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"Bestürzung der vergangenen Wochen verständlich"

Vorgänge um die Piusbruderschaft beschäftigen Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats – Bischof Hofmann aus tiefstem Herzen dankbar für Engagement der Ehrenamtlichen – Umweltschutz als christliche Aufgabe – Herzliche Begrüßung für Weihbischof Ulrich Boom

Würzburg (POW) Die Vorgänge und öffentlichen Reaktionen um die Rücknahme der Exkommunikation von vier Bischöfen der Piusbruderschaft haben die Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg am Freitag, 13., und Samstag, 14. März, beschäftigt. „Sie haben große Irritationen hervorgerufen, nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch bei uns Bischöfen“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Freitagabend. Diözesanratsvorsitzender Karl-Peter Büttner lobte den Brief, in dem Papst Benedikt XVI. vor wenigen Tagen öffentlich Stellung bezog als „ein Geschenk zu unserer Frühjahrskonferenz“. Im Studienteil setzten sich die Delegierten mit Klimawandel und christlicher Schöpfungsspiritualität auseinander. Erstmals nahm Weihbischof Ulrich Boom an der Konferenz teil. Er wurde mit großem Applaus begrüßt.

„Ich kann die Bestürzung vieler über die Vorgänge in den vergangenen Wochen verstehen“, sagte Bischof Hofmann vor den Delegierten. Als „haltlos“ bezeichnete er Äußerungen, die den Papst in Opposition zu den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils brachten. „Sie verkennen die Person Benedikts und seine Verdienste um das Konzil.“ Der Bischof betonte in seiner Ansprache die große Versöhnungsbereitschaft, die im Zugehen von Papst Benedikt auf die Piusbruderschaft deutlich werde. „Er hat gewissermaßen – ohne wirkliche Vorleistung der anderen, nur auf deren Bitten hin – die Arme der Kirche weit geöffnet und die Traditionalisten zur Rückkehr in die Kirche eingeladen.“ Dennoch bleibe das Zweite Vatikanische Konzil – insbesondere die Texte zur Religionsfreiheit und zu den Beziehungen zu den nichtchristlichen Religionen – „der Markstein, an dem sich die Rekonziliation dieser Gemeinschaft messen lassen muss“.

Wenn die durch die Piusbruderschaft ausgelöste Diskussion womöglich ein neues Interesse an der Dynamik und den Orientierungen des Zweiten Vatikanischen Konzils geweckt habe, so sei das auch etwas Gutes, sagte Bischof Hofmann. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Wege, auf denen in Rom die Aufhebung der Exkommunikation zustande kam, für Außenstehende nicht nachvollziehbar seien. Die Verantwortlichen der Kurie sollten dringend die interne Abstimmung und die Kommunikation mit den nationalen Bischofskonferenzen verbessern. So könnten in Zukunft Irritationen vermieden werden, „die für viele Anlass zum Austritt aus der katholischen Kirche geworden sind“.

Aus „tiefstem Herzen“ dankbar zeigte sich Bischof Hofmann für die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden des Bistums. „Ohne dieses Engagement wäre ein Leben in den Gemeinden nicht möglich.“ Der Prozess der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften sei nicht zuletzt dank der Laien „nahezu auf der Zielgeraden. Zum ersten Fastensonntag des nächsten Jahres werden hoffentlich alle Pfarreiengemeinschaften errichtet sein.“

Diözesanratsvorsitzender Büttner kritisierte den Umgang der von Kardinal Dario Castrillón Hoyos geleiteten Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ mit den Fundamentalisten am rechten Rand. „Gibt es denn auch nur den kleinsten Funken eines Signals dieser Brüder, dass sie bereit wären, wieder wirklich katholisch zu werden?“ Ihr Verhalten sei ein wahrer „Rundlauf gegen den Papst“, das Bischofskollegium und das ganze Volk Gottes. „Auf jedes Zeichen des barmherzigen Entgegenkommens folgt doch eine in der Sache noch schroffere Zurückweisung durch die Traditionalisten.“ Als Antwort auf die weltweite Finanzkrise regte Büttner an, sich wieder mit der katholischen Soziallehre zu beschäftigen. Ohne Ordnung, Verantwortung und Gerechtigkeit laufe Freiheit Gefahr, die Schwachen und Hilfsbedürftigen aus den Augen zu verlieren.

Mehrheitlich äußerten die Delegierten den Wunsch, dass die noch in Ausarbeitung befindlichen diözesanen Leitlinien zum Klima- und Umweltschutz zeitnah veröffentlicht und umgesetzt werden sollen. Im Studienteil hatte zuvor Professor Dr. Christian Schönwiese, Klimaforscher an der Goethe-Universität Frankfurt/Main, über den Klimawandel referiert. Er erklärte, dass die langfristige Klimaveränderung eine Tatsache sei, an deren Entwicklung der Mensch zweifelsfrei beteiligt sei. Schönwiese appellierte an die Zuhörer, sich dieser Verantwortung zu stellen. Benediktinerprior Christoph Gerhard aus Münsterschwarzach gab Anregungen zu einer christlichen Schöpfungsspiritualität im Geist des heiligen Benedikt. Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano berichtete davon, dass Umweltaspekte zunehmend bei Neu- und Umbaumaßnahmen berücksichtigt würden. Als diözesane Aufgabe wird das Energiesparen nach den Worten von Benedikt Schalk, Referent für Energie und Umwelt im Bischöflichen Bauamt Freiburg, im Nachbarbistum betrachtet. Durch Energieberatung und bauliche Veränderungen sei es innerhalb weniger Jahre gelungen, fünf Prozent an Energie einzusparen.

Weihbischof Ulrich Boom nahm, obwohl sein Terminkalender wie der des Bischofs derzeit von der Visitation des Dekanats Schweinfurt-Nord bestimmt wird, am Freitagabend an der Versammlung teil und wurde herzlich begrüßt. Die bistumsweite Neuerung der Pfarreiengemeinschaften sei mit vielen Herausforderungen verbunden, stimmte der Weihbischof zahlreichen Redebeiträgen der Delegierten zu. „Dennoch ist unsere Aufgabe, die Menschen zu stärken im Vertrauen auf Gott und die Menschen.“ Auch die besten Strukturen seien letztlich nicht für die Ewigkeit. Er regte an, die Chancen der engen Zusammenarbeit von Pfarreien zu erkennen. Zum Beispiel könnten sich Ministranten bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Pfarreiengemeinschaft als große und kraftvolle Gemeinschaft erleben.

Herbert Becker, Dekanatsratsvorsitzender des Dekanats Ebern, überreichte dem Weihbischof mit den Worten „Falls Sie mal Ärger runterspülen müssen“ zur Begrüßung ein paar Flaschen dunkles Bier aus Reckendorf sowie ein vom Bürgermeister der Ortschaft spendiertes Mehrzweckmesser. Für besonders brenzlige Fälle sei zudem eine scheinbar leere Bierflasche mit der Aufschrift „Baunacher Wind“ gedacht. „Atmen Sie den Inhalt im Notfall tief ein. Es handelt sich um Luft aus den Heiligen Ländern“, sagte Becker.

mh (POW)

(1209/0365; E-Mail voraus)

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