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Besuch an einem „Hoffnungsort“

Bischof Dr. Franz Jung informiert sich über die Arbeit der Bahnhofsmission in Aschaffenburg – Rund 29.000 Kontakte im vergangenen Jahr – Ehrenamtliches Team freut sich über Verstärkung

Aschaffenburg (POW) „Die Bahnhofsmission ist für mich ein Hoffnungsort!“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung bei seinem Besuch am Donnerstag, 16. Januar, in der Bahnhofsmission in Aschaffenburg festgestellt. Kurz nach seinem Amtsantritt 2018 hatte er die Würzburger Einrichtung kennengelernt und engagiert sich dort seitdem einmal im Monat selbst ehrenamtlich. Auch darum ist es ihm wichtig, die Bahnhofsmissionen an anderen Orten seines Bistums kennenzulernen.

Getragen wird die Aschaffenburger Einrichtung am Gleis 2 von IN VIA, einem selbständigen Fachverband des Caritasverbands, dessen Schwerpunkt auf der Bildung, Beratung, Begleitung, Förderung und dem Schutz von Menschen, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen, liegt. In Aschaffenburg ist Maresa Gieles seit 2024 mit etwas mehr als einer halben Stelle für die Betreuung der Einrichtung eingestellt. Sie nennt das Angebot eine „erste Hilfe für Reisende“. Diese Hilfe könne sehr unterschiedlich aussehen, sagt die Sozialarbeiterin. Sie reiche vom Zuhören, dem Ausgeben von Getränken oder Essen, der Weitervermittlung an soziale Einrichtungen in der Stadt bis hin zur Umsteigehilfe am Gleis. Für manche Menschen gehöre das Aufsuchen des Ortes zu ihrer Tagesstruktur, andere schauten punktuell vorbei. Gesellschaftliche Ereignisse werden schnell auch an diesem Ort spürbar. So kämen beispielsweise seit dem Ukrainekrieg immer wieder Kriegsflüchtlinge vorbei.

IN VIA-Geschäftsführerin Sandra Bauer-Böhm berichtete dem Bischof, dass der Bedarf in den vergangenen Jahren immens angestiegen sei. Vor zehn Jahren wurden noch rund 6000 Kontakte im Jahr gezählt, im Jahr 2024 waren es bereits 29.000 Kontakte. Bischof Jung konnte aus seiner Erfahrung in Würzburg bestätigen, dass zudem die Besuchenden immer jünger werden. In Aschaffenburg kümmern sich laut Gieles 24 Ehrenamtliche um die Betreuung. Das sei zunächst ausreichend für die aktuellen Öffnungszeiten, aber weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien immer willkommen.

Die Finanzierung der Einrichtung könne man nicht als stabil bezeichnen, sagte Bauer-Böhm. Aktuell umfasst der Haushalt rund 80.000 Euro. Stadt- und Landkreis Aschaffenburg geben insgesamt rund 20.000 Euro dazu, den Rest muss IN VIA selber finanzieren, zum Großteil über Spenden. Das sei von Jahr zu Jahr eine Herausforderung, aber Bauer-Böhm stellte klar: „Wir als Verein stehen 100 Prozent hinter der Bahnhofsmission.“ Sie konnte auch bestätigen, dass die Einrichtung einen guten Ruf habe. Die Bahn, der Inhaber des Bahnhofsgebäudes, aber auch Bäckereien, Metzgereien und ein Cateringservice unterstützten mit Sachspenden die Arbeit. Und dann brächten auch immer wieder Menschen kleine Spenden vorbei. „Nutella ist der Renner“, sagte Gieles, aber auch Marmelade oder Margarine seien willkommen. Und es gebe Strickkreise, die jedes Jahr wieder selbst gestrickte Socken vorbeibringen.

Bischof Jung nannte es ein Paradox, dass sich gerade an den Bahnhöfen so viele Menschen begegnen und trotzdem nur aneinander vorbeigehen und sich nicht wahrnehmen. „Für mich war das nach meiner ersten Schicht bei der Bahnhofsmission wie ein Erweckungserlebnis: Ich habe plötzlich die Leute gesehen, die ich vorher nicht im Blick hatte“, sagte er. Kirche könne nicht alles selber machen, sie müsse aber Plattformen bieten, auf denen sich Menschen engagieren können. Seines Erachtens ist das Konzept der Bahnhofsmissionen hier vorbildlich: „Das ist ein Mitmachprojekt, bei dem sich jeder, der will, unabhängig von Konfession und Religion einbringen kann.“

bv (POW)

(0425/0081; E-Mail voraus)

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