbringung“ einiger kostbarer Kunstwerke nicht zufällig auf Würzburg gefallen sei. „Die spannende Gegenüberstellung von alten und neuen Kunstwerken sowie das Bemühen, die Kraft der Bildsprache in den Mittelpunkt zu stellen, ist hier besonders gelungen.“ Die Hildesheimer Werke aus der Epoche der Romanik und Gotik seien deshalb auch bewusst mit modernen Exponaten der Dauerausstellung im Museum am Dom vermischt worden, erklärte Lenssen. So steht etwa die Leihgabe der Thronenden Muttergottes aus Holz, die in den Jahren 1200 bis 1250 geschaffen wurde, der bronzenen Madonna von Siegfried Anzinger aus dem Jahr 1997 gegenüber.
Einige der Kunstwerke gehen auf den Hildesheimer Bischof Bernward (um 960 bis 1022) zurück. Neben dem Kruzifix von Ringelheim, das er in Auftrag gab, ist auch das nach ihm benannte Kleine Bernwardkreuz zu sehen. Das Vortragekreuz ist über einem Holzkern aus vergoldetem Kupfer gearbeitet und reich geschmückt mit Bergkristallen und farbigen Steinen. Der obere Kreuzbalken enthält zudem Reliquien, so dass dem Kreuz auch die Funktion eines Reliquiars zukommt.
Eines der außergewöhnlichsten Ausstellungsstücke stellt laut Kurator Dr. Wolfgang Schneider der rund 850 Jahre alte Schmuckfußboden aus der Hauptapsis des Hildesheimer Doms dar. 1850 habe man diesen bei einer Renovierung wiederentdeckt und aufgrund der gut erhaltenen Randbereiche in seiner ursprüngliche Form rekonstruieren können. Die vielschichtigen Symbole, die auf dem Boden abgebildet sind, sind auch heute noch gut zu erkennen. Sie sollen in Bezugnahme auf die christliche Heilsgeschichte eine Art Weltmodell darstellen.
Besichtigt werden können die 17 Hildesheimer Kunstwerke während der normalen Öffnungszeiten des Museums am Dom: dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Montags ist das Museum geschlossen. Weitere Exponate aus dem Hildesheimer Domschatz sind zur Zeit in Museen in Altenburg, Paderborn, Bonn, Augsburg und Berlin zu sehen.
ksc (POW)
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