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Bischof wünscht sich „Offenheit für neue Lösungen“

Rund 1400 Frauen und Männer bei KDFB-Diözesanwallfahrt in Fulda – Motto „Brot und Rosen“ – Bischof Jung: Möglichkeiten ausloten, um Mitverantwortung der Frauen in der Kirche in Deutschland zu stärken – Heilige Elisabeth als Beispiel für alternative Lösungen

Fulda/Würzburg (POW) Er erhoffe sich „Offenheit für neue Lösungen jenseits der bisher aufgeworfenen Fragestellungen“: Das hat Bischof Dr. Franz Jung bei der Diözesanwallfahrt des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) Würzburg am Donnerstag, 12. September, vor rund 1400 Frauen und Männern im Dom in Fulda gesagt. „Beim ,Synodalen Weg‘ geht es nicht um Zugeständnisse und Kompromisse nach dem Vorbild politischer Verhandlungen. Sondern wie beim Apostelkonzil wird es darum gehen, einander genau zuzuhören, um das Gehörte in geistlicher Unterscheidung und in seiner Vereinbarkeit mit der überlieferten Glaubenslehre zu erwägen“, erklärte der Bischof. Nicht zuletzt gelte es, nach dem zu fragen, was jetzt, in dieser Zeit, mehr dazu diene, dass Kirche wachsen könne und dass ihr Wachstum Frucht trage. Zugleich bat der Bischof um Wertschätzung und die Bereitschaft zur Versöhnung auch angesichts verschiedener Positionen. „Das gilt auch und hoffentlich für das Miteinander in unserem Bistum.“

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Viele Frauen waren der Einladung der Veranstalter gefolgt, in weißer Kleidung oder mit einem weißen Kleidungsaccessoire zu kommen. „Die Farbe Weiß symbolisiert für uns die Taufgnade, die uns allen, Frauen und Männern, gegeben ist, und sie steht auch für die Erneuerung unserer Kirche“, erklärte KDFB‑Diözesanvorsitzende Edeltraud Hann zu Beginn des Gottesdienstes. Sie wisse, dass nicht alle Frauen und Männer mit den Forderungen des KDFB, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) und anderer Gruppierungen einverstanden seien. „Aber das Christentum ist schon immer eine kämpferische Religion, und wir setzen uns ein für eine Kirche, die niemanden mehr ausgrenzt, die dialogfähig ist, und wir wünschen uns, dass unterschiedliche Meinungen respektiert werden und nicht zu Hasstiraden führen. Schließlich sind wir alle gemeinsam auf der Suche nach Gott.“

Das Motto der Wallfahrt – „Brot und Rosen“ – ist der Titel eines Liedes, das 1912 beim großen Streik von 14.000 Textilarbeiterinnen in Massachusetts entstand. Es erinnere bis heute an die uneingelöste Forderung nach gleichwertigen Lebensverhältnissen von Männern und Frauen, sagte Bischof Jung in seiner Predigt. Auch in der Kirche werde die Frage nach der Gleichberechtigung der Frauen jetzt mit großer Vehemenz diskutiert. So werde sich im Rahmen des „Synodalen Wegs“ ein eigenes Forum mit der Rolle der Frau in der Kirche beschäftigen. „Ich weiß, dass diese Diskussion vielen Frauen viel zu lange dauert, und ich kann ihre Ungeduld nachvollziehen. Ich weiß aber auch, wie schwer es sein wird, einen Konsens in dieser Frage zu erzielen“, sagte Bischof Jung. Seiner Einschätzung nach werde es keine schnelle Lösung in dieser Frage geben. „Denn die angesprochenen Fragestellungen berühren viele grundsätzliche Themen unseres Glaubens, die mitbedacht werden wollen.“

Doch könne man schon jetzt die Möglichkeiten ausloten, um die Stellung und Mitverantwortung der Frau in der Kirche in Deutschland zu stärken. „Und wir müssen uns fragen, wie man ein Bewusstsein für die Problematik schaffen kann, so dass diese Fragestellung, der wir derzeit in Deutschland nicht ausweichen können, auch auf weltkirchlicher Ebene Beachtung findet und der Erörterung für wert befunden wird“, erklärte Bischof Jung. Er persönlich erwarte sich von einem „Synodalen Weg“, dass er in einer geistlichen Atmosphäre stattfinde und nicht einfach „vorformulierte Forderungen unversöhnt aufeinanderprallen, sondern dass es zu einem geistlichen Abwägen kommt, bei dem sich am Ende vielleicht sogar ganz neue Lösungen abzeichnen“. Es gehe dabei nicht darum, nötige Diskussionen „abzuwürgen“, sondern um eine Haltung der Ergebnisoffenheit, die es zulasse, Neues und Anderes zu denken.

Die heilige Elisabeth von Thüringen zeige, wie solch überraschende Lösungen aussehen können. Elisabeth habe konsequent überkommene Rollenbilder durchbrochen und zu einer eigenständigen Form der Christusnachfolge gefunden, die zu ihrer Zeit absoluten Neuheitswert besessen habe, legte Bischof Jung dar. Die privilegierte Landgräfin, die Almosen an die Armen verteilte und Kranke pflegte, wurde nach dem Tod ihres Mannes selbst zur Bettlerin und suchte schließlich nach einer neuen Perspektive für ihr Leben. Sie ging nach Marburg und errichtete dort ein Hospital für die Armen. „Noch vor der Gründung eines franziskanischen Frauenordens ringt Elisabeth um ihre eigene Form, dem Charisma des heiligen Franziskus nachzueifern.“ Als „Schwester in der Welt“ habe sie nicht in einem klausurierten Frauenorden hinter hohen Klostermauern gelebt, sondern im Armenhospital unter Beachtung der evangelischen Räte in Armut, Keuschheit und Gehorsam.

Elisabeth sei mit großer Entschiedenheit und innerer Freiheit einen ganz eigenen Weg als Frau in der damaligen Kirche gegangen, sagte Bischof Jung. „Sie wird zu einem Hoffnungszeichen dafür, dass der Heilige Geist Gottes in seiner Kirche wirkt und den Menschen oftmals überraschend neue Wege weist, jenseits der Denkmöglichkeiten ihrer Zeit.“ Ihr Beispiel zeige, dass sich jenseits bestehender Alternativen auch andere Perspektiven auftun können, die einen zunächst dahin führen, wohin man gar nicht wollte, aber die sich dann als neue geistliche Lebensentwürfe erwiesen. Mit langem Applaus dankten die Gläubigen Bischof Jung am Ende des Gottesdienstes für seine Ausführungen.

Sie freue sich sehr über die große Zahl von Teilnehmern bei dieser Diözesanwallfahrt, sagte Hann nach dem Gottesdienst. „Wir fordern nichts Verkehrtes“, betonte sie. Wenn man gemeinsam auf dem Weg zu Gott sei, müsse man dialogfähig sein, auch wenn man unterschiedliche Meinungen vertrete. „Der Bischof hat sehr gut gepredigt. Man merkt, dass er sehr genau zugehört hat“, sagte sie. „Der Bischof hat sich sehr weit hinausgelehnt. Aber ohne den Segen von oben kann nichts bewegt werden“, sagte Elisabeth Kurz aus Mackenzell bei Fulda. Sehr gut gefiel ihr das Beispiel der heiligen Elisabeth: „Aus ihrer Intuition heraus hat sie etwas erreicht, was damals bahnbrechend war.“ Klara Ries aus Eußenheim-Bühler (Dekanat Karlstadt) war überrascht von der großen Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie sei bei vielen Wallfahrten und auch schon oft bei der KDFB-Diözesanwallfahrt gewesen. „Ich finde es gut, dass so viele da waren.“ Der Gottesdienst sei sehr beeindruckend gewesen, sagte eine Gruppe von Frauen aus Werneck. Der Bischof nehme die Menschen ernst und sei sehr menschlich.

Eine Gruppe vom KDFB-Zweigverein Forst (Landkreis Schweinfurt) suchte nach dem Gottesdienst das Gespräch mit Bischof Jung. Vorsitzende Gabi Gressel überreichte dem Bischof einen weißen Schal. „Es liegt uns daran, dass wieder Frieden einkehrt“, sagte sie und bat um Unterstützung bei der Aufarbeitung der Vorkommnisse in der Pfarrei. Bischof Jung hörte sich die Sorgen der Frauen an und versicherte ihnen, dass das Bistum den Versöhnungsprozess begleiten werde. Generalvikar Thomas Keßler hat bereits seine Begleitung angeboten und wird die Gemeindeberatung der Diözese zur Unterstützung beauftragen.

sti (POW)

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